Dies ist eine Geschichte von zweien, die auszogen, um der Welt zu zeigen, was ihre eigenwillige Auffassung von Kunst ist. Möglicherweise tranken sie dabei zu viel Wein und skandierten lauthals durch die Gänge ihrer Hochschule – Wie sonst könnte das nunmehr vierte Album von Phantom/Ghost den Namen „Thrown Out Of Drama School“ tragen? Vorstellbar ist so gut wie alles, wenn Thies Mynther und Dirk von Lowtzow zusammen musizieren.
Klar, Dirk ist den meisten als Sänger von Tocotronic bekannt und Thies steht bei Superpunk und Stella am Keyboard. Aber die Spannweite reicht noch um einiges weiter. Ihr größenwahnsinniges Freizeitprojekt Phantom/Ghost hatte immer einen ganz anderen Charme und ließ sich niemals zu den genannten Bands in die Rock-, oder Pop-Ecke postieren. Das ist auch bei dem Neuling noch so, selbst wenn die Musik nun in eine ganz andere Richtung gehen mag. Vorbei mit Geistern und Spuk, das Phantom und der Geist werden greifbar.
Was sich beim Vorgängeralbum „Three“ schon leise ankündigte, wird nun zum Konzept: Der Fokus ist auf Gesang und Piano gelegt. Man spürt förmlich, wie sich im Opener „The Charge Of A Light Brigade“ der schwere Vorhang hebt und sich die einfühlsame Stimmung nach und nach ins Rampenlicht schiebt. Der meistens tiefe Gesang Dirk von Lowtzow’s erhält vollkommene Aufmerksamkeit und schmeichelt sanft dem Hörer – Man bekommt schon jetzt Lust, die erste Flasche Champagner zu öffnen, die Augen zu schließen und sich im Ohrensessel zurückzulehnen. Doch beim Titeltrack packt einen dann schon die Tanzlust angesichts der ausgelassenen Stimmung. Auch „All Manner Of Thing Shall Be Well“ und speziell „The Beautiful Fall“ können diese Glückseligkeit noch erhalten und in „Ornithology“ erhält der Aspekt einen kuriosen Höhepunkt: Dirk und seine Duettpartnerin für die Platte, Michaela Meise, erheben ihre Stimmen zu einem federleichten Singsang über stolpernd hüpfendem Klavier, bei dem man sich gar nicht mehr so sicher ist, ob nun der Gesang der Melodie folgt oder andersherum. Es passt perfekt zum Titel und man kann sich dieses Lied unumwunden im Soundtrack irgendeiner Disney-Verfilmung vorstellen, was gar keinen faden Beigeschmack haben soll, sondern künstlerisch schon eine ganz beachtliche Leistung ist. Selbst die dunkleren Stücke „The Process (After Brion Gysin)“ und „Miami“ bei stellenweise zutiefst verbitterten Texten lassen noch eine fühlbare Freude durchscheinen, die es so bei Phantom/Ghost noch nie gab. Das Ganze gipfelt im Cover zu „You’re My Mate“ von Right Said Fred. Der Beweis, dass man selbst aus dem objektiv betrachtet größten Schund noch gigantische Ideen herauskitzeln kann. All I wanna do is get drunk here with you!
„I was thrown out of the industry for being what I used to be.
Call me kind of shadowy, not easy to be caught…
It was a different road that I chose and I still wonder where it goes.
Along the easy path I went, loitering with intent!“
Fest steht: Wer dieses Album hört, findet sich irgendwo anders als im Alltag wieder – Und kann trotzdem eine Weisheit mitnehmen, die einem ebendiesen drastisch erleichtern sollte: „Drama or success repeat for nothing less than for the sake of this song“ heißt es an einer Stelle. Und dann kann es einen doch wieder schaudern, wenn auch diesmal nicht irgendwelcher unheimlichen Querverweise, sondern des allumfassenden Gedankenanstoßes wegen…
„Thrown Out Of Drama School“ erscheint am 08.05.2009 auf Dial.
Wir führten hier ein Interview mit Dirk zum Album.
Und hier Livefotos aus Hamburg.
Die Platte ist doch wohl wirklich mal ein wahres Feuerwerk! Ich habe sie gerade zum ersten mal auf den Plattenteller gehabt als ich Wäsche gewaschen und ein Glas Wein getrunken habe. Das war die perfekte Kombination! Und nebenbei aus dem Fenster zusehen, wie der Tag zu Ende geht. Hach, ist das schön…