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Miss Autopsy – The Hill

Es gibt derzeit viele Bands, die aus den Staaten kommen und versuchen, mit melancholischer Rock/Folk-Musik in Europa Fuß zu fassen. Und dieser Ansatz wird auch auf Miss Autopsys dritter Platte „The Hill“ deutlich. Mit einem feinen Unterschied: Dies ist ein One-Man-Projekt. Und dieser Typ hats wirklich drauf, im Vergleich zu manch anderer Musik, die so über den Atlantik zu uns geschwappt kommt.

„I did what I could – But that’s what they all say.“

Eines vorweg: Düster ist sie, diese Platte. Wer in letzter Zeit Tiefschläge erlebte, dem sei es auf jeden Fall nicht ans Herz gelegt, sich „The Hill“ zuzulegen. Es sei denn, man fühlt sich bestätigt, wenn jemand hasserfüllt und vzerweifelt von seinem Leben und der Liebe singt und zuletzt nicht selten das Thema Sebstmord anspricht. Doch zu den Texten später mehr.

Anfänglich stellt sich natürlich die Frage: Wer ist denn überhaupt dieser Typ, der da hintersteckt, hinter dieser Musik? Sein Name ist Steve Beyerink, er kommt aus Iowa und lebt nun in Chicago. Als Einflüsse nennt er Bands wie Radiohead und Joy Division und betont, dass er nicht danach klingen will, sondern nur den Wunsch verspürt, die gleichen Gefühle auslösen zu können, die ebendiese Musik bei ihm auslöst. Seine ersten beiden Alben waren noch um einiges abstrakter als das aktuelle Nachfolgewerk. Steve sagte selbst, dass von 100 Menschen, die diese Musik gehört hätten, wohl um die 95 irritiert das Wegschalten bevorzugt hätten – Und er sieht sogar sowas als Bestätigung seiner Einzigartigkeit.

Doch von diesen alten Prinzipien ist Miss Autopsy inzwischen etwas abgewichen. Ob unbewusst oder nicht, das aktuelle Album ist um einiges greifbarer als die Werke davor. Singer/Songwriter-Musik, gepaart mit Synthesizern und elektrischer Gitarre, einigen Blues-Vocal-Effekten und einer zweiten Person, die diesmal an den Drums mithilft: Jason Garner von The Paper Chase. Geht gut ins Ohr und lässt sich angenehm anhören, vor allen Dingen da Steves Stimme auch sehr überzeugend rüberkommt.

Klingt soweit nach einer wunderschönen Platte – Wären da eben nicht diese depressiven Textstellen, die – dann auch entsprechend düster musikalisch untermalt – dem Hörer ganz schön das Rückrat brechen können. In „Telephone Song“ heißt es zum Beispiel:

„If I had a gun, I’d hold it all the time,
open the chamber, put a single bullet inside
and play a little game of chance, just for the fun.
That is why I don’t have a gun!
If I had a knife, I’d cut a hole and reach in my chest,
still hold my heart in my hands by the time they find me.
Yes, it’s a tempting way to die!“

Texten dieses Habitus soll man auf der Platte regelmäßig begegnen. Geschichten über Liebe und Hass, gebrochene Herzen, Zweifel und daraus resultierenden selbstmörderischen Gedankenzügen. Untermalt mit der Stimme von Steve, die stellenweise bricht und zittert, kommt das Ganze doch sehr authentisch rüber. Um nicht zu sagen: Ziemlich Conor Oberst – esque, dieses Schema.

Insgesamt also eine wirklich schön gemachte Platte. Nur eine Sache lässt sich wirklich bemäkeln: Was um Himmels Willen hat dieses Album im Sommer zu suchen. Herbst wäre ein passenderer Releasepunkt gewesen. Aber bei der Intensität wird man sicher auch einige Monate später noch Gefallen an diesem Album finden können!



VÖ: „The Hill“ ist seit dem 11.07.2008 auf Lens Records erhältlich.

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