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Tame Impala – InnerSpeaker

Ein ganz wichtiger Nachtrag aus dem vergangenem Jahr. Denn diese blutjunge Band darf keinesfalls übersehen werden. Absolut zu Recht wird überall der Vergleich mit den Beatles zu Revolver-Zeiten gezogen. Aber es ist nicht nur der Sound und diese schnöde Produktion, die diesen Vergleich zulassen, sondern auch die Verquickung von psychedelischem Sound und
musikalischer Leichtigkeit.
Das die Uhren in Australien anders ticken als bei uns war ja klar, aber so anders?!

Oder warum etwa wirkt InnerSpeaker vom Scheitel bis zur Sohle wie ein Referenzwerk aus den 60er und 70er Jahren? Haben die etwa die letzten 50 Jahre verpennt? Abwegig ist das nicht, so wie die Band auf den meisten Fotos aus der Wäsche guckt. Aber kommen wir besser gleich zur überraschend grandiosen Musik der Band Tame Impala.
Um InnerSpeaker wirklich lieben zu lernen, muss man der Band aus Perth etwas Zeit einräumen. Erstens: die Produktion ist eigentlich keine. Alles klingt unglaub nah und direkt. Aber eben auch etwas schnoddrig und an einigen Stellen halbgar. Als würde man mitten in die Seele einer Band schauen. Zweitens sind die psychedelischen Anteile des Albums reichlich vertrakt und kommen gerne über weite Strecken ohne Gesang aus. Das führt dazu, dass man nicht nur innerhalb der Songs, sondern auch innerhalb des gesamten Albums ab und an die Orientierung zu verlieren droht.
Aber, und das klingt bereits heraus, die Songs greifen wunderbar und traumwandlerisch ineinanderüber. Der Effekt des Ganzen ist dabei sehr interessant: Gerade wenn man sich nicht voll und ganz auf dieses sehr gleichförmige Album konzentriert und es nebenbei, am besten im Halbschlaf hört, schälen sich die Qualitäten heraus. Immer wieder blinkt eine Melodie auf, ein Beat, ein Übergang zwischen den Songs, ein treibender Rhythmus, ein Gitarrensoli usw. InnerSpeaker ist wie eine große Collage, zusammengesetzt aus überragenden Ideen und vorgetragen mit einer Unbedarfheit, wie sie nur eine Gruppe zwanzigjähriger auf auf Tonband bannen kann.

Ihre Musik beschreiben sie selbst mit Worten wie: träumerisch, harmonisch, fließend und stimmungsvoll. Als Vorbilder ziehen sie Bands wie Cream, The Nazz und überraschenderweise auch Kyuss heran. Letzteres hört man vor allem immer dann, wenn InnerSpeaker mal aus der selbst gesponnenen Lethargie ausbricht. Das letzterer Punkt, nämlich dieses stetige Gefühl die Band würde kontinuierlich Zeit verschleppen und mit ihrer Musik nicht voran, oder besser gesagt, nicht auf den Punkt kommen, ist der einzige Knackpunkt der sich finden lässt. Und der ist zu verschmerzen wenn man ein Herz für psychedelische Musik hat. Das jeder Song für sich voller Qualität steckt beweisen hingegen ihre diversen Chart-Platzierung in Australien. Ein starkes Stück Musik, dass sich, betrachtet man all der anderen hochproduzierten Chart-Hochkaräter die sich sonst in den Top-Ten tümmeln, einfach mal genüsslich querstellt.
Und in Europa? Nun, Sie werden wohl ein Geheimtipp bleiben. Im deutschen Wikipedia gibt es noch nicht einmal einen Eintrag zu ihnen. Aber ihr tolles Album InnerSpeaker weist erhebliches Suchtpotential auf und lässt genug Raum für Enwicklungen in jede erdenkliche Richtung. Damit sind die Voraussetzungen für ein zweites Album geschaffen. Ob sie jedoch ein weiteres Mal mit dieser verträumten Nummer durchkommen, wird dann auf dem Prüfstand stehen.

2 comments

  1. Dusn says:

    Äh Leute, das Album wurde im Mai letzten Jahres released und zählte eigentlich zu den Highlights des vergangenen Jahres…ist es für nen Nachtrag nicht ein bisschen zu spät?

  2. Shú says:

    Hallo,

    der release in deutschland lag irgendwo zwischen november und dezember 2010.

    ich habe die platte nochmal nachgereicht bekommen und fand sie – wie man lesen kann –
    sehr nennenswert.

    letztendlich: die cd ist 2011 noch genauso gut wie 2010 – daher bewahren die meisten platten trotz nachreichung ihre relevanz.

    aber kla: sorry das wir da nicht zur stelle waren, als es brandaktuell war.

    grüße

    shú

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