Manchmal verirrt man sich zwischen all den vorweihnachtlichen Veröffentlichungen und übersieht beinahe einen wahren Schatz. Zum Glück stolpert man und denkt „Huh, was war das denn?“. The Moyen Age haben mit ihrem „Patience And Trust“ genau das ausgelöst – nachdem sie schon jahrelang Musik gemacht haben, legen sie nun ihr Debüt-Album vor, welches nicht besser in diese düstere Jahreszeit passen könnte.

Ein zweites erstauntes Fragezeichen entsteht über dem Kopf, wenn auf der Bandmitgliederliste Andreas Künnecke von der Joy-Division-Ulk-Coverband Boy Division und Dirk Simmig (Ex-Guilty Freet) auftauchen. Das hätte man denen nicht zugetraut! Denn mit „Patience And Trust“ bieten The Moyen Age feinfühligen und tiefgründigen Indiepop, der auf Grund der düsteren Schwere auch aus nördlicheren Gefilden stammen könnte.

Die Herren mittleren Alters beginnen mit Möwengeschrei bei „Mainland“, das zu schönem Gitarrengeflirre und gleichströmendem Sound wird, der sogar im Ohr bleibt, also ein kleiner Hit ist. Danach schlagen die Wellen über einem zusammen, bricht die Traurigkeit herein – Schwere die nicht so schwer zu ertragen ist wie bei Sophia, doch die Stimme und das Gezupfe erinnern an die Band von Robin Proper-Sheppard. Immer wieder geht es um das Gegenüberstehen von Zweifel und Vertrauen – Zweifel an sich selbst, dem Leben und der Liebe, Vertrauen, dass am Ende alles gut wird. Dies alles gepaart mit Bläsern, Piano und auch Synthies lässt ein wunderbar eingängiges Gesamtwerk entstehen, dessen gänzliche Schönheit sich aber erst am Ende – beim doch positiven „As We Are“ und Instrumental-Outro „Morning Dew“ entuppt.

Es zündet nicht gleich, man braucht Geduld und Vertrauen – „Patience And Trust“ – und wird mit einer wunderschönen und am Ende beinahe optimistisch klingenden Sammlung traurig und schwer wiegender Songs belohnt. Dranbleiben, öfter hören – dann bleibt diese Platte, mindestens den dunklen und kalten Winter lang.
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„Patience And Trust“ erschien am 29.10.2010 bei Peacific/Broken Silence