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Spillsbury – Auf Zum Atem

Es ist mal wieder passiert. Dass man hüpfen könnte vor Freude darüber, dass alte LADO – Geister wieder zu zucken beginnen. Das sind dann diese Momente, wo einem aus Versehen nochmal der Begriff Hamburger Schule über die Lippen rutscht und man die Neunziger im Kopfkino erneut abspielen lässt. So geschehen bei der Nachricht, dass Spillsbury ein neues Album veröffentlichen. Mit alter Energie und neuer Kraft haben sie sich an die Arbeit gemacht – „Auf Zum Atem“ ist das Ergebnis.

„Das Letzte was ich tu in meinem Leben, ist sterben.“

Es ist nun schon drei Jahre her, dass Spillsbury 2005 das Album „2“ veröffentlichten, welches im Vergleich zum Debüt mit weniger Begeisterung als zuvor aufgenommen wurde. Als man dann 2006/07 merkte, dass LADO nach und nach die Pforten schließt, sah man die Zukunft für Spillsbury auch nicht in allzu rosigen Farben scheinen. Aber wie es zur protesthaften Musik passt, lassen sich Zoe Meißner und Tobias Asche nicht unterkriegen, schließen sich um Studio ein und werkeln an einem neuen Werk. Das Ergebnis liegt nun hier vor mir, wird auf Raboisen Records veröffentlicht, trägt den Titel „Auf Zum Atem“ und weckt eine ganze Menge Hoffnung.

Und diese wird auch nicht enttäuscht. Spillsbury hauen noch immer auf den Putz, ihre Musik eine Mischung aus Electro, Punk, Pop und Rock. Nach vorne hetzend, aufbäumend, Gitarren und elektronisches Gedüdel vereinen sich. Der Song „Grau“ zum Beispiel beginnt mit einer midihaften Synthesizermelodie, dass man direkt Lust bekommt, mal wieder zur SNES – Konsole zu greifen. Der Song „Bitte Bitte Bitte“ soll sich als echter Ohrwurm entpuppen. Zusätzlich ist es der erste Song, bei welchem Tobias auch zum Mikrofon greift, was gar nicht mal schlecht klingt.

Hauptsächlich singt aber noch immer Zoe Meißner. Ihre Stimme ist und bleibt gewöhnungsbedürftig, manchmal herauskeifend, manchmal melodisch. Aber stets untermalt von kritisierenden Texten, soziale und politische Begebenheiten anzweifelnd. Auch auf Bildsprache wird gut und gerne mal zurückgegriffen.

„Bitte nenn mich Heulsuse, wenn ich sage: No Future.
Wenn ich sage, dass dein Wort schon kaum mehr glaubhaft ist.
Wenn meine Sorgen größer als der Kummerkasten
oder viel weiter fortgeschritten als der Lösungsansatz sind.“

Alles in allem ein wirkliches fantastisches Album von einer eigentlich totgesagten Band. Und an Klasse haben sie keinesfalls verloren. Mit aktuellen Releases in ihrem Genre, z.B. vom Label Audiolith, können Spillsbury aber leider nicht mehr ganz mithalten, die fahren einfach noch ein paar km/h schneller auf der Überholspur. Nichts desto trotz ist es schön, zu merken, dass Spillsbury zurück sind – Und immer noch unter Strom stehen. Hm, wer genau hatte nun was von Hamburger Schule gesagt…?


VÖ: „Auf Zum Atem“ erscheint am 10.10.2008 auf Raboisen.

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