Es gibt sie noch, die Bands, die sich was trauen! Das ist der erste Gedanke, der einem kommt und auch der Letzte, der übrig bleibt, wenn man sich das Debütalbum „Echoes Of Jericho“ von der oberpfälzischen Band The Happy End anhört. Die Platte wurde ursprünglich nur in kleinem Rahmen als Download veröffentlicht und erscheint nun auch in physischer Form auf dem Label Festplatten.
Was als Motto bereits anklingt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Album: ‚Destroy your crilliant career‘! Dieses Album ist wie der Soundtrack zur Konzeptlosigkeit. Bereits die Geschichte zu den Aufnahmen ist ungewöhnlich. Die Band traf sich in einem Fabrikgelände in Ostberlin und bemerkte durch einen Zufall, dass der Raum noch verwanzt war. Kurzerhand warfen sie ihre eigenen Mikrofone über Bord und nahmen fortan alles über die Abhörgeräte auf, die schon die Staatssicherheit begeistern konnten… Und so interessant wie diese Geschichte ist auch die Musik der Band. The Happy End wollen sich mit ihrem Album nicht anbiedern und schreiben Songs fernab von Massentauglichkeit. Was die Band will, ist den geneigten Hörer einzulullen in ihren teilweise zehnminütigen Soundexperimenten.
So bewegen sich die Songs zwischen ausufernden Gitarrenorgien und eingestreuten elektronischen Experimenten. Es ist eine Mischung, die nie von ihrer Hochhausgröße ablässt. Selbst zwischen den Songs wird kein Gang heruntergefahren, denn die Übergänge sind fließend. Endet ein Song mit den letzten Zuckungen einer Gitarre, wird diese mit Beginn des nächsten Tracks im erneuten Geschrammel erstickt. Das alles wäre ziemlich fordernd, wenn nicht zwischendurch die beruhigend sanfte, melancholische Stimme des Sängers Forster einen Ausgleich schaffen würde. Eine Mischung, die positiv die Sinne verdreht. Das passt auch zu den Texten der Songs, in denen es hauptsächlich um Erlebnisse mit unterschiedlichsten Drogen oder andere schlechte Manieren geht. Diese Band tut eben alles, um deutlich zu machen, wie man seine brilliante Karriere zerstören kann.
Nach dieser Stunde Musik bleibt man verwirrt und berauscht zurück und fühlt sich, als hätte man gerade auf einem Live-Konzert alles gegeben. Dieses Album verlangt dem Hörer viel ab und lässt ihm keine Pause. Doch so nervenaufreibend das auch wirken mag – Lasst euch fallen. Habt keine Angst. The Happy End is near…
VÖ: „Echoes Of Jericho“ erscheint am 30.07.2010 auf Festplatten.