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MTV Campus Invasion | 28. Juni 2008 | Jena

Die Jenaer Universität feierte dieses Jahr ihren 450. Geburtstag. In Jena studieren momentan über 26.000 Studenten, angesichts gut 100.000 Einwohnern also ein sehr hoher Anteil. Diese Stadt vereint junges Leben und reichhaltige Historie wie kaum eine andere. Früher trafen sich hier Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, heute kommt MTV zur Campus Invasion. Und hat Grand Avenue, Nada Surf, Patrice, Jennifer Rostock, Madsen und die Kaiser Chiefs im Gepäck.

Auf dem Jenaer Eichplatz, mitten in der Altstadt und direkt neben dem markantesten Gebäude Jenas, schlug MTV seine Zelte auf. Gut 7.500 Besucher erwartete man, die auch nach und nach eintrafen. Bei der ersten Band Grand Avenue war das Publikum noch nicht ganz so zahlreich. Und man nahm den farblosen Poprock der Dänen eher apathisch hin. Obwohl man sich auf der Bühne durchaus Mühe gab, zu animieren. Mit den üblichen Mitteln eben, ein wenig Vorklatschen, etwas über die EM erzählen und Wurfgeschosse (in diesem Fall Frisbees von einem der vielen Sponsoren) anfordern.

Nachdem Bassist Daniel Lorca endlich die Band gefunden hatte, durften auch Nada Surf dem Publikum ihre Musik darbieten. Der Schwerpunkt lag bei den schnelleren Songs und auf dem neuen Album. So wurden mit „I Like What You Say“, „Weightless“, „Whose Authority“ und „See These Bones“ vier Lieder des aktuellen Albums dargeboten. Der Teil des Publikums, der sich auf diese Band gefreut hatte, feierte den Auftritt ab. Der Rest nahm das Geschehen eher gleichgültig hin.

Partice schaffte es dann mit seiner Sommermusik wirklich den Großteil des Publikums zu erreichen. Seine nette Mischung aus Reggae, Funk, Hip Hop und R’n’B, zusammen mit seiner charismatischen Stimme erzeugte eine entspannte, freundliche Stimmung.

Dann wurde es langsam spannend. Immer mehr Menschen wuselten vor, auf und hinter der Bühne herum. Denn die Live-Übertragung sollte beginnen. Nächster Programmpunkt war der Auftritt von Jennifer Rostock. Deren Ankündigung schon im Vorfeld dafür sorgte, dass sich auch viele Studenten, besonders die älteren Semesters, überhaupt zur Campus Invasion aufmachten. Denn die ausgefeilte Musik mit ihren hochintelligenten Texten dieser Band wollte niemand verpassen. Unterhaltung mit Niveau, nicht nur dämliches Geschrei mit stumpfsinniger Lärmkulisse, wie sie so manch andere Band bietet und das Ganze dann als Musik verkauft. Und Jennifer Rostock wurden ihrem Ruf auch völlig gerecht.

Madsen waren sowas wie die echten Gewinner bei dieser Veranstaltung. Nicht nur weil sie die beste EM-Ansage inkl. Lied („Gute Freunde kann niemand trennen“) hatten. Nein, sie hatten auch sofort das Publikum auf ihrer Seite, ohne sich dafür verbiegen zu müssen. Und sie stellten einmal mehr unter Beweis, dass sie eine der besten deutschsprachigen Rockbands dieser Zeit sind. Ihre mitreißende, durchdachte Musik mit den hintergründigen, sehr fein konstruierten Texten ist live dann auch immer noch mal ein Stück besser, weil kraft- und eindrucksvoller, als auf CD. Und so waren die Feuereffekte auf der Bühne gut anzuschauen, aber das eigentliche Feuerwerk fand zwischen Bühne und Publikum statt und wurde vom Medium Musik transportiert.

Höhepunkt und Abschluss sollten dann die Kaiser Chiefs darstellen. Leider gelang dies nur bedingt. Sie hauten zwar einen Knaller nach dem anderen raus und das Publikum nahm dies auch gern an und ging dazu ab. Auch wenn man zu keinem Zeitpunkt das „Bitteschön“-„Dankeschön“-Spiel verstanden hatte, wie es sonst bei einem Kaiser Chiefs-Konzert üblich ist. Aber Sänger Ricky Wilson schien bei genauer Betrachtung nicht mehr so fit gewesen zu sein, wie noch im Laufe des Tages. Er zog sein Programm inkl. Bühnenkletterei und Bierstand-Invasion zwar tapfer, aber energielos durch. Auch sein Gesang wirkte gegen Ende mehr und mehr gequält. Immerhin wurde auch ein ganz neues Stück gespielt, namens „You Want History“. Welches sich, mit einer großen Portion an 80er Dancepop ausgestattet, von den bisherigen Stücken abhebt und auf ein interessantes drittes Album hoffen lässt.

Leider war das Publikum in Wirklichkeit nie so aktiv, wie es im Fernsehen den Anschein hatte. Und leider gab es auf dieser Veranstaltung kein gutes, einheimisches Bier und Bratwürste, dafür aber jede Menge Marketingaktionen, mit denen man als Besucher bombardiert wurde. Irgendwo ging dabei auch die Musik verloren, leider. Aber es gibt ja noch andere Veranstaltungen in Jena, bei denen dann wieder die Musik im Vordergrund steht. Immerhin wurde an diesem Tag auch die KulturArena eröffnet.


Die Bilder von der Campus Invasion gibt es hier.

6 comments

  1. Freda says:

    da hätte ich mir J.R. auf dem Southside wohl doch mal bis zum Ende ansehen sollen.. ;)

  2. Danny says:

    Auf jeden Fall, ich ärgere mich auch schon wie bolle.

    Mein Bruder hat ja gemeint, ich sollte lieber dazu schreiben, dass das Ironie ist. Aber ich glaub ja schon, dass man das erkennen sollte. Obwohl, bei Jennifer Rostock-Fans weiß man ja nie…

  3. Freda says:

    ach, in Relation derer, die es davon bis zu dem Absatz schaffen, lohnt sich, glaube ich, der Aufwand nicht.. (ob ich dafür gehauen werde?)

  4. Danny says:

    Keine Angst, die sind alle ganz lieb. Bei der Wall of Death am Samstag (auch Todesmäuerchen genannt) sind die ganz zart ineinander gerannt. Das hatte was von Gruppenkuscheln.

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