Startseite » Milky Chance | 12.02.2014 | Werk II, Leipzig

Milky Chance | 12.02.2014 | Werk II, Leipzig

Milky-Chance-Sadneccessary-Album-Cover-2013_album_coverHype hin oder her, ehrliche, selbst gemachte Musik, die nicht nur im Radio, sondern auch live vor ausverkauftem Haus funktioniert, verdient ein Schulterklopfen. Wenn eine Band wie Milky Chance, die am 12. Februar 2014 im Leipziger Werk II waren, außerdem noch überraschen und ein wenig verzauberm kann, wird es schon mal ein Knicks.

Werk II, Halle D. Eine meterlange Schlange. Mädchen, vor allem viele minderjährige Mädchen, so einige davon – danach sah es jedenfalls aus – mit ihren Eltern. Wirklich überrascht ist man nicht, wenn man bedenkt, dass man vor einer Bühne auf eine Band wartet, dessen erste Single 2 Wochen Platz 1 der deutschen Charts war und dessen Sänger soooo süß ist.

Bevor aber Milky Chance eben diese Bühne betreten, gibt sich James Hersey als Vorband. James Hersey, das ist ein junger Mann, der am Mikrofonständer posierend, breitbeinig oder über die Bühne hüpfend Lieder über die Liebe singt. Könnte man meinen, eigentlich sind es aber nur Lieder über Frauen, und zwar ausschließlich über solche, die ihn verehren. Manchmal spricht James Englisch, mit versucht breitem amerikanischem Akzent, manchmal spricht er aber auch Deutsch – wie ihm eben danach ist. Abgesehen davon, macht James auch Musik, Musik zu der man ganz gut tanzen (und offenbar auch kreischen) kann, Musik, die hauptsächlich aus dem Mac-Book, eher unwahrscheinlich aber aus der Leadgitarre oder einem Mikro kommen. Musik, die man mit dem ersten Schritt vor die Hallen des Werk II wieder vergessen hat.

Ganz anders dagegen Milky Chance. Man will es bei dem ganzen Tohuwabohu um die Jungs kaum glauben, aber man kauft Clemens und Philip ab, dass sie Musiker sind, die Musik machen wollen.

Mal klingt es mehr nach Reggae, mal mehr nach Hip Hop, mal mehr nach Pop. Immer mit der einzigartigen Alte-Herren-Stimme von Sänger Clemens, seinem vertieftem Gitarrenspiel, dem gekonnten Knöpfedrücken und Schallplattedrehen von Philip und den Lichtspielereien auf der Bühne vor tristem Geäst, das an die Wand hinter die Jungs projiziert ist. Es entsteht eine Stimmung, die einen durch den Abend trägt.

about

Highlight des Abends ist für die meisten (der Mädchen, die eingangs erwähnt sind) natürlich „Stolen Dance„, wenn man aber ehrlich mit sich ist, hat man den einfach schon viel zu oft gehört. Wirklicher Höhepunkt ist, als Antonio, ein Freund der Beiden, die Bühne betritt und zu drei Songs des Albums „Sadnecessary“ Mundharmonika spielt. Wie kein anderer.

Unter anderem zu „Where to, miss?“, dem Titelsong zu dem gleichnamigem Filmprojekt einiger Studenten, für den Milky Chance den Soundtrack schreiben. Was in dem Video etwas untergeht, war live ein unglaublich einnehmendes, fast fünf-minütiges Klanggeflecht, das einen für einen kurzen Moment auch hat zu einem Fan-Mädchen werden lassen.

Was man auch als Arroganz und Desinteresse auslegen könnte, ist übrigens tatsächliches Überwältigtsein zweier noch sehr junger Typen, nur vor ausverkauften Hallen zu spielen. Eine Kostprobe ihrer Bodenständigkeit gibt’s in einem Interview mit der guten, alten LVZ zu sehen, inklusive Konzertausschnitten ihres Leipzig-Auftritts.

Dass sich Milky Chance weiterhin neu erfinden können, beweisen sie mit ihrem neuaufgelegten Video zu „Stolen Dance, das jüngst auf tape.tv Premiere feierte.

Also Hype hin oder her, ehrliche, gute Musik verdient den angekündigten Knicks.

Wir freuen uns über deinen Kommentar: