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Retro Stefson – Kimbabwe

Wer bisher geglaubt hat, afrikanische Stammesmusik, isländische Folklore und jugendliche Frische würden nicht zusammenpassen, der kennt Retro Stefson nicht. „Kimbabwe“, das ist ihr Debüt und der auf Vinyl gepresste Beweis.

Von den ersten 45 Sekunden des Intro der Isländer mal abgesehen, das eine Metalplatte vermuten lässt, strotz Kimbabwe vor zu Aerobic anregender Tanzmusik. In fröhlichem Kauderwelsch, bei dem es sich um Isländisch handelt, will man kaum etwas anderes als ausgelassen tanzend seinen Freunden in die Arme fallen.

Schon der zweite Track der Platte, „Planetarium“, lässt vor dem geistigen Auge Frauen eines unbekannten afrikanischen Stammes erscheinen, die aus unerfindlichen Gründen zu isländischem Musikgut die Hüften schwingen lassen. Diesen Eindruck bestätigen Songs wie „Mama Angola“, „Karamba“ oder „Senseni“, die obendrein auch die passenden Titel tragen.

Dieser Eindruck ist jedoch nicht weit gefehlt, beäugt man die Formation Retro Stefson. Neben den tatsächlich dunkelhäutigen Gebrüdern Stefánsson, beglücken aber auch zwei Background singende und tanzende Männergestalten, Drummer, Keyboarder und eine Dame das Gespann – allesamt bestens aufgelegt, und zumeist in erschreckend farbiges Gewand gekleidet.

Jedes einzelne Lied dieser jungen Band ist tanzenswert, und sorgt in der betrübtesten Stimmung für musikalische Helligkeit. Allen voran „Kimba“ und „Mama Angola“, bei der die Jugendfreunde eindrucksvoll ihr Gespür dafür beweisen, rhythmisches Keyboardgeklimper, eingängige Gitarrenriffs, pulsierende Drums und mehrstimmigen, karibischem Gesang zu einen. Alles andere als 08/15, stattdessen aber ein gewollt und gekonnter, fröhlicher Stilmix aus Dancehall, Disco-Pop und Electro!

 

Obendrein beweisen sich Retro Stefson als ein mehr als sehenswerter Live-Act. Ihr Können bewiesen die Isländer schon auf der Pop Up, dem Melt!– oder Berlin Festival, brachten ihr zunächst skeptisches Publikum dazu, ihre eigenwilligen Stammestanz ähnlichen Rhythmen nachzuahmen, oder sich Reihglied aufzustellen, um zu den ausgefallenen Klängen der Band aufeinander in Umarmung zuzustürzen.

So oder so, Retro Stefson sind die überraschendsten Newcomer diesen Jahres, eine neuartige, erfrischend andere Aschewolke, die wir gern über europäischen Länder schweben sehen.


VÖ: „Kimbabwe“ erschien am 06. Mai 2011 auf Vertigo/Universal

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