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Musikschutzgebiet 2010

Am vergangenen Wochenende jährte sich das Musikschutzgebiet auf dem Grünhof bei Homberg/Efze zum sechsten Mal. Nachdem sich das Festival, das vom gleichnamigen Verein organisiert wird, im letzten Jahr beachtlich vergrößert hatte, waren die Erwartungen an die diesjährige Ausgabe ebenso gestiegen und man rechnete mit wesentlich mehr Besuchern als im Vorjahr.

Am Freitag eröffnete auf traditionelle Weise eine lokale Band das Festival, bevor es im Abendprogramm überwiegend mit einer Mischung aus Hip Hop und Elektro weiter ging. Erster Höhepunkt des Abends war neben Tim Plus & der Plusband definitiv die Band Emma, die mit ihrem Mix eben dieser zweier Stile stark an Musik à la Uffie erinnerten. Da man bei der Kälte trotz der Zwiebelkleidung unglaublich fror, blieb es ein Wermutstropfen, dass man von Regen glücklicherweise verschont blieb. So konnte man die Bands auf der open-air Bühne im Innenhof des Geländes genießen und bei ComixXx & KnixX zum ersten Mal ausgelassen tanzen. Es schlossen sich Plemo & Rampue an, das Audiolith-Duo, das die aufgetauten Besucher letztlich warm werden ließ und nach einem Set auf der open-air Bühne mit einem Dj-set von Daniel in der Scheune bis tief in die Nacht begeisterte.
Viele hatten ihre Zelte trotz des schlechten Wetters aufgebaut und blieben über Nacht auf dem Grünhof. Nicht Wenige verließen das Festivalgelände jedoch auch und entschlossen sich der Kälte zu entgehen.

Am Samstagnachmittag folgte eine breite musikalische Mischung. Square trotzten mit ihren freien Oberkörpern dem Regen, der eingesetzt hatte und boten eine knappe Stunde Ska auf der open-air Bühne. Die dem Festivalpublikum eher unbekannten The Fog Joggers gefielen einigen überraschend gut. Um 18 Uhr trat die Band auf die Hauptbühne, die von Vielen zurzeit als das nächste große Ding bezeichnet wird: Oh, Napoleon begeisterten bei ihrem ersten Festivalgig mit der schönen Stimme ihrer Sängerin, wurden aber nach einer guten halben Stunde zu eintönig und langweilten das Publikum zum Teil. Hardcore-Fans kamen dank Ten Volt Shock auf ihre Kosten. Mit Mega!Mega!, einer Band, die gerne betonte aus Berlin zu kommen, feierten die ersten Besucher dem Samstagabend entgegen und begeisterten sich für die Mischung aus Gitarrenklänge, Elektro und prägnanten Texten. Als erster Höhepunkt des Abends wurde The Sea mit großen Erwartungen ersehnt. Mittlerweile hatte sich der Grünhof sehr stark gefüllt, doch nicht alle konnte das britische Duo mit ihren Klängen überzeugen. Zu sehr fühlte man sich an Riffs von den Arctic Monkeys oder The Kooks erinnert. Zu wenig Nähe zum Publikum schadete der Stimmung. All das ließ Bird Berlin jedoch wieder in Vergessenheit geraten. Der Frontmann von The Audience, mit denen er im vergangen Jahr auf dem Musikschutzgebiet spielte, hatte schon auf der early-bird-Party im Januar mit seiner Show in hautenger Leggings überzeugt. Die Scheune war restlos ausgefüllt, jeder wollte den in Szene gesetzten Astralkörper des Sängers bewundern und den tiefsinnigen Texten lauschen. Ein Mitglied des Organisationsteams mit ähnlicher Statur gesellte sich zu Bird Berlin auf die Bühne und machte dadurch auch am folgenden Tag noch von sich reden. Dank der instrumentallosen aber sehr sinnlichen Zugabe, die das Publikum gesamtheitlich in Ekstase versetzte, wird dieses Konzert dem unvergessen bleiben.

Die weniger zur Konversation mit dem Publikum aufgelegten Mintzkov spielten ein souveränes Konzert gegen Mitternacht und machte einen guten Abschluss als letzte instrumentelle Band am Samstagabend, an die sich die Dj-Sets von Basti Fabel und Der Schmeißer sowie der Manhatten-Indie-Wednesday anschloss, die die Festivalbesucher ausgelassen gen Morgen feiern ließen.

Der Sonntag war nach musikschützender Tradition auch dieses Jahr mit einem Programm im Singer/ Songwriter Genre angelegt, sämtliche Sofas wurden wieder vor die open-air Bühne getragen. Der entspannten Stimmung trugen die Konzerte von Almost Acoust und dem größten Teils bekannten My Friend The Fawn bei. Den aus Schweden angereisten The Late Call und Björn Kleinhenz lauschte das Publikum, das zum ersten Mal am Wochenende ein wenig Sonnenschein genießen durfte, mit Vergnügen, bevor Golden Kanine die Reihe schwedischer Künstler am Sonntag und auch das Festival beendeten. Zuvor feierte man gemeinsam das Gelingen des sechsten Festivals und würdigte die Organisation und das zugehörige Team sowie sämtliche Helfer.

Publikumsfreundliche Preise, ein ausgewogenes Line-up zwischen regionalen und bekannten Bands, eine sehr familiäre Atmosphäre und die einzigartige Kulisse sind neben dem Rahmenprogramm lokaler Größen wie der Hot Cheese Crew die Faktoren, die das Musikschutzgebiet auszeichnen und populär machen. Das Besondere, ein Festival wie dieses in dem schier endlosen Grün bei Hombergshausen zu beheimaten und damit regelrecht die Party in die Pampa zu holen anstatt der Gegebenheit nachzutrauern, nur tolle Konzerte jenseits der Kleinstädte Nordhessens besuchen zu können, bewährt sich jedes Jahr aufs Neue und lockt zunehmend Besucher und Künstler.

Trotz des schlechten Wetters ist das Musikschutzgebiet Festival auf dem Grünhof auf dieses Jahr zum verdienten Erfolg geführt worden. Und obwohl vielen das musikalische Programm eher unbekannt war, sieht man gerade gemessen an diesen Umständen, wie viele dem Festival die Treue halten und diese äußeren Einflüsse unbeachtet lassen. Wie immer freut man sich schon auf das nächstes Himmelfahrtswochenende und kann sich sicher sein, alles so vorzufinden, wie man es verlassen hat: Auch wenn sich das Festival ändert und immer größer und professioneller wird, bleibt die Atmosphäre bestehen-etwas, dass sich die ganz großen Festivals noch abschauen können!

One comment

  1. Momo says:

    Woooooord! Die Atmosphäre ist wirklich einmalig! Wofür viel zu viel Kohle ausgeben, wenn das Gute so nah und sooo günstig ist!

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