Die diesjährige Pop Up war ein Fest der gemischten Gefühle. Mit einem weinenden Auge betrat man das fast menschenleere Connewitzer Werk II, und bestaunte doch mit einem lachenden Auge atemberaubende Acts wie MIT, Chrystal Fighters oder Ira Atari. Am Freitagabend betrat man das beinahe menschenleere Gelände des Werk II und erinnerte sich schweren Gemütes an die letzten Jahre, in denen sich schon Stunden früher die Musikbegeisterten um Bier- und Würstenstand prügelten, und gemütlich mit der Zigarette in der Hand anregenden Unterhaltungen unter Gleichgesinnten fröhnten. Doch dieses Jahr war davon weit und breit keine Spur.
Selbst bei den ersten Konzerten von A Forest und Touchy Mob in der noch nigelnagelneuen Halle A des Werk II gaben sich nur eine Hand voll Menschen zögerlich in der zweiten und dritten Reihe schunkelnd die Ehre. Ein ganz ähnliches Bild bot sich im UT Connewitz, indem scheinbar nur die Wissenden Missincat und Chinawoman lauschten.
Erst mit der Mitternachtsdämmerung bot sich dem Pop Up-Besucher, der bisweilen mit zu Boden gesenktem Kopf umherschlich, ein erstaunliches Bild: eine bis auf’s letzte gefüllte Halle voller fröhlich tanzender Menschen zu den neuen volkstümlich angehauchten Indie-Hits der Isländer Retro Stefson, denen es sogar gelang, die eben noch lustlose Meute zu einer (nahezu) Wall of Death zu bewegen.
Noch ekstatischer, ausgelassen und verrückter ging es nur bei den Chrystal Fighters zu. Wohl gerade zu als wär man nur für den zotteligen Sänge und seine zum Teil spärlich bekleideten Mitmacher gekommen.
So wie jener Abend auskling, versprach es auch der nächste zu werden. Sowohl die Konzerte des sympathischen Trios Me Succeeds als auch die der schrillen Ira Atari waren gut besucht. Doch die Meisten tümmelten sich schon vor dem UT Connewitz, in dem das Last Minute-Booking Animal Collective erwartet wurde. Doch wohl die wenigsten hatten gewusst, dass es den Blick auf das New Yorker-Kollektiv nur mit einem sogenanntem „limitiertem Kombi-Ticket“ gegeben hat, das man sich vorher hätte online bestellen müssen.
Doch diesen Verlust machten die Kölner MIT allemal wett! Im donnernden, beinahe lähmendem Licht der Bühne schrie sich Sänger Edi die Seele aus dem Leib. Sogar eine kleine (vielleicht aber etwas lieblose) Zugabe gab’s.
Festivalstimmung wollte an diesem Wochenende keine Aufkommen, obwohl das bewiesenermaßen auch in der Großstadt möglich ist. Dennoch gelang es den wohl erwählten Acts und dem allabendlichen elektronischen Ausklang in der Ilse’s Erika, die Trauer um den Messe-Verlust schwinden zu lassen.
Man kann noch auf das nächste Jahr hoffen, aus den kleinen Schwächen der diesjährigen Pop Up lernen, und flehentlich in den Himmel rufen, dass die Pop Up noch nicht tot ist.
Mehr Bilder von der (Pop Up gibt’s hier.