Startseite » Vampire Weekend – Father Of The Bride

Cover Vampire Weekend Father Of The Bride

Vampire Weekend – Father Of The Bride

Was lange währt wird gut: Im Mai erschien das lang angekündigte, sechste Vampire Weekend-Platte „Father Of The Bride“. In den zwei Monaten zuvor wurden bereits vier Songs der Platte veröffentlicht, einer so unterschiedlich wie der andere und damit in bester Vampire Weekend-Manier. Die 18 Tracks-starke LP hat aber noch einige Asse im Ärmel. Harmony Hall, 2021, Sunflower und Big Blue – seit der offiziellen Ankündigung des vierten Studioalbums erschienen bereits vier Songs von „Father Of The Bride“. Vielleicht, um den Vampire Weekend-Fans der ersten Stunde zu versichern, dass das Album auch wirklich erscheinen würde. In den letzten sechs Jahren stand das vierte Album nämlich oft in Aussicht, erschien dann aber doch nicht.

Was das Erscheinen eines Nachfolgers auf das Nummer 1-Album „Modern Vampire Of The City“ verzögert haben könnte, ist die Umtriebigkeit des Sängers Ezra Koenig. Er wurde Vater, engagierte sich politisch im US-Wahlkampf (für Bernie Sanders, natürlich!) und schrieb Beyoncés „Hold Up“. Gealtert scheint er dabei nicht – der 35-jährige Koenig sieht immer noch so aus, als würde er im zweiten Semester an der Columbia University studieren.

Vampire Weekend's Ezra Koenig

I don’t wanna live like this, but I don’t wanna die“ –  die Worten, mit denen die letzte Platte in „Finger Back“ endete, sind die Hook in einem der ersten Vorboten „Harmony Hall„. Mit diesem bonbon-süßen Song nimmt Vampire Weekend die alte Spur wieder auf und lässt viele der übrigen 17 Tracks so beschwingt, locker und verspielt klingen wie wir es von Vampire Weekend nicht anders gewohnt sind. Wir sind aber nicht nur eingängige Melodien gewohnt, sondern doppelte Böden, mit denen jeder Track der Platte dienen kann.

Ein kleiner Einblick: „Big Blue“ spricht über unsere Verbindung zum Planeten Erde – und endet nach nicht mal zwei Minuten. „This Life“ fragt nach dem Sinn des Lebens. „Jerusalem, New York, Berlin“ fleht „So let them win the battle / But don‘t let them restart / That genocidal feeling / That beats in every heart“. Dabei greifen Vampire Weekend tief in die Trickkiste und kleiden ihre Tiefgründigkeiten in die verschiedensten Gewänder. Was eben noch eine akustische Ballade oder ein sanftes Duett ist, nimmt im nächsten Moment Züge von Jazz- oder Countrystücken an. So hat jeder Song nicht nur inhaltlich mehrere Ebenen, die sich beim erstmaligen Hören nicht gleich ergründen.

(Gar nicht mal so) Heimlicher Favorit der Platte ist „Sympathy“. Nachdem Steve Lacy beschließt, sich selbst nicht „not too serious“ zu sehen, explodiert der Song in eine Maccaracha-Nummer mit schrillen Falsetto-Backgroundgesängen. Ezra Koenig stimmt für den Vers ab und ruhiger an, die seichteren Gitarrenriffs bleiben in dem abgefahrenen Song aber wirklich nur die Ausnahme. Gerade Songs wie diese bestimmen, wer sich als Vampire Weekend-Fan aus der Masse erhebt, nach dem Fazit des Songs: „Now we’ve got that sympathy/What I’m to you, you are to me„.

Man muss also einen gewissen Wahnsinn an den Tag legen, um sich auf Father Of The Bride einzulassen. Vielleicht ist es gar nicht möglich, alle 18 Songs der Platte mit voller Aufmerksamkeit zu hören – und sie zu mögen. Der Sog, der von jedem der Songs ausgeht, entwickelt sich erst, isoliert man sie von der Platte. Und so haben Vampire Weekend doch wieder einen Klassiker geschaffen!


VÖ: Father Of The Bride erschien am 03. Mai 2019 via Columbia Records.

 

Wir freuen uns über deinen Kommentar: