Wie viel Pathos verträgt eine Legende? Der Soundtrack zur ersten The Doors-Dokumentation „When You’re Strange“ des Regisseurs Tom DiCillo wird zu einer Geduldsprobe, aber zeigt dennoch gut, für was man diese Band so geliebt hat und es immer noch tut. Die Kreierung einer Stimmung, die auch mehr als vierzig Jahre später noch Bestand hat, aber dennoch wenig Neues bietet.
Bereits seit einigen Wochen läuft When You’re Strange in ausgewählten Kinos dieses Landes. Die erste Dokumentation über die legendäre Band The Doors, in der Regisseur Tom DiCillo versucht die Zeit von der Gründung der Band bis zum Tod Morrisons im Jahre 1971 aufzuarbeiten. Alles alleine mit Hilfe alter Gesprächsaufnahmen oder sonstigem Archivmaterial. Ein gewagter Versuch, aber dennoch berechtigt. Der gleichnamige Soundtrack versucht einen ebenso gewagten Einblick in diese ganz besondere Zeit zu bieten.
Cinema returns us to anima, religion of matter, which gives each thing its special divinity and sees gods in all things and beings. Cinema, heir of alchemy, last of an erotic science.
Ein stimmungsvoller Einstieg in die Materie mit einem der insgesamt 14 Fragmente aus dem Gedicht-Repertoire Jim Morrisons und diese dann auch noch vorgetragen von Johnny Depp, der auch im Film den Erzähler aus dem Off spielt. Dank seiner jahrelangen Freundschaft mit Hunter S. Thompson und einer Liebe zu den literarischen Werken der Gonzo-Generation, merkt man Johnny Depp, dass er den Rhythmus dieser Zeit in kongenialer Form wiedergeben kann. Fast schon wie in einer Art Hörspiel werden diese Fragment-Vertonungen mit alten Interviews und den unantastbaren Songs der Band zu einer Collage zusammengetragen, die einem wenigstens den Hauch eines Acid-Blättchens auf die Zunge treibt. Leider ist dies aber auch die einzig wirkliche Überraschung auf diesem musikalischen Beiwerk zum Film.
Natürlich hat es einen gewissen nostalgischen Wert, sich besondere Aufnahme der Doors anzuhören, wie die Liveaufnahme von „Break On Through“ beim Isle Of Wight-Festival 1970 oder der legendäre Auftritt mit „Light My Fire“ bei der Ed Sullivan Show 1967 und natürlich ging auch im Laufe der Zeit nichts von der Energie verloren, die diese Stücke übertragen, doch ein fader Beigeschmack bleibt. „When You’re Strange“ polarisiert in Richtung der Zielgruppen: Lediglich Leuten, die bisher noch nicht in den Kosmos der Band eingedrungen sind, wird ein passender Einblick in das besondere Schaffen der „The Doors“ geboten. Der Rest bleibt auf der Strecke und kann sich lediglich an ein paar seltenen oder überarbeiteten Aufnahmen und den Vortragskunst von Johnny Depp erfreuen. Wenigstens bleibt man am Ende mit Zeilen zurück, die sich auf ewig in das eigene Gedächtnis brennen sollten:
Goodbye America, I loved you. Money from home, good luck, stay out of trouble.
„When You’re Strange – Songs From The Motion Picture“ erschien am 25.06.2010 bei Warner Music.