Gießen war bisher eher ein grauer Punkt in der Musiklandschaft. Wenn nichts angeboten wird, hilft nur eines: selber machen. OK Kid, erfahrene Festival-Band, haben das mit Blick auf ihre Heimatstadt erkannt und einfach mal gemacht.
Da jedem Anfang bekanntlich ein Zauber innewohnt, haben wir uns den Termin türkisblau angestrichen.
Vormittags bummeln wir ein bisschen durch die Stadt, stopfen uns die Backen mit Walderdbeeren vom Wochenmarkt voll und klettern auf den Turm vom Schloss. Was Touristen halt so machen. Wir sind nicht die Einzigen. Das Festival spült Besucher in die Stadt: Frankfurt, Marburg, Kassel, Hamburg, Chemnitz, Berlin-die Autokennzeichen und Dialekte verraten es. Der Einlass später funktioniert ruhig und reibungslos, die Security ist freundlich und das Bändchen-Team flink.
Drinnen hat man sich detailverliebt Mühe gegeben, es dem Besucher so gemütlich wie möglich zu machen. Über dem Gelände flattern auch ganz ohne Meer federleicht luftige Quallen im Wind, die abends dann mystisch angeleuchtet sind. Wunderschön!
Wer zwischendurch Beschäftigung braucht kann Kickern, Tischtennis spielen, Malen, sich Bemalen lassen oder Blumenkränze flechten. Vorbildlich stehen die weiß-blauen Tonnen von Viva con Aqua für Pfandspenden bereit. Alles, was geboten wird, wird vom Besucher dankbar angenommen, das Einzige was fehlt, ist Schatten.
Das Line-up ist eine feine Auswahl und schnell erklärt: es sind Musiker mit denen OK Kid etwas verbindet: Freundschaft, Zusammenarbeit, Sympathie. Der größte Spaß an der Organisation war wahrscheinlich, sich sein Wunsch-Line-up zusammenstellen zu dürfen. 10 Stunden nahtlose Livemusik sind entstanden, die Bands wechseln sich auf zwei Bühnen ab, meist im Wechsel zwischen HipHop und Rock/Pop. Dabei wurde darauf geachtet, das auch kleinere, weniger bekannte Acts ihren Platz neben den großen Headlinern bekamen und die regionale Musikszene vertreten ist.
Dieses Jahr waren dabei: Sless Praisemo + Klartexter, Fusel, Sohnemann, Neufundland, Blond, Mädness + Döll, LGoony + Crack Ignaz, Megaloh, Turbostaat, Faber, Trettmann, und natürlich OK Kid selbst.
Jede einzelne Band wird vom ersten Ton an euphorisch begrüßt, die Besucher tanzen glücklich und saugen die außergewöhnlich entspannte Atmosphäre ihres neuen Festivals auf. OK Kid holen sich dann beim Finale noch einen Überraschnungsgast auf die Bühne: Gerard.
Zusammen performen sie „Atme die Stadt“-darin der schöne Satz:„Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege.“ Hier wollte jemand und hat Wege gefunden und hat der Stadt Gießen ein Festival geschenkt, dass schon bei der Premiere ein voller Erfolg ist. Und so liebevoll wie OK Kid ihre Gastbands begrüßt haben, so liebevoll werden die Besucher am Ausgang verabschiedet: mit knisternder Zuckerware und einem Poster mit dem Cover des neuen Albums(VÖ 19.10.18) und dem Schriftzug: „Hallo du schöner Mensch! Vielen, vielen Dank, dass du Teil des ersten „Stadt ohne Meer Festivals“ warst!!
Gerne doch. Es war ein Fest.
Infos zum Festival hier.
Lust auf mehr Fotos? Hier geht es zur Fotostrecke vom Stadt ohne Meer Festival 2018!