Bereits das dritte Album bringen die zwei Liedermacherinnen aus Zürich heraus. Dieses hier ist besonders schön geworden. Man hört die Leichtigkeit der Aufnahmen heraus. Sie haben sich mit ihrer Band in die Normandie zurückgezogen und das Album in nur neun Tagen komplett aufgenommen.

Das Lied „Engel am Hauptbahnhof“ mag ich besonders gern. Die Percussions im Hintergrund scheinen den Rhythmus der Räder auf den Schienen zu imitieren, einem gleichmäßiger Takt ohne jede Aufregung. Das Spannende passiert an den Gleisen, ein Kommen und Gehen, rührende Szenen von Wiedersehensfreude und Abschiedsschmerz. All das wird vom Engel im Hauptbahnhof Zürich beobachtet, der von oben auf die Reisenden schaut. Ich überlege mir, wie oft der Engel mich wohl schon gesehen hat, wenn ich schlaftrunken, mit schmerzenden Gliedern, aber guten Gewissen, aus dem Nachtzug in Berlin steige, wenn ich umsteige nach Bern, um Freunde zu besuchen oder nach Luzern, um ein Theaterstück zu sehen. Das nächste Mal, wenn ich am Hauptbahnhof Zürich bin, werde ich nach dem Engel schauen, den es genau wie das Café Oscar, das im Lied vorkommt, nämlich tatsächlich gibt.

Ein weiteres Highlight ist für mich „Unter uns“. Überraschend romantisch und melancholisch kommen die beiden daher. Ich muss, besonders nach den ersten Worten „Ruf mich bei deinem Namen/ wenn wir uns nichts mehr zu sagen haben“ sofort an den Film „Call me by your name“ denken. Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein, aber der Text passt so schön zu dieser besonderen ersten Liebe. Es ist der Blick zurück und die Erkenntnis, dass Scheitern zwar schmerzhaft, aber manchmal ein fairer Preis für eine überragende Zeit sind. Glück ist immer ein Risiko.

Hinreißend auch die Hommage an ihre Mütter mit „Mama Liebe“, die immer da sind, wenn sie gebraucht werden, die einen großen Anteil daran haben, dass die beiden jetzt sind, was sie sind und die immer noch Liebe, Kraft und Trost geben. Dabei war das Lied erst einmal gar nicht so geplant. Eigentlich sollte es ein Beitrag für ein Kinderlieder-Album werden. Ihnen hat es dann aber so gut gefallen, dass sie es selber behalten haben. Gut fürs Publikum, denn gerade live ist „Mama Liebe“ ein absoluter Hit zum Mittanzen.

Tourdaten für Steiner und Madlaina findet ihr hier: https://www.steiner-madlaina.com/live

Künstlerinnen: Steiner und Madlaina

Album „Risiko“

Label: Glitterhouse Records

VÖ: 14.4.2023