Das dritte Soloalbum „Junkies und Scientologen“ von Thees Uhlmann ist voll von Anspielungen, von Bissigkeit und von bedingungsloser Hingabe zu dem, was er liebt. Mit der ersten Single „Fünf Jahre nicht gesungen“ katapultiert er uns in die 80er Jahre, so sehr klingen die ersten Töne nach Foreigners „Cold as Ice“. Das ist vielleicht gar nicht so gewollt, wer weiß das schon oder aber doch, weil´s einfach Spaß macht, das zu spielen. Und welche Rolle spielt schon ein Jahrzehnt oder die Zeit überhaupt, wenn irgendetwas gut ist? So gut, dass man es wiederholen mag, so gut, dass Zeiteinheiten unwichtig werden. Thees Texte spielen mit den Unwichtigkeiten des Lebens und erzählen von dem, was dann doch wichtig ist, fast nebenbei. Was für eine beneidenswerte Textzeile im Opener: „365, 24/7 – ich würde mich jederzeit wieder in dich verlieben“, eine Liebeserklärung am Rande und die vage Vermutung, dass es wohl wenige Menschen gibt, die das von sich sagen können.
Im Video stellt er seine neue Live-Band vor: Rudi Maier, Nitzan Hoffmann, Hubert Steiner, Max Perner, Martin Kelly und Simon Frontzek und lässt ein Hauch von Vorfreude auf seine Live-Termine aufkommen.
Thees Uhlmann ist immer noch laut und wütend und besingt mitunter Dinge, die Generationen nach ihm fremd sind. Es sind Texte, in denen Helmut Kohl und die Scorpions vorkommen, das Arbeitsamt und das alte Molotow. Das wird nicht für jeden nachvollziehbar sein. Doch immer spürt man, dass sein Herz dabei ist. So auch in Avicii, dem Song mit dem er dem schwedischen DJ ein Denkmal setzt und klar stellt: „Kunst wird nicht schlecht, nur weil viele das hören“.
Er blickt sich um, was in der Musikwelt passiert und klagt in dem Song „Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach Hip Hop Videodrehs nach Hause fährt“, die frauenfeindliche Bilder an, die im Hip Hop gezeichnet und in deren Videos dargestellt werden. Die Gedanken sind natürlich nachvollziehbar und richtig, trotzdem frage ich mich, ob nicht auch dieses Bild des Fahrers ein Klischee ist, und ob sich die Frauen nicht einfach nach dem Videodreh umziehen und in Jeans und Turnschuh ganz allein den Weg nach Hause finden würden.
Richtig gut ist er dann wieder bei den leiseren Liedern wie „Ein Satellit sendet leise“ mit Sven Regener an der Trompete, die unaufdringlich immer dann einsetzt, wenn man es von ihm erwartet und in denen die scheinbare Unendlichkeit der mondlosen Kreuzberger Nächte eine Melodie wird.
Alles in allem eine lohnenswerte Platte für alle, die Thees Uhlmann und seine Musik schon immer geliebt haben.
Label: Grand Hotel van Cleef Release: 20. September 2019 Tracklist: 01. Fünf Jahre nicht gesungen 02. Danke für die Angst 03. Avicii 04. Was wird aus Hannover 05. 100.000 Songs 06. Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach Hip Hop Videodrehs nach Hause fährt 07. Junkies und Scientologen 08. Katy Grayson Perry 09. Menschen ohne Angst, wissen nicht wie man singt 10. Ein Satellit sendet leise 11. Die Welt ist unser Feld 12. Immer wenn ich an dich denke, stirbt etwas in mir Mehr Infos und Tourdaten: Thees Uhlmann