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The Tim – Einszweiundsechzig

Eigentlich dachte ich ja, das hier wäre anders. Das Etikett „produziert von Swen Meyer“ auf der Platte erweckte doch eine ganze Menge Hoffnung. Doch beim Reinhören in das Debütalbum „Einszweiundsechzig“ des Neulings The Tim fühlt man sich peinlich berührt von der Attitüde dieses jungen Herren und seiner Hintermänner und muss spätestens beim genaueren Achten auf die Texte verzweifelt den Kopf schütteln. „Dein Freund sieht aus wie ein Mädchen“ – Öh, ja, und nun?

Ein Blick auf die Homepage lässt schon einiges erahnen. „Der Tim“, mit echtem Namen Sebastian Haufe, präsentiert sich in Trainingsjacke und mit Adidas-Turnschuhen, Seitenscheitel und hat den Hundeblick aufgesetzt. Der junge Herr wäre wohl gerne Teil einer Jugendbewegung gewesen, hat aber dabei eine ganze Menge falsch verstanden. Beim Lesen der Titelnamen muss man dann direkt schaudern: „Singen Wie John Lennon“ oder „Primaballerina“ … Das Hören der Musik bestätigt dann auch letzte Vorurteile.

Es wirkt alles so aufgesetzt. Es wirkt gewollt und nicht gekonnt. Stereotypische Popmusik, gepaart mit Rockparts (man könnte auch sagen: Gitarrensoli, die fehl am Platz wirken) und zuckersüßem Gesang unseres Protagonisten. Zuckersüß, ja, nette Stimme, wirkt aber oftmals viel zu dünn und gelangweilt, manchmal versteht man ihn kaum. Doch das Allerschlimmste sind ja die Texte. Ich denke, hierzu muss man nicht noch viele Worte verlieren, grusel grusel:

„Heute morgen bin ich aufgewacht und hab wieder über dich gelacht.
Du hast dich stundenlang zurecht gemacht, doch was hat es dir gebracht?
Jetzt liegst du da in deinem Zimmer und es ist genau wie immer.
Du wärst so gerne Angelina Jolie, leider sieht dein Freund nicht aus wie Brad Pitt.“

Bei all der Kritik, alles falsch macht der Mittzwanziger ja auch nicht. Letzten Endes sind die Melodien ja ziemliche Ohrwürmer, die pure Musik ist gar nicht mal schlecht, speziell für eine Debütplatte und man kann es sich bildhaft vorstellen, wie hunderte von Mädchenkehlen auf Konzerten Sebastians Texte mitsingen. Vielleicht ist das hier gute Musik und erfüllt ihre Absicht, meine Tasse Tee ist das aber leider nicht.


VÖ: „Einszweiundsechzig“ erscheint am 10.10.2008 auf Rodeostar.

4 comments

  1. Lisa says:

    Nicht nur der Name wurde hier falsch „recherchiert“…
    Swen Meyer hat die Platte gemischt, und nicht produziert. Das war Franz Plasa.
    Achja, wo trägt Tim denn in der Platte eine Trainigsjacke!?

    Naja, was solls. Für mich ist Einszweiundsechzig eine der besten deutschsprachigen Platten überhaupt!

  2. ANNA says:

    Vielleicht hätte THE TIM einen Aufnäher oder einen Postergutschein beilegen sollen um Chrissie zu gefallen?
    Der Text „Angelina Jolie“ ist wahrlich keine Glanzleistung. Vielleicht hätte man besser „Ich möchte, dass Amerika mein Zimmer angreift“ zitieren sollen. Meiner Meinung nach einer der besten deutschen Texte der letzten Zeit!
    Dann jedoch die neue Tomte abfeiern? „Du nennst das Pathos / ich nenn es Leben“ – „Du nennst das Patros / ich nenne es Hirtenkäse“…

    Ich jedenfalls mag „Einszweiundsechzig“ sehr!

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