Es war nicht das erste Mal, dass man Spaceman Spiff in Hamburg live sehen konnte. Keinesfalls, er ist inzwischen ja so etwas wie eine Sehenswürdigkeit der Stadt. Doch ist es bemerkenswert, wie rasant sich dieser Musiker entwickelt hat. Von einem Konzert mit nicht mehr als Gitarre umgeschnallt im Haus III&70 über einen Abend mit Cello-Unterstützung in der Hasenschaukel bis hin zu diesem Konzert in der Prinzenbar hat sich so einiges verändert.
Der Abend am 22. März in der Prinzenbar war ohnehin ein ganz Besonderer. Es wurde die Veröffentlichung von Spaceman Spiffs zweiter Platte „… und im Fenster immer noch Wetter“ gefeiert. Am eigentlichen Release-Day war er zwar anderorts auf Tour unterwegs, aber wie es sich gehört, wird das Baby natürlich daheim begossen! Es war das erste Mal, dass Hannes Wittmer mit der kompletten Band die Bühne betrat, die man auf dem neuen Album hört. So enterten insgesamt fünf Musiker die beschauliche Bühne der Prinzenbar und präsentierten die Songs von Spaceman Spiff im vollkommen neuen Gewand. Vorbei mit einsamen Wolf, auf zu neuen Ufern. Die Zeit bleibt nicht stehen. Doch es sei gleich gesagt: Es ist beachtlich, wie es trotz Band gelungen ist, die Intimität der Songs beizubehalten.
Der Auftritt begann, wie man es gewöhnt ist. Spaceman Spiff spielte den Song „Treibsand“ auf akustischer Gitarre, um den Abend einzuläuten. Beim zweiten Song „Melancholie und ich“ kam Felix Weigt am Glockenspiel dazu – auch das hat man bereits gesehen. Doch als dann noch Schlagzeuger, Geigenspielerin und ein Bassist die kleine Bühne betraten, wurde klar, dass das hier jetzt etwas Neues wird. Man sah dem Menschenhaufen auf der Bühne zwar die Nervosität, aber vor allem auch die Freude über sich selbst und über das zahlreich erschienene Publikum an. Mehr als eine Probe am Mittag hätte es nicht gegeben. Das kann man glauben oder nicht, aber was ab jetzt stattfand, war mehr als beeindruckend! Mit dem dritten Song „Hier und der Wahnsinn“ begann das Band-Spiel und den neuen und auch den teilweise bereits vom Debütalbum bekannten Songs wurde eine ganz neue Energie eingehaucht.
Die Unmengen an Instrumenten bringen natürlich auch einige Umbaupausen mit sich, aber diese wurden mit Smalltalk bestens überbrückt. So erfuhr man unter anderem, dass Hannes sich am Mittag noch den halben Daumen seiner rechten Hand abgesäbelt hat und deshalb mit Pflaster anstatt mit Plektrum spielt – Respekt! Insgesamt wurden alle Songs des neuen Albums gespielt, doch auch auf Wünsche des Publikums wurde eingegangen. Als die Schwermütigkeit der Texte gerade etwas zu bedrückend wurde, kam der Song „Elefanten“ zum Einsatz, der sich live dargeboten noch um einiges stimmungsvoller als auf dem Album herausstellte. Ja, man kann jetzt zu Spaceman Spiff sogar tanzen, wenn man möchte!
Das Publikum wollte den Weltraummann gar nicht recht gehen lassen an dem Abend. Insgesamt wurden sich so oft die Hände wund geklatscht, bis ein sichtlich berührter Spaceman Spiff mit verschwitzten Haaren zur dritten Zugabe ansetzte. Da stand er dann wieder allein auf der Bühne und bot seine Version von „Such Great Heights“ von The Postal Service dar. Unter tosendem Applaus und mit einem Lächeln auf den Lippen beider Seiten wurde der Abend beendet. Wer wollte, konnte sich noch am Merchandise-Stand das neue Album kaufen und Hannes kam aus den Händeschütteln so schnell gar nicht wieder heraus.
So ging ein wirklich schöner Abend dem Ende zu und ließ jedermann erstaunt zurück. Wenn der Weg mit Band weiter verfolgt wird, wird man dieses Konstrukt sicherlich bald auch auf größeren Bühnen bewundern können. Man sollte das Persönliche, das die Spaceman Spiff-Konzerte derzeit noch mit sich bringen, also auf jeden Fall genießen. Mit der Gewissheit, an diesem Dienstag Abend etwas Einzigartiges miterlebt zu haben, schlenderten langsam alle nach Hause. Danke! Und hoffentlich bald wieder.