Nachlader ist das Projekt von Daniel Baumann. Der Berliner hat mit „Bock auf Aphorismen“ 2005 sein Debütalbum herausgebracht und zieht nun mit dem Zweitlingswerk „Koma Baby Lebt!“ nach. Wie schon beim ersten Album versucht er es, den Spagat zwischen Sozialkritik und Wortwitz in tanzbarer Musik zu verpacken.
Und das ist ihm gelungen. Die Musik lässt sich am besten als elektronisch angehauchte Popmusik beschreiben. Die Gitarre gibt ebenso den Ton an wie der Synthesizer. Beim Intro des Songs „Milch Und Eier“ denkt man sogar kurzzeitig, man wäre bei einer DAF-Coverband gelandet. Passend zur Musik wird ab und an auch mal Gesang verzerrt („Air Italia“). Apropos Stimme: Solch eine Lässigkeit im Gesang wie hier bringt ansonsten nur ein Carsten Friedrichs von Superpunk mit sich. Aber was die Musik erst zu dem macht, was sie ist, sind die Texte des Albums. Jeder Satz ein Treffer. Daniel Baumann beschreibt den tristen Alltag mit seinen Tücken und verpackt ihn in eine Sprache, die direkt und trotzdem nicht simpel ist. Dazu werden hier und da Gesprächsamples aus Situationen eingebaut, die jedem von uns bekannt vorkommen dürften und es wird ausgiebig berlinert. Ironie wird ebenso groß geschrieben wie eine gesunde Portion Ernsthaftigkeit.
„Wir kommunizieren nie. Wie interagieren irgendwie.
Wir kooperieren nicht. Wir perfektionieren unsere Sicht.
Wir interpretieren schlecht. Wir argumentieren ungerecht.
Wir pauschalisieren viel. Wir korrespondieren ohne Ziel.“
Nachlader erfindet mit „Koma Baby Lebt!“ das musikalische Gefilde, in dem er sich bewegt, nicht neu. Es wurden bekanntermaßen schon zu viele Räder erfunden und aus dem Boden gestampft. Nichts desto trotz macht diese Musik Spaß und bringt eine ganze Menge exzellenter Zitate mit sich. Im Song „Kommt mit“ heißt es nicht umsonst: Keine Krise ohne Slogan, keine Kriege ohne Claim.
VÖ: „Koma Baby Lebt“ erschien am 30.04.2010 auf Boing Boing.