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Tocotronic | 17.04.2018 | Columbiahalle, Berlin

Tocotronic zelebriert ihr 25jähriges Bandbestehen und gemeinsam erlebte Geschichte verbindet und kann ein Magnet sein. Für die Tausenden, die zu den Konzerten der diesjährigen Tour gekommen sind, waren Tocotronic der Soundtrack ihrer Jugend. Jeder hatte in dieser Zeit einen persönlichen „Jackpot seines Lebens“: für einen Augenblick, für einen Festivalsommer, wer Glück hatte…für ein Leben.

An zwei Tagen spielten Tocotronic in der Columbiahalle in Berlin, das erste Konzert war zu schnell ausverkauft. Supportet wurden sie von Ilgen-Nur, die es nicht ganz leicht haben, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken, obwohl die Probleme der jetzigen Mittzwanziger denen von früher ganz ähnlich sind. Wenn man sich „Cool“, die Single ihrer ersten EP (produziert von Max Rieger von Die Nerven) anhört, erkennt man Parallelen der jugendlichen Unsicherheit und Zweifel, die die Verwirrtheit des Aufbruchs und die Suche nach seinem Weg mit sich bringen, verpackt in feinsten Indie-Rock. Ilgen- Nur werden auf mehreren Festivals in diesem Sommer unterwegs sein, hört euch das ruhig mal an. Es könnte sich lohnen.

Dann geht es los mit der Show von Tocotronic zum aktuellen Album „Die Unendlichkeit“. Mit (mal wieder) den klassischen Klängen von Prokofjews „Rittertanz“ wird das Bühnenbild sichtbar – ein glitzerndes, weites Sternenzelt mit einer Diskokugel, die wie ein Mond über das Geschehen wacht. Das Showcase zum Release fand passenderweise im Planetarium in Berlin statt. Die ersten beiden Songs „Die Unendlichkeit“ und „Electric Guitar“ vom aktuellen Album werden vom Publikum sofort textsicher und dankbar mitgesungen. Darin liegt wohl auch der Grund für den Erfolg des Albums (Platz 1 in Deutschland): in der endlich wieder ganz einfach verständlichen Sprache, mit der einmal alles angefangen hatte.

Natürlich werden, wie es sich für eine Band gehört, die auf so ein unglaublich großes Repertoire verfügt, Lieblingssongs aus den Alben der vergangenen Jahre gespielt. Darunter „Drüben auf dem Hügel“ (Digital ist besser, 1995), „Let there be rock“ (K.O.O.K., 1999) oder „Aber hier leben, nein danke“ (Pure Vernunft darf niemals siegen, 2005). Bei letzteren gibt Dirk von Lotzow den obligatorischen Hinweis auf die Zusammenarbeit mit Pro Asyl, den das Publikum folgerichtig mit „Nazis raus“-Rufen beantwortet. Zwischendurch bilden sich immer mal wieder kleine Kreise, in denen ausgelassen getanzt und gepogt wird: ein deutlichen Zeichen, dass auch junges Publikum den Weg zu Tocotronic gefunden hat.

Dirk von Lotzow in der Columbiahalle Berlin, Foto: Alex David

Dirks Ansagen sind immer mit großen Gesten verbunden, man sieht ihm und der Band an, wie froh sie über die zwei ausverkauften Tage in der riesigen Berliner Columbiahalle sind und vielleicht ist auch ein bisschen Erleichterung dabei, denn es sind die letzten Konzerte dieser Tour. Die vergangenen Jahre sind der Band kaum anzumerken, dem Publikum übrigens auch nicht. Vielleicht lässt sich durch Musik die Zeit anhalten und ein bisschen Unendlichkeit zaubern. Die Älteren sind in einer Ecke des Herzens wohl Freaks geblieben und Jüngere sind dazu gekommen. Nach drei Zugaben, davon am „Freiburg“, der erste Song des ersten Albums (Digital ist besser, 1995) waren alle Nostalgiker mehr als befriedigt. Hoffentlich wird auch das nächste Album wieder so fein simpel und tanzbar. Das sind die Besten!

Mehr Livetermine und Infos findet ihr auf tocotronic.de

Setlist (ohne Gewähr):

  • Rittertanz (Prokofjew )
  • Die Unendlichkeit
  • Electric Guitar
  • Let There Be Rock
  • Drüben auf dem Hügel
  • Kapitulation
  • Wie wir leben wollen
  • Ich lebe in einem wilden Wirbel
  • Die Grenzen des guten Geschmacks
  • Aber hier leben, nein danke
  • Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen
  • Hey Du
  • This Boy Is Tocotronic
  • Unwiederbringlich
  • Zucker
  • Sag alles ab
  • Macht es nicht selbst
  • Das Geschenk
  • Alles was ich immer wollte war alles

Zugabe:

  • Hi Freaks
  • Letztes Jahr im Sommer

Zugabe 2:

  • Explosion/Die großen weißen Vögel (Ingrid Caven)

Zugabe 3:

  • Freiburg

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