Mit „Don’t Dance Rattlesnake“ gelang den Jungspunden von The Films aus Carolina ein Genie-Streich im Bereich des tanzbaren Indie-Genre. Mittlerweile lebt das Kollektiv in der Ostküsten-Metropole New York und veröffentlicht mit „Oh, Scorpio“ ein Album, das klanglich nicht viel mit dem Vorgänger gemein hat.
Bescheidenheit war nie so wirklich des Fall des nord-amerikanischen Quartetts. Große Gesten, großes Pathos, viel Alkohol und viel Adrenalin schon eher. Und so verstand es die, im Jahr 2003 aus High School-Freundschaften hervorgegangene, Band zunächst die bombastische Plattenfirma Warner Music von sich zu überzeugen sowie in den darauf folgenden Jahren zwecks Tourneen nach Europa überzusetzen. Das Debüt „Don’t Dance Rattlesnake“ erwies sich dabei als eine Mixtur aus britisch anmutendem, kratzigem Indie und amerikanischem Slang. Songs wie „Black Shoes“, „Belt Loops“, „Strange Hands“ und „Tabletops“ durften aufgrund ihrer geschmeidigen Rhythmen fortan in keinem Szene-Club fehlen. Die dazugehörige Deutschland-Tour 2007 war nahezu komplett ausverkauft und die Formation testete im Zuge dessen bereits die Großzahl der auf „Oh, Scorpio“ enthaltenen Songs. Was live zwischen den furiosen Stücken des Erstlings nicht wirklich begeisterte, funktioniert auf dem zugehörigen Album noch weitaus weniger.
Das eröffnende „Completely Replaceble“ ist noch einer der raren Lichtblicke des Tonträgers, der eher durch Bierseeligkeit besticht, als durch animierende Kompositionen. „Completely Replaceble“ beginnt temporeich und wäre trotzdem auf „Don’t Dance Rattlesnake“ nur schnödes Beiwerk gewesen. Das darauf folgende „Holiday“ verdeutlicht schon eher, in welche Richtung die Pfade dieses Album führen. Die intonierende Mundharmonika kehrt sicherlich eine bisher unbekannte Facette des Quartetts nach außen. Michael Trent singt besonnen und dem Hörer wird gewahr, dass das Organ des Sängers eher im affektiven, als im durchdachten Gefilde zu Hause ist. So gefällt es eindeutig besser, wenn der Sänger seine Stimme an den Rand der Belastungsgrenze und darüber hinaus führt. Die Rastlosigkeit des Debüts wirkte, als wolle sich die Band beweisen und dies vor allem durch eigene Begeisterung für ihre Musik zum Ausdruck bringen. Begeisterung die dem Nachfolger fehlt oder sich in gelangweilte Selbstgefälligkeit verkehrt hat.
„Amateur Hour“ ist einer der Songs, der besagte Spielfreude der ersten Stunde ansatzweise aufblitzen lässt. Und wie heißt es doch so trefflich:“Amateur hour is over!“ Fraglich, ob ein Schuss Anfänger- bzw. Liebhaber-Status dieser Platte nicht eher zuträglich gewesen wäre.
Zu dem erklingen überwiegend Akustig-Gitarren, die letztendlich allerdings nicht wirklich die musikalische Ausrichtung der Band wiederspiegeln können. Ein Konzept, das vielleicht bei ausgewählten Songs funktioniert hätte, in dessen Überfluss das Album jedoch ertrinkt. Ein Tempo verschleppender Minimalismus, der „Oh, Scorpio“ einschlafen lässt.
Letztendlich also 33 Minuten, die Ratlosigkeit schüren, wie dieses Werk eingeordnet werden kann. Und dennoch bleibt die Gewissheit, dass The Films im Stande sind, größeres zu leisten und das offensichtlich ein brillantes Debüt nicht zwangsläufig das weitere Schaffen beflügeln muss.
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„Oh, Scorpio“ erscheint am 16. 10. 09 bei Strange Ways/ Indigo.
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The Films auf Deutschland-Tour
22. Okt. 09 Berlin – WMF
12. Nov. 09 Köln – Luxor
13. Nov. 09 Kaiserslautern – Kammgarn
14. Nov. 09 Lingen – Alter Schlachthof
16. Nov. 09 Frankfurt – Batschkapp
17. Nov. 09 Stuttgart – Longhorn
18. Nov. 09 München – Backstage
19. Nov. 09 Hannover – Faust
20. Nov. 09 Rostock – Mau Club
22. Nov. 09 Hamburg – Knust
23. Nov. 09 Wuppertal – Live Club Barmen