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Monta über sein neues Album, das Leben und so

Tobias Kuhn hat im Februar sein neues Album ,,The Brilliant Masses“ veröffentlicht. Ich habe ihn im Januar bei der Visions Party in Bielefeld getroffen und wir haben uns vor dem Konzert unterhalten, während die englische Band im Hintergrund ihren lauten Soundcheck veranstaltete. Schön war das.

 

Wie war die Tour bisher?

Jetzt im Januar ist es ja nur dieses eine Konzert und der Michi, der normaler Weise Bass spielt, ist im Urlaub. Jetzt spielt Markus Bass. Wir haben einmal geprobt und das läuft sehr gut. Wir spielen jetzt zwei-drei neue Lieder und ansonsten auch alte. Weil man dann nicht mehr so viel herumarrangieren und proben muss.

Und die Tour im November war sehr gut. Das war ja ziemlich spannend, ob viele Leute kommen, nachdem wir so lange nicht da waren. Aber es war überall gut besucht und es war spannend gemeinsam die neuen Lieder zu spielen. Zu sehen, ob es klappt oder nicht. Weil es bei Monta immer so ist, dass ich die Lieder im Studio aufnehme und danach mit Band geprobt wird. Dann wird teilweise auch noch umarrangiert.

Wer ist Markus?

Markus ist ein Bassist aus München und spielt noch bei Cosmic Casino (Anm. und Bolzplatz Heroes) mit.

Wie waren die Reaktionen auf die neuen Lieder?

Zum Teil kennen sie ja schon die neue Single ,,Good Morning Stranger’’ und in Form von Applausbarometer kann man das schwer beurteilen.

Wie zufrieden bist du mit dem neuen Album?

Ich wollte genauso rangehen wie beim letzten Mal. Also, dass ich die Songs geschrieben habe und schließend nach Klagenfurt gefahren bin. Dann wollte ich die Songs mit der Akustikgitarre oder am Klavier aufnehmen und später herum arrangieren. Daran wollte ich nichts ändern, was auch sehr gut geklappt hat. Das einzige Problem war, dass ich keinen Schluss gefunden habe. Weil ich daheim in München noch weiter am Album produziert habe und immer mehr Lieder zusammen kamen. Am Ende waren es dann neunzehn Lieder und ich hätte eigentlich schon vor einem halben Jahr mit dem Album fertig sein können.

Das ist halt ein Nachteil daran, wenn man alleine Musik macht. Man kommt nicht zum Ende.

Wo sind die Unterschiede zwischen dem neuen und dem alten Album?

Es sind andere Lieder (lacht). Und sonst, bewusst… ich habe schon mit den selben Stilmitteln gearbeitet und wir haben dann mit den Instrumenten gearbeitet, die da waren. Diesmal kam halt noch ein altes Harmonium dazu, das ich für 50€ auf dem Trödelmarkt gekauft hatte. Ich bin damit mit meinem Auto und offenem Kofferraum nach Hause gefahren. Das haben wir zum Teil auch sehr viel benutzt.

In deinem Pressetext steht das neue Album beinhalte „Liebe, Entfremdung, Zweifel, Sicherheit, Heimat, das Sich-zurecht-Finden, Vertrauen, Enttäuschung, Kapitulation, Ankommen, Einsamkeit, Glück und die ewige Suche’’

Das klingt für mich im Großteil weniger nach einem festen Stand im Leben. Gleichen die Sachen wie Liebe und Glück das wieder aus? Machen sie das Leben sicherer?

Ja, ich finde, das ist ganz nah beieinander alles. Es kann ja alles in einem Moment ganz schön sein und aufregend und hoffnungsvoll und im nächsten Moment kann es total fatal aussehen. So fühlt man sich manchmal und so ist das Leben, dass du manchmal glücklich und manchmal unglücklich bist. So schreibe ich auch. Ich bin kein Geschichtenerzähler. Und wenn ich schreibe, dann ist das natürlich oft traurig, weil ich schreibe, wenn mich etwas beschäftigt. Dennoch glaube ich, da ist oft noch eine große Portion Hoffnung mit bei. Weil man ja immer daran glaubt oder hofft, dass es besser wird. Aber man weiß es nie.

Du hast jetzt seit circa zwei Jahren einen Sohn. Wie wirkt sich das auf dein Leben aus, deine Weltansicht oder auch die Musik?

Ganz praktisch ist halt, dass ich jeden Morgen um sieben aufstehe, weil er dann ,,Mama Papa’’ ruft. Und dann haben wir vier Wochen vor Weihnachten immer eine Weihnachts-CD gehört mit allen Weihnachtsliedern und die wollte er dann immer hören, auch im Bett. Dann sitzt er da, kaut seinen Nucki, hört aufmerksam zu. Und wenn ein Lied vorbei ist, denkt er es ist aus und dann sagt er immer ,,lala lala’’, weil er halt will, dass es weitergeht. Und dann wird `ne Flasche gemacht, er kriegt Mimi und wir frühstücken.

Das Leben ist schon total anders und man muss sich immer mehr Gedanken machen, je älter man wird. Da kommen so Sachen wie Versicherung dazu und wie man das Leben allgemein stemmt. Es wird komplizierter und alles wird teurer. Das sind so Sachen, bei denen man viel überlegt.

Aber es ist gleichzeitig einfach wunderschön, wenn man heim kommt und jemand Papa ruft. Das ist schon ein tolles Gefühl.

Beim letzten Miles-Album ,,Don’t Let The Cold In’’ hattet ihr einen Hiddentrack. Bei ,,The Brilliant Masses’’ hast du jetzt auch wieder einen. Bei beiden Alben ist es so, dass sie mit einem ruhigen Lied ausklingen und dann geht es mit einem relativ lauten Hiddentrack am Ende noch mal richtig los. Wie kommt es dazu?

Ich hatte ja, wie gesagt, neunzehn Lieder und ich wollte, dass dieses Lied noch unbedingt mit auf die Platte kommt. Aber ich bin kein Fan von Platten mit ganz vielen Lieder und deswegen dachte ich mir, ich verstecke es einfach. Es ist auch das Lieblingslied von Herwig, der ja die Platte produziert hat. Du bist aber die erste, die mich darauf anspricht.

Bei ,,See Me Through Your Eyes’’ singt noch jemand mit. Wer ist denn das?

Das ist der Alex aus Nürnberg. Ein Musiker, sehr guter Schlagzeuger und leidenschaftlicher The Police Fan. Der kann halt unheimlich toll singen und macht jetzt auch seine eigene Platte. Er spielt noch Schlagzeug bei ,,All The Luck In The World’’, dieses tackatamtamtamtam.

Du singst immer mal wieder über ,,ghosts’’. So heißt es ,,How am i supposed to talk to you dear ghost’’ bei ,,Kiss Goodnight’’ und bei ,,Farewell Dear Ghost’’ von deinem ersten Album ,,the ghost slept next to me and offered me protection’’.

Also ,,Kiss Goodnight’’ ist einfach ein Schlaflied, das ich dem Jakob zum Einschlafen immer vorgesungen habe als er noch kleiner war. Da geht es darum, die bösen Geister zu vertreiben. Weil Kinder ja auch schnell Angst haben.

Ansonsten sind Geister auch eher Wünsche, Träume, Hoffnungen und viele Sachen an die man glaubt. Sachen, von denen man will, dass sie wahr werden. Darum geht es als Stellvertreter, glaube ich.

Glaubst du denn an Geister oder etwas Übernatürliches?

An Übernatürliches glaube ich nicht. Aber ich finde das Phänomen Geister schon interessant und gut. Es hat etwas Faszinierendes.

Hast du noch Kontakt zu den anderen von Miles? Euer alter Drummer, Ronny, spielt bei dir ja auch wieder Schlagzeug.

Ja. Mit dem Gilbert telefoniere ich immer mal wieder. Der wohnt jetzt in Berlin. Und die Nina arbeiten im Büro beim Atomic Café in München, macht dort die Pressesachen und die sehe ich jeden Tag, weil mein Büro genau oben dran ist.

Wie hast du die Bandmitglieder von Monta ausgewählt?

Der Ronny ist halt ein super Schlagzeuger. Den mag ich und er ist einfach schon seit fünfzehn Jahren mein Schlagzeuger.

Der Dave (Keyboard) ist ein sehr guter Musiker. Schreibt auch selbst sehr viel. Zum Beispiel hat er ,,Good Morning Stranger’’ mitgeschrieben und ich mache generell mit ihm viel Film- und Werbemusiken. Den Michi (Bass) kenne ich schon seit Ewigkeiten. Außerdem ist er auch ein sehr guter Musiker, wohnt in Augsburg. Das ist halt praktisch.

Ich mag es, wenn Leute in der Band sind, die ich schon seit langem kenne. Außerdem ist es wichtig, dass sie gute Musiker sind, weil es dann einfach mehr Spaß macht mit so talentierten Leuten zu spielen. Ich selbst kann ja keine Noten lesen.

Ihr macht Film- und Werbemusik?

Ja, zum Teil. Werbemusik ist einfach gut um Geld zu verdienen und man lernt dabei Musik daheim zu produzieren. ,,Pretty Day’’ von Miles lief ja in der Rama-Werbung und daraus ist dann dieser Kontakt entstanden.

Wie kommt es, dass René Arbeithuber von Slut bei deinen Platten immer das Artwork macht?

Ich mag es gerne, wenn bei Monta immer eine Kontinuität vorhanden ist. René hat auch schon das Artwork beim ersten Album gemacht. Meine Videos macht auch immer der Selbe (Jakob M. Kubizek). Ich will es genau wie bei der Musik, dass immer etwas Verbindendes da ist. René ist ein wirklich guter Maler, hat eine super Vorstellung und weiß demnach, wie die Bilder zu meiner Musik auszusehen haben.

Ich finde es gut, bei Monta nicht immer mit anderen Leuten zusammen zu arbeiten, damit das alles ein einheitliches Gesicht bekommt. Das haben wir bei Miles schon so gemacht und das würde ich gerne beibehalten.

Wie viel Einfluss hast du auf den Entstehungsprozess bzw. das Endergebnis?

Meist hört Jakob das Lied, dann hat er eine Idee und stellt sie mir vor. Normaler Weise finde ich die Idee super und rede danach auch nicht weiter rein. Er macht es genauso wie er will und das ist auch gut so. Weil die Ideen ansonsten verwässern und das Ergebnis nicht mehr so stark ist.

Das Video zu ,,Good Morning Stranger’’ ist gerade gedreht worden. Das sind so lauter Sequenzen von der ganzen Welt. Jakob hat Freunde in Shanghai, Brooklyn, London, Prag und Wien gefragt, ob sie ihm Morgendämmerungen aufnehmen. Und dann haben wir noch zwischen zwei Uhr nachts neun Uhr morgens in München Sequenzen mit mir gedreht.

Du hast jetzt ein eigenes Label, das da heißt Labelmate. Wie kam es dazu und wieso die Zusammenarbeit mit dem Wiener Label Klein Records?

Ich habe das Album verschickt, aber nicht viel und auch nicht groß hinterher telefoniert, weil es mir immer zu blöd ist, die Leute zu fragen. Aber der Christian von Klein hat sich das Album auch angehört, angerufen und gesagt, er fände es super. Es war trotzdem klar, dass ich in die Arbeit auch selbst mit involviert sein will, da ich vorher schon so viel dafür getan hatte. Ich hatte schon genaue Vorstellungen, wie das Ergebnis auszusehen hat. Deswegen habe ich vorgeschlagen, dass wir uns die Arbeit einfach teilen. Ich wollte schon immer mal mein eigenes Label gründen.

Labelmate gibt es nur auf meiner Monta-Homepage, mit Adresse. Ich freue mich auch über CD’s von anderen.

Möchtest du gerne mal wieder eine richtige Band gründen?

Hmm weiß ich nicht. Wenn, dann würde ich gerne wieder was mit Miles machen. Ich habe manchmal Lust mit anderen Musik zu machen, das fehlt mir. Bei Monta spiele ich ja nur auf Tour oder im Proberaum mit anderen zusammen und sonst nie. Das macht ja schon richtig Spaß, einfach gemeinsam Musik zu machen. Aber ich glaube, ich habe im Moment einfach nicht die Zeit dazu.

,,I’m Sorry’’ von deinem ersten Album ist der Titelsong des Japanischen Pendants zu den stündlichen CNN News. Bist du jetzt in Japan sehr bekannt?

Das weiß ich noch nicht. Aber es kommt daher, dass ich dem Ingo von den Donots mal meine CD geschickt habe und er fand das super. Die haben ein Label in Japan und darüber haben sie das Album veröffentlicht. Die Motoko, die dort arbeitet, hat letztendlich für alles gesorgt. Die ist unheimlich umtriebig. Klar ist das super, aber wie sich das auswirkt, weiß ich nicht. Ich hoffe immer noch, dass irgendwann eine Mail kommt, dass ich rüber kommen soll für Konzerte. Es wäre schon schön dort noch mal zu spielen und dann weiß ich auch, dass das ganze etwas gebracht hat.

Ich habe noch nie etwas Schlechtes über dich gehört. Zum Beispiel steht im Blow Up „… if there would be any justice in this world, this album would sell hundred times better than Coldplay’’ und woanders habe ich gelesen, du hättest mit ,,Where Circles Begin’’ einige Menschenleben gerettet.

Wahnsinn. Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man bestimmte Momente im Leben hat, die man mit Musik verbindet, die einen berührt und das einem dann im Kopf bleibt. Das habe ich auch ganz viel. Zum Beispiel hatten meine Frau und ich ein Lied von Elliott Smith als Hochzeitswalzer und drei Wochen später hat er sich umgebracht. Da sind Glück und Tod so nah beisammen

Wie gehst du mit den sehr positiven Kritiken um?

Ich freue mich darüber. Die Leute beschäftigen sich mit meiner Musik, stellen Fragen, kommen zu den Konzerten und man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass das ein echtes Privileg ist. Wie viele Leute machen Musik und keiner besucht die Konzerte. Wenn es die Leute berührt und ihnen die Musik etwas bedeutet, hat man ganz schön viel erreicht.

Wobei das eigentlich eher der Nebeneffekt ist. Ich mache Musik in erster Linie für mich, weil ich das machen muss. Bei Konzerten ist es ganz besonders so, dass etwas zusammen passieren muss, mit der Band und dem Publikum. Sonst funktioniert es nicht.

Wünscht du dir manchmal so berühmt zu sein, dass du wirklich viel mehr Geld als Coldplay verdienst?

Ich wünsche mir immer vor so 400-500 Leuten zu spielen. In Clubs, die noch schön klein sind, dafür aber voll. Dann könnte ich meine Band endlich mal anständig bezahlen und man kommt einigermaßen über die Runden. Monta passt auch nicht in die großen Hallen.

Welche sind deine Lieblingsalben des letzten Jahres?

Das von Ben Kweller fand ich super. Und Kate Bush. Ich kann mir nie merken, welche Alben veröffentlicht wurden.

Dein Bandkollege Michi Kamp hat ja im letzten Jahr auch ein Album veröffentlicht unter dem Namen Me. Wie findest du das?

Gut, gefällt mir. Michi hat so eine ganz eigene Art zu arrangieren und zu produzieren. Jetzt studiert er gerade Musik und ich wünsche mir, dass seine Musik noch verspielter wird und dass er diesen Kammermusikaspekt von der Platte weiter ausbaut. Den mag ich sehr gerne.

Ich finde, Michis Album und deine Musik klingen teilweise ein bisschen ähnlich. Färbt ihr als Musiker durch die enge Zusammenarbeit ein wenig aufeinander ab?

Neee ich glaube nicht. Wir hören halt beide viel Musik und tauschen auch mal was untereinander aus.

Wasser oder Alkohol?

Wasser

Gemüse oder Fleisch?

Gemüse

Isst du Fleisch?

Ja, sehr gerne.

Musik oder extreme Ruhe?

Schwierig, aber ich denke Musik.

Streit oder endloses Anschweigen?

Streit.

Licht oder Dunkelheit?

Licht.

Winter oder Sommer?

Frühling.

Für dich als Besucher – Konzerte oder Festivals?

Konzerte. Bei Festivals werde ich immer zu schnell müde, da sind so viele Leute und man hat zu viel Sonne oder zu viel Regen.

Laute oder leise Musik?

leise Musik

Tänzer oder Eckensteher?

Eckensteher


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