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…Trail of Dead – Alter Schlachthof Lingen – 15.05.2009

15.05.2009

HAPPY BIRTHDAY

CONRAD KEELY

Der 15.05.2009 ist der letzte Tourtag der Chaosband aus den Vereinigten Staaten
und gleichzeitig ist es der Geburtstag von Conrad Keely. Das Publikum ist schon in der Umbaupause derart angespannt, als würde in jeder Ecke des Alten Schlachthofs in Lingen die Parole ausgegeben: Drifting in a Sea of uncertainty. Was und wie werden sich Trail of Dead präsentieren? Werden sie ihre Instrumente zerschmettern und wie werden sie versuchen die Opulenz ihres Meilensteins Worlds Apart auf die Bühne zu hieven? Bevor man allerdings Antworten auf diese Fragen erhält, muss man zunächst noch die Vorband über sich ergehen lassen.
Preisfrage: Wer klingt wie eine Kreuzung aus Die Happy und den Guano Apes und hat
das Rezept für hochmelodiöse Alternative Songs, die auf Mainstream Publikum schielen,
scheinbar mehr als stark verinnerlicht? Richtig: Eine belanglose Band aus den Niederlanden, an dessen Namen sich am nächsten Tag bereits niemand mehr erinnern kann, als der Autor dieses Artikels zu einem peinlichen Befragungsrundumschlag greifen muss, da der Schmierzettel des Konzertabends von der heimischen Waschmaschine zerfetzt wurde. Es ist nicht so das die Songs der Niederländer schlecht sind, jedoch kann man sich A) irgendwann nicht mehr von dem Eindruck lösen, dass ein Song dem anderen gleicht, B) die Ecken und Kanten komplett fehlen und die Band C) summa summarum nicht in den Rahmen dieses Abends passt.

Die darauffolgende Umbaupause gerät zum Drahtseilakt. Die Band lässt sich viel Zeit.
Erste Unmutsbekundungen machen die Runde. Doch so schnell wie die kleinen Strohfeuer der Unzufriedenheit aufgekommen sind, so schnell verpufften sie wieder und beugen sich dem Flächenbrand aus Euphorie und Energie den Trail of Dead entfachen.
Der Opener des Albums Source Tags and Codes erklingt und lässt die Fans der Anfangstage aufhorchen.
Dann setzt die Band ein und eine vermeintliche These wird sofort bestätigt: Es ist brutal laut und der Sound ist auch während des ganzen Konzerts nicht der differenzierteste. Ohnehin ist rückblickend festzuhalten, dass die Band einige Songs zum warm werden braucht, bis besonders Keely stimmlich in die richtige Schiene findet. Das die beiden Trail of Dead Sänger Reece und Keely nicht die größten Sänger sind, hatte man ja bereits bei jeder anderen Tour vernehmen dürfen. Es bestätigt sich an der ein oder anderen Liedstelle sehr deutlich. Das tut der Intensität des Konzerts jedoch keinen Abbruch. Reece und Keely glänzen durch pure Präsens und Intensität in der Perfomance. Wie Apathisch spielt Keely zum Ende des Konzerts auf seiner Gitarre weiter, als die Songs längst verklungen scheinen, die Augen geschlossen, den Mund offen, in Gedanken irgendwie weit entschweift. Es ist die seltsame Aura und Energie, die diesen Keely umkreist und die erahnen lässt, wie Chaos, Kunst und Intellektualität in ihm toben. Visuell gleichen die beiden Frontmännern zwei untersetzten Hamstern kurz vor dem Herzkasper. Would you smile again for me? Einer der größten Indie-Hits dieses Jahrzehnts, bei dem die zwei Drums zu ihrer vollen Entfaltung kommen. Eingestehen muss man sich vielleicht, dass die Songs von Source Tags und Codes sowie Worlds Apart immer noch am besten aufgenommen werden. Caterwaul, It was there that i saw you – lassen die schwitzen Leiber zusammen stoben und Jason Reece wird, die exakte Tatzeit wird auf 23.03 festgelegt, der Schuh entwendet als er ins Publikum eintaucht. Ein geruchsintensiveres Andenken, hätte man an diesem Abend wohl auch nicht ergattern können. Das Publikum feiert mit Keely seinen Geburtstag, stimmt zwischen zwei Songs ein Geburtstagsständchen ein, den Keely am Klavier spontan begleitet, ohne zunächst zu wissen worüber sich die Konzertbesucher des Schlachthofs so erfreuen. Zur Zugabe gibt es noch einen Konfettiregen für Keely, bevor sich die Band bei den drei Zugaben völlig in der Musik verliert. Einzig allein Gitarrist Kevin Allen steht unaufgeregt an seinem Posten und lässt sich auch nicht mitreißen, wenn sich seine Mitmusiker ihren Wurzeln huldigen und den Noise feiern. Von hier an treibt sie nur noch die Intensität des Moments und diese unheilvolle Energie, die in ihnen schlummert. Von Tight-Sein keine Spur mehr. Aber das ist auch egal – solange alles andere einen mehr als beeindruckenden Eindruck hinterlassen hat, auch ohne das etwas zu Bruch geht.

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