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Navel – Neo Noir

Normalerweise würde man einer Band, die von Anfang an den Vergleichen mit Nirvana ausgesetzt war, heute nicht mehr viel zutrauen. Navel aber haben schon immer ihr eigenes Süppchen gekocht und schwimmen sich nun endgültige frei von alten Grunge-Anleihen.
Mit beklemmender Stimmung und einem allgemeinen Hang zur Finsternis in ihrer Musik kesseln sie den Hörer ein und geben sich selbst eine volle Dröhnung aus Noise und dreckigen Rock and Roll. Ob das auf vierzehn Tracks gut geht?


Navel
aus der Schweiz haben stets hart gearbeitet und Überzeugungsarbeit geleistet. Gegründet im Jahr 2003 geht es spätestens ab 2006 vorerst durch die Decke. Sie spielen zahlreichen Shows und arbeiten sich in das Vorprogramm namhafter Bands wie den Queens of the Stone Age. Dort passen sie mit ihrer stampfenden, atmosphärischen und teils sehr psychedelischen Musik auch bestens hin. Erst als ihr Label den Kampf gegen die wirtschaftliche Schieflage aufgeben muss, gibt es 2010 zum ersten Mal einen spürbaren Bruch. Aber auch der wurde offensichtlich schnell kompensiert.

Neo Noir ist also der gelungene Neu-Start im Jahr 2011 und die Wiederaufnahme der alten Fährte. Dass sie einen guten Riecher fürs Songwriting und Melodien haben, beweisen sie gleich mit ihrem zweiten Song Speedbox, der alles hat, was ein gesunder Alternativ-Song,der nebenbei auch noch auf den Tanzflächen der Welt schielt, braucht.
Und ja: Sie klingen ganz stark wie Black Rebel Motorcycle Club! Und das ist ein großes Kompliment. Während benanntes Speedbox oder andere gelungene Songs wie z.B. Blues on my Side (wunderbar ausladender Endteil!!!) recht nahbar und stimmungsvoll sind, bleiben anderen Songs gänzlich unzugänglich. Der Grund? Das Album wirkt stellenweise wie durch einen fiesen Filter gezogen, der dem Sound zum einen jegliche Wärme nimmt (oder vielleicht auch nehmen soll?), was nicht schlimm wäre, aber gleichzeitig entsteht beim Hören immer wieder der Eindruck, dass die Musik leblos an einem vorbeifließt. Dahinter verbirgt sich vermutlich ein Kunstgriff, der das Gesamtkonzept des Albums zusammenhalten soll. Nicht umsonst wirkt das Cover von Neo Noir wie ein Abbild von Tristesse und Endzeitstimmung. Nicht umsonst tragen die Songs Namen wie Black Days. Der Sound aber, der alles das unterstreichen soll, wirkt unglaublich gleichförmig und verliert so oft die Emotionalität, die Sänger Jari Andermatt mit seiner Stimme und seinen Texten sicher heraufbeschwören möchte. Und wenn das gelingt, wie im akustisch veranlagten It´s the road that makes the Song, dann wird auch klar, dass Navel einen weiten musikalischen Horizont bedienen.
Aber am Ende muss man jedoch feststellen, dass das Album auf die Dauer von vierzehn Songs nicht funktioniert. Da ist zu viel Material und zu wenige Höhepunkte. Vielleicht haben sie auch deshalb zwei Coverversionen (Hunger Child BluesTownes van Zandt und Rockin´ In The Free WorldNeil Young) eingestreut. Die sind ganz nett, aber lassen den Eindruck des Albums noch ambivalenter erscheinen. Das nächste Mal wieder mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeit und die Hinwendung zu einem homogeneren Sound. Dann wird alles gut.

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