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Moser – Moser

Einen knappen Monat nach dem Erscheinen von Jochen ArbeitsArbeit: Solo“ legt nun mit Rudolf Moser ein weiteres Bandmitglied der Einstürzenden Neubauten eigenes Songmaterial inform eines Soloalbums vor. Mit dem schlichten und knappen Titel „Moser“ erschien vor einigen Wochen das Debüt des Mannes, der seit über zehn Jahren als stilisierter Dandy an den Percussions der Berliner Experimentalisten steht.

16 Song-Miniaturen haben Eingang auf Mosers Debütalbum gefunden. Es sind allesamt Instrumentalstücke, selten mit einer Spieldauer, welche die Grenze von zwei, drei Minuten durchbricht. Sie sind Ergebnis der Kompositionsarbeit, die Rudolf Moser seit mehreren Jahren für Film und Werbung betreibt. Aus diesem Fundus schöpfend machte er sich in den vergangenen Monaten daran, im Alleingang die Ergebnisse seiner „Forschungsarbeiten“ einzuspielen. Dabei geht es in der knappen Dreiviertelstunde unerwartet sphärisch zu.

„In einer andere Welt abtauchen“ ist bei der Beschreibung vieler musikalischen Werke zur hohlen Phrase verkommen – doch scheint sie hier zum ersten Mal wirklich angebracht. Sobald sich das erste Stück „Plateau“ entfaltet, das in „Baikal“ seine Reprise erfährt, fühlt man sich als Zuhörer dem Alltag entrissen: als würde man in einen tief blauen Ozean versinken, das Tageslicht der Oberfläche wird immer knapper – doch man spürt keine Angst, sondern lässt sich vom warmen Wasser treiben. Genau dieses Bild schwebte mir beim ersten Hören vor Augen. Und es ist auch bei der weiteren Begegnung mit Mosers Klangkompositionen faszinierend wie diese reich an Bilder sind. Die Miniaturen erhalten dabei im Dämmerlicht oder beim abgeschotteten Hören unter dem Kopfhörer noch einmal eine ganz andere Erfahrungsdimension!

Bei Liedern wie „The Arrival“ oder dem treibenden „Gold“ bemerkt man dann doch ziemlich schnell, dass hier der Schlagzeuger der Einstürzenden Neubauten am Werk ist. Immer wieder scheinen profane Klänge und Töne auf, die man aufgrund ihrer charakteristischen Eigenheit wiedererkennt, hinter denen man bekannte Instrumentkonstruktionen vermutet, so zum Beispiel bei „3 Juni„.

Dennoch überrascht das Album dadurch, dass es mehr die beinahe meditativen Ambient-Klänge sind, die seinen träumerischen, entrückten Charakter zum Großteil ausmachen. Rudolf Moser präsentiert sich als innovativer Klangtüfftler, der auch über das Schlagwerk hinaus, seine Berufung findet. Das Album endet mit dem siebenminütigen melancholischen Klavierstück „Ich“: Dieser Musiker fasziniert immer wieder auf’s Neue.

Moser“ erschien am 14. November 2008.

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