The Stills haben mit ihrem letzten Album so ziemlich alles falsch gemacht. Nach ihrem sehr vielversprechendem Debüt „Logic Will Break Your Heart“, mit dem sie 2003 viel Lob ernteten, folgte 2006 „Without Feathers“. Man veränderte den Stil, wagte etwas, entwickelte sich aber in eine falsche Richtung. Und das Album floppte dementsprechend. So waren die Erwartungen an das neue Werk nicht besonders hoch. Aber immerhin hatte man einen Deal mit Arts & Crafts bekommen, ein Label, das ja eigentlich hohe Qualität garantiert.
Und bereits nach dem ersten Hören ist klar, mit „Oceans Will Rise“ hat das Debüt endlich den würdigen Nachfolger bekommen. The Stills sind wieder da.
We ride through these plains of hurt
Through the southern green and rock
On a railroad of knots
And the ones you love
Are the ones you burn
Being here
Da sind wieder die treibenden Beats. Aber vor allem wieder die ausschweifenden Gitarrenlinien, die Landschaften kreieren. Und dabei genauso rocken können, wie ruhige Stimmungen einfangen. Denn ruhige Momente besitzt dieses Album durchaus auch. Und ist damit abwechslungsreicher ausgefallen, als das Debüt. Und trotzdem passt alles zusammen und ergibt ein großes Gesamtbild.
Nach mehrmaligem Hören wächst die Platte immer mehr. Besonders ab dem hymnenhaften „Being Here“ erklimmt das Album bisher unerreichte Dimensionen. Mit „Everything I build“ folgt eine der wohl herzzerreißendsten Bestandsaufnahmen am Tiefpunkt eines Lebens. Aber nicht ohne einen Hoffnungsschimmer in sich zu tragen.
But I built it with sand
And built it with rock
I built it with all of the things that I’m not
And I watch from the hill as it burns to the ground
I can still see the smoke
From my train out of town
Allein für diesen Song muss man dieses Album lieben.
Und es geht noch so weiter. Zum einen wird die Existenz des Menschen in seiner Welt thematisiert. Dass wir alle doch nur ein winzig kleiner Teil in einem großen Ganzen sind. Und dass die Natur und die Welt ansich viel mehr Macht über uns besitzt, als wir uns dessen meist bewusst sind. Desweiteren werden Gefühle, Lebenssituationen und Zustände nicht nur in wunderbare, treffende Worte gehüllt, sondern dazu noch sehr passend musikalisch umrahmt. Mal mit einer ordentlichen Portion Rock, mal mit ruhigen Klängen oder aber auch mit den bekannten treibenden Beats. Mit Einflüssen aus allen Seiten, die ohne Scheu und mit viel Bedacht eingesetzt werden. Immer sehr nah an der Perfektion, soweit man das überhaupt einschätzen kann. Alles fügt sich perfekt zusammen.
Ich habe keinen Zweifel, The Stills haben mit „Oceans Will Rise“ ihr großartiges Debüt übertroffen. Endlich. Und werden damit hoffentlich viele Hörer positiv überraschen. In jedem Fall aber haben sie eines der besten Alben des Jahres 2008 erschaffen.
VÖ: 24.10.08