„Playground Princess“ ist zwar das erste Album der Formation MiNa, aber kein Debüt im eigentlichen Sinne. Denn hinter MiNa stecken mit Jaël Krebs und Luk Zimmermann zwei Musiker mit jahrelanger Erfahrung. Die Band Lunik, in der beide hauptberuflich spielen, existiert seit 10 Jahren und zählt in ihrem Heimatland, der Schweiz, zu den ganz Großen im Pop. Das letzte Album „preparing to leave“ erreichte sogar Platinstatus. Und dies obwohl die Musik Substanz hat, sich die Band immer wieder neu erfindet, jedes Album anders klingt und man für Liveauftritte alte Lieder gern mal komplett neu arrangiert. Trotzdem hat man sich mit MiNa ein weiteres Betätigungsfeld geschaffen, um die so entstandene Freiheit auskosten zu können.
i sorted all my things out
i’m ready for new ones to come
In den Beiden reifte die Idee, Musik abseits der festgelegten Bandpfade machen zu wollen. Das Studio zu einem Spielplatz machen zu wollen, auch ohne Rücksicht auf jegliche Erwartungen an das Ergebnis nehmen zu müssen. Diese Idee setzten sie im Laufe des letzten Jahres um. Denn Luk spielt nicht nur Gitarre bei Lunik, er produziert auch und besitzt ein eigenes Studio in Bern. Dort versammelte man also allerlei Instrumente um sich und nahm zum größten Teil nur zu Zweit das MiNa-Album auf. Und lies dabei der Phantasie freien Lauf. Und so entstanden im unbeschwerten Spielfluss Lieder von ganz besonderer Schönheit.
enjoy the rain while it falls
don’t complain about the drought afterwards
Da ist eben dieser musikalische Spielplatz. Vieles wurde ausprobiert, ungewöhnliche Lieder wurden erschaffen. Es ist wie eine Märchenlandschaft. Überall klingt und tönt es, ohne dabei zu viel zu sein. Manchmal hört man auch nur Jaël singen und dazu Gitarre spielen, manchmal steigert sich ein Lied zu einer weitläufigen Klangwelt. Die E-Gitarre kommt nur sehr selten zum Einsatz, meist reichen akustische Instrumente um das auszudrücken, was man erzählen will.
Dazu passt auch die angenehme Unvollkommenheit. Manche Lieder wurden im ersten Take aufgenommen. Das Unperfekte beinhaltet auch einen großer Reiz. So wie wahre Schönheit eben ist.
i’m living in between
two hours that could count
between the future and the past
between feelings that won’t last
Für eine Woche ließ man Pål Angelskår, den Sänger von Minor Majority, ins Studio. Und so entstand beispielsweise aus der Ballade „living in between“ ein wirklich einzigartiges Duett. Jaëls luftig leichter Gesang harmoniert so perfekt mit der klaren, festen Stimme Påls. Man könnte auf die Idee kommen, diese Zusammenarbeit müsse von langer Hand geplant gewesen sein. Tatsächlich kam es dazu absolut unvorhergesehen. Jaël war auf einem Minor Majority-Konzert, ohne die Band vorher wirklich zu kennen. Und sprach, durch eine Freundin dazu aufgefordert, Pål danach einfach an. Einige Monate später war man also gemeinsam im Studio am Werk und ging Ende letzten Jahres auch zusammen in Norwegen und der Schweiz auf Tour.
i’m sitting in a boat
in the middle of nowhere
i just don’t know where to go
and i never learned how to row
Die Geschichten, die erzählt werden, handeln vom Leben und von der Liebe. Vom richtigen Leben, mit allen Hoch und Tiefs. Davon, die Liebe zu suchen, zu finden, zu verlieren, verloren geben zu müssen. Die Texte sind größtenteils schwermütig, aber ohne dabei in Wehleidigkeit zu verfallen. Es steckt immer genauso eine Portion Zuversicht und Standhaftigkeit drin. Dabei schafft es Jaël die Worte jeweils so zu wählen, dass nicht alles offen dargelegt wird. Und trotzdem ist das Gesagte klar und geht direkt ans Herz. Es ist wie ein gutes Buch, in dem man sich selbst finden kann. Das nachdenklich macht, aber gleichzeitig Trost spendet und Glauben und Mut schenkt.
but i got winter in my soul
and i got summer in my knees
please don’t let me freeze
it’s dark here
Die angesprochenen Emotionen werden indes auf einzigartige Weise von Jaëls Stimme transportiert. Diese ist so vielfältig und facettenreich wie kaum eine andere. Mal ganz zart und zerbrechlich wie in „man from the past“, dann dominant und hochmütig wie in „praying mantis“. Mal schwebt sie wie ein graziler Lufthauch dahin („sleeping on a butterfly“), mal tanzt sie freudig erregt durch den Raum („what it means to you“). In „i’ll be yours“ schwingt dagegen die ganze Desillusion und Bedrückung mit, während der Gesang in „lying b-side u“ wiederum viel Wärme und Zuneigung ausstrahlt.
tonight i’m sleeping on a butterfly
tie it to a ballon
and watch it reach the horizon
it is gone now
Umkleidet wird die Musik dazu von einem wunderschönen CD-Cover und liebevoll gestaltetem Booklet. Im gleichen Stil ist auch die Bandhomepage angelegt. Überhaupt ist MiNa ein Gesamtkunstwerk, denn auch für ihre Liveauftritte haben sich Jaël und Luk einiges einfallen lassen. Wovon man sich voraussichtlich im Herbst auch in Deutschland überzeugen kann, wenn denn das Schaukelpferd und die Schmetterlinge über die Grenze gelassen werden.
„Playground Princess“ erscheint am 25.4. bei Silversonic Records.
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