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Monotekktoni – Different Steps To Stumble

Monotekktoni, das ist Tonia Reeh aus Berlin. Ja, dahinter steckt wirklich nur eine Person, selbst wenn die Musik so von verschiedenen Schichten durchdrungen ist, dass man sich eine ganze Band dahinter denken würde. Mit „Different Steps To Stumble“ bringt sie nun schon ihr viertes Album heraus, gerade mal ein Jahr nach Veröffentlichung des Vorgängers. Und diese Rastlosigkeit spiegelt sich auch in der Musik wieder.

„Don’t turn it into a noise.“

Tonia Reeh erlebte während des Entstehungsprozesses der Platte einen bedeutenden Umschwung: Sie musste ihren Wohnort ändern, da angrenzende Nachbarn den „Lärm“ nicht ertrugen. Unter anderem daraus resultierte einerseits diese gehörige Wut, die man der Platte anmerkt, andererseits aber auch die Motivation, es nun erst recht – und erst recht SO – durchzuziehen.

So ist das Album erneut genau von dem charakterisiert, das man auch an vorherigen Montekktoni – Alben schon so schätzte: Einflüsse aus Aggression, Depression, Paranoia, Entfremdung, Hass auf gesellschaftlichen Druck. Aber auf der anderen Seite ist das Album auch geprägt von Geschwindigkeit, Progress, inspirierendem Wahnsinn, leidenschaftlicher Hingabe und der Ironie, die in dem System mitschwingt. Technisch gesehen besteht ebendies aus elektronischen Klängen, erzeugt lediglich von Synthesizern, DJ Mixern, Overdrivern, 4-Track und einem Megaphon. Es ist elektronische Musik, aber ganz ohne Computer produziert! Zum favorisierten Effekt des Repertoires gehört definitiv der Verzerrer, was die Musik aber nicht zerstört, sondern nur den gesunden Gegenpol zu den melodischen Anteilen der Musik bildet. Darf ich Radiohead oder PJ Harvey als Vergleich heranziehen…?

Auch der Gesang darf gut und gerne mal dem Verzerrer zum Opfer fallen. So tun sich viele Möglichkeiten auf: Einmal wirkt der Gesang Disco – esque, dann wieder kreischend, hallend, scheppernd. Eine Stimme, die uns eindringlich deutlich macht: Hier gibt es etwas mitzuteilen, hört hin. Und auch die Texte fügen sich diesem auffallenden Eindruck:

„Ich kann es nicht fassen, dieser Egoismus, der immer mit muss.
Oh Gott, er hat mich auch, hier, es knallt.
Die Scheibe birst, es bricht auch der Dachfürst.
Es stirbt der Krieger, es stürzt der Flieger.
Bis dann, Krieg, komm bald wieder.
…Nicht stolpern, bitte.“

Es ist insgesamt ja doch eher selten, dass Frauen sich in die elektronische Musikszene wagen, die immer Männerdomäne war. Aber selbstbewusste Frauen wie Tonia Reeh sind der Beweis dafür, dass solche Klischees längst abgehakt werden können. Wenn der Rausch der Zeit sie auch weiterhin solch fantastische Releases gestalten lässt, dann verfolgen wir diesen Weg nur allzu gerne weiter.


VÖ: „Different Steps To Stumble“ erscheint am 19.09.2008 auf Sinnbus.

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