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The View – Hats Off To The Buskers

The ViewBands mit eigenen Slogans, die mal mehr mal weniger selbst erdacht sind, tragen kein sonderlich gutes Image: Zu sehr denkt man an die Metalsheads, die seit 20 Jahren das gleiche machen, seit 30 Jahren die gleichen Fans haben und deren Name nicht gewissenhaft auf einer Seite wie dieser stehen würde.
The View haben einen eigenen Slogan – „The View Are On Fire“… na dann…

Das Wort Metal wird an dieser Stelle aber dann auch zum zweiten und letzten mal in dieser Rezension zu lesen sein. Viel mehr beschreibt das zwiespältige Attribut libertinesk die vier blutjungen Schotten. So ist der Sound eher lockerer als konstruiert gespielt und auch die Texte behandeln Britpop’s Favourites – Freundschaft, Alkohol, Party, die britische Einöde. Und auch ihre kleinen Skandälchen zieren die Band: So sollen sie aus dem namensbegenden Stammpub in Dundee geflogen sein, weil sie drinnen/drumherum mit Rollern fuhren. Des Weiteren lief ein Verfahren wegen Drogenbesitzes gegen Sänger Kyle Falconer. Die Hauptreferenzen sind klar, aber man kann mehr:

Hats Off To The Buskers ist der Griff in die Keksdose: die Hand kreist überlegend umher, bis sie sich den ersten Leckerbissen sucht – Superstar Tradesman. Eine wunderbar antreibende Gitarre und ein Text über Erfolg und Bodenständigkeit. Ähnlich gut schmackt Same Jeans, das sich durch schlichte Eingängigkeit und jugendliche Zeilen wie „Everybody’s dressing up / I’m dressing down“ schnell Freunde macht. Skag Trendy ist schon eher verschrobener Quatsch, zeigt aber auch, dass The View durchaus wissen, wie man vor 30 Jahren im Empire Musik gemacht hat. Manch unaufmerksamer Hörer kann durchaus auf Face For The Radio reinfallen: Das Duo Falconer/Webster singt zur zuckersüßen Akkustischen ein bitterböses Lied, offensichtlich an falsche Kumpel, deren Gesichter halt optimal für’s Radio sind. Ein Song für eben jene guten Radios dieser Tage ist Wasted Little DJ’s, der noch einmal den Teen Spirit der Jungspunde verdeutlicht – Refrain: „Astedwae ittlae ejaysdae“ – Bridge: „doo doo doo dooo“ – da haben die Besungenen aber einiges zum Konsumieren übrig gelassen. Claudia möchte eine Ballade sein, verbleibt aber dann doch mit der Erkenntnis, dass Engländerinnen so heißen können. Von daher sei als kleines Zwischenfazit zu The View gesagt, dass ihnen schneller und augenzwinkernder doch deutlich besser steht. Als letztes kleines Highlight steht Wastedland am Ende der Platte: Einöde Schottland, vertont in Indie mit Ska-Einschlag.

Was die Referenzen angeht, so bleiben letzendlich doch die Libertines oben auf der Liste (deren professionell amteuerhaftes Artwork des Erstlings hier offensichtlich kopiert wird), jedoch minus der Kongenialität und dem Alter. Eben dieses plus der kompletten Zusammenarbeit der Band, bekommen sie von den Arctic Monkeys. Zu The Clash kommt man sowieso immer und Optikreferenz zu Sänger Kyle ist Jimmy Page.

Hats Off To The Buskers ist absolut nichts Neues, jedoch ein Album, welches sich gut in den aktuellen britischen Sound fügt und einer jungen Band sämtliche Türen offen hält; kurz: ein gutes. Fanden soweit auch schon 300 000 Briten und bescherten The View Platin, die selbstverständliche Nummer 1 und ein paar mehr „The View Are On Fire“-Rufe auf Konzerten. Letztendlich ist’s doch ein guter Slogan.

Ein kleiner Mediaplayer mit den besten Songs steht hier bereit.

VÖ: 16.03.2007

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