Tomte spielen in letzter Zeit ja andauernd irgendwo fro free. Sei es nun Open Air oder im Media Markt. Doch das Konzert am 24.10. in Kiel war ein ganz Spezielles dieser Sorte. Schließlich konnte man die raren Gästelistenplätze für das Unplugged – Konzert nur beim veranstaltenden Sender Delta Radio gewinnen, ab 200 Personen war Schicht im Schacht. So konnten sich die Gewinner also wirklich glücklich schätzen – Und mit der Gewissheit, Teil etwas Besonderem zu sein, auf den Weg zum Funkhaus machen.
Das Funkhaus liegt im Kieler Stadtteil Wittland, abseits des Zentrums und eigentlich eine unytpische Gegend für Konzerte. So konnte man beim ein oder anderen Passanten einen skeptischen Blick im Gesicht ablesen, als sich am frühen Abend eine Menschenmenge vor den Türen des Radiozentrums versammelte. Meine ursprüngliche Sorge, dass sich zwischen den Konzertbesuchern eine ganze Menge Leute befinden würden, die einfach nur zum Konzert gehen, weil sie was gewonnen haben; nicht weil die Musik lieben, konnte ich zum Glück schnell relativieren. Jung und alt war anwesend, nahezu alle machten den Anschein, die Band, die da heute Abend auf der Bühne steht, ziemlich gut zu kennen. Wobei „Bühne“ wohl auch übertrieben ist. In der Empfangshalle des Funkhauses, in welcher das Konzert stattfand, befand sich aufgrund der natürlichen Eigenschaft von Treppenstufen eine kleine Erhöhung, auf der Tomte ihren Platz finden sollten.
Vor dem Konzert konnte man sich einen schönen Platz suchen, für wenig Geld Bier und Softdrinks erwerben und nach Bekannten Ausschau halten. Eine läppische Viertelstunde später als angekündigt betrat die Berliner Band dann die Bühne und hatte eine gute Laune parat, die ihresgleichen sucht. Wie immer zu Scherzen aufgelegt, sollte auch dieser Abend mit einer uhlmannschen Feststellung beginnen: Es sei wunderschön, wieder in Kiel zu spielen, da hier sehr viele Leute wohnen, die ihn kennen und gern haben. Was stets zu monströsen Gästelisten führt. Dass er einen Kumpel in Kiel hat, der die neue Platte kacke findet und Thees dies nicht per SMS, sondern per MMS mitteilt, um aufgrund der höheren Kosten die Dramatik der Lage deutlich zu machen, sei jetzt nur nebenbei erwähnt. Man darf übrigens munkeln: Herr Uhlmann posaunte heraus, dass er einmal mit einer Moderatorin des Senders herumknutschte und er sich sehr gefreut hat, sie heute wiederzusehen. Hier wird aber auch ein Content geknallt, meine Güte.
Wie auch immer! Das Konzert wurde dann mit „Schreit den Namen meiner Mutter“ eröffnet, in seiner reduzierten Unplugged – Version gleich noch schöner als auf Platte. Neben „Die Schönheit Der Chance“ das einzige Lied aus früheren Tomte – Tagen, der Rest der gespielten Songs stammte von „Heureka“ oder dem Vorgänger „Buchstaben Über Der Stadt“. Besagtes „Die Schönheit Der Chance“ kam an diesem Abend in einem ganz neuen Gewand daher. In einer schlagzeuglastigen, sehr ruhigen und doch „kopfnickbaren“ Version war das eines der Highlights des Konzerts. Besonders gut kamen auch die Standup – Songs beim Publikum an. Am Anfang einer jeden Zugabe improvisierte die Band ein kleines Lied. Wirklich witzig, speziell die spontanen Texte, die Thees sich da bastelte. So wurde mal eben ein komplettes „Kiel – Lied“ zusammengeschustert und die Bewohner ebendieser Stadt konnten sich dem Grinsen nicht mehr erwehren. Der Rotwein, der auf der Bühne die Runden machte, tat dem Ganzen sicherlich keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Was mir persönlich aber nicht so gut gefiel, waren die Lieder „Das Orchester Spielt Einen Walzer“ und „Nichts Ist So Schön Auf Der Welt Wie Betrunken Traurige Musik Zu Hören“. Auf dem Album zwei meiner Favoriten, entfaltete sich die Stimmung der Lieder dort leider kaum. Auf Thees Nachfrage, ob man mit dem Unterhaltungsprogramm à la witzige Sachen zwischen herzbrechenden Songs gut zurechtkommt, konnte ich also nicht so ganz euphorisch bejahen, wie es der Großteil tat. Beendet wurde das Konzert nach über einer Stunde mit „Geigen Bei Wonderful World“, einem seltenen Outro – Song! Doch sollte sich „Durch das schönste aller Leben mit den schönsten Songs der Welt…“ als perfekter Abschlusssatz beweisen, das Publikum zeigte sich genauso gerührt wie die Band selbst.
Nachdem Thees Uhlmann den Anwesenden noch sein Herz ausschüttete, sich für den wundervollen Abend bedankte und Simon Frontzek ihm mit dem herzerwärmendsten Lächeln der Welt zustimmte, durfte man noch einige Zeit mit der Band im Funkhaus verbringen. Es konnte signiert werden, was signiert werden musste und eine Fotosession mit Tomte stellte auch kein Problem dar. Alles in allem war dies ein wundervoller Abend in intimer Atmosphäre mit den bestgelauntesten Tomte überhaupt. Jetzt will man nur noch trinken und dann nach Hause gehen. …Mein Gott, ist das Leben schön!