Letztes Jahr spielte Sophie Hunger sechs Konzerte in Berlin, alle kurz hintereinander in verschiedenen Clubs. „Sophie Hunger-Festspiele“ nannte sie das und wiederholte das in anderen Städten. Im Januar dann fiel sie in ein Loch, wie so viele Musiker, die nach einer ausgiebigen Tour nicht so recht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Also wurden sie, so sagt Sophie Hunger selbst, übermütig und habe einfach mal das Tempodrom gebucht.
Das Tempodrom mit den Spitzen des Daches, die in den Berliner Himmel pieken und dessen Architektur an ein Zirkus erinnert, steht in Kreuzberg und ist schon imposant anzusehen. Es ist gut gefüllt, Samstag ist ein guter Tag zum Ausgehen, der kühle März spült die Leute in die Lokalitäten.
Pünktlich 20:00 Uhr geht es mit dem Support los. Sophie Hunger hat Steiner&Madlaina, zwei Kolleginnen aus der Schweiz eingeladen. Das allein ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, alle Damen lieben es in verschiedenen Sprachen zu singen. Nora Steiner und Madlaina Pollina starten mutig mit einem neuen Song, der „Wünsch mir Glück“ heißt – ganz passend für diesen besonderen Abend. Ein bisschen unsicher sind ihre Stimmen am Anfang noch, die Anspannung vor so einer Kulisse zu spielen, ist ihnen anzumerken. Bei der Begrüßung geben sie dann auch gleich zu, ganz schön aufgeregt zu sein und schon haben sie die Sympathie des Publikums. Es geht weiter mit „Wenn du mir glaubst“, der erste Singleauskopplung ihres aktuellen Albums „Cheers“, einer sicheren Nummer. Die Leute horchen auf und wippen mit, die Lieder sind eingängig, sie handeln von unerfüllter Liebe und schauen kritisch-ironisch auf die Kanten zwischenmenschlicher Beziehungen. In der Mitte des viel zu kurzen Sets covern sie das schöne griechische Lied „To Tango“, Nora hat griechischen Wurzeln. Gerade als die beiden in Fahrt gekommen sind und sich mit „Prost Hawai“ warm gespielt haben, geht es schon dem Ende zu. Zum Abschluss gibt es noch ihren Hit „Das schöne Leben“, das einige aus dem Publikum schon einmal gehört haben, wiedererkennen und mittanzen. Einen besseren Support hätte man sich nicht wünschen können.
Als das Licht erneut ausgeht und die eigentliche Show beginnt, wird Sophie Hunger mit viel Applaus begrüßt, noch bevor sie die Bühne betreten hat. Sie eröffnet mit „I opened a bar“. Es klingt wie eine Einladung an die Leute, sich mit ihr in diese Bar zu begeben, egal woher sie kommen, was sie machen oder wohin sie danach wollen und miteinander über Lebensentwürfe zu philosophieren. Mit „The Actress“ und „Let it come down“ bringt sie zwei weitere Lieder ihres aktuellen Albums „Molecules“, das ungewöhnlich elektronisch daher kommt. Sie lebt seit einiger Zeit in Berlin, eine Hochburg der elektronischen Musik,das hat sie wohl beeinflusst. Mit „Supermoon“ kommt dann der erste Ausflug in die diskografische Vergangenheit.
Sophie begrüßt das Publikum und sagt, wie gerne sie immer schon einmal im Tempodrom spielen wollte. Jetzt hat sie es geschafft und blickt gleich weiter in die Zukunft. Ein weiteres Album steht schon in den Startlöchern, drei Lieder davon hat sie schon mitgebracht. Eines davon ist „Halluzinationen“, die sie manchmal hat oder auch oft und die mit ihr in Deutsch reden, daher werden die Songs das neue Album etwas deutschlastiger werden. Ein weiteres neues Stück ist „Rote Beeten mit Arsen“, bei dem sich Sophie ans Piano setzt, das – nicht nur bei diesem Lied – wunderschön und voll klingt und das ganze Tempodrom zu füllen scheint. Es ist ein bitterböses Lied über Irrtümer: „Sie kocht Rote Beeten mit Arsen, das Böse ist niemals ein Versehen.“.
Sophie geht zurück zum aktuellen Album, stellt zwischenzeitlich ihre Band vor, die sie ganz liebevoll mit „Coucou“ anredet,so wie man das unter Menschen tut, die einen nahe stehen und singt dazu passende zarte Lied. Als es auf den Zugabe Block zugeht, rufen Stimmen mit „Spagetti“ Liedwünsche Richtung Bühne und nach einem weiteren neuen Lied „Liquid Air“, bei dem es um Liebe im Suff geht, wird dann auch unter großen Jubel der Hit „Spagetti mit Spinat“ gespielt.
Der magischste Moment des Konzertes jedoch kam mit der Zugabe von Jaques Brels Stück „Ne me quitte pas“ bei das Publikum im Tempodrom so aufmerksam und still war, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Fantastisch.
Mehr Infos: Sophie Hungers Homepage