Sitzen Bruder und Schwester im Zugabteil. Harmonisches Bild vor den wechselnden Landschaften. Gitarre und Ukulele im letzten Licht des Tages. Am nächsten Morgen ist „Sie“ verschwunden. Oder war sogar nie wirklich anwesend? My Sister Grenadine aka Vincenz Kokot (Polaroid Liquide/Kashu) entwirft Fragmente, die so stabil und sicher wirken wie aus den Schienen gesprungene Räder. Nur klingen sie entscheidend schöner.
Um wenigstens das vorweg zu nehmen. In Fleisch und Blut hat es sie nie gegeben, die besagte Schwester Grenadine. Männern samt Ukulele eilt ja nicht selten ein etwas eigener Ruf voraus. Vincenz Kokot schuf sich seine Protagonistin allerdings aus gutem Grunde. Denn wer teilt nicht gerne selber seine Impressionen, Blickwinkel, Momente aus Sekundenschlaf oder Sekundenkleber. Anders als auf wohl durchstrukturierten Schienennetzen verzichtet der Berliner Songwriter jedoch auf klassisches Liedformat. Dass der mitunter spröde Gesang dazu nicht eben mit dem Volumen eines Bordgetränkeverkäufers auf den Gang hinaus schallt, versteht sich da fast schon von selbst. Fingerpicking durch vier Jahreszeiten. Auf kompakte 25 Minuten beschränkt sich die Fahrt. Am Ende verflüchtigt sich die Stimmung beinahe unbemerkt. Als habe jemand plötzlich lautlos in unbeobachtetem Moment die Abteiltüre von außen geschlossen. Als drücke man sich nun selbst die Nase an der kalten Scheibe platt. Als zöge jemand von Innen die Vorhänge vor. Thank you for travelling with Sister Grenadine.
My Sister Grenadine – „Shine In The Dark“ erscheint am 18. Juli bei Solaris Empire (Broken Silence).