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Virginia Jetzt! & Justin Balk // 23.03.07 // Erfurt

Virginia Jetzt! in Erfurt„Weißt Du wo es zum Centrum geht? Wir wollen zum Wiiie Tschäi Konzert. Du siehst so aus, als wolltest Du da auch hin“, sprechen mich ein paar Jugendliche in der verregneten Erfurter Innenstadt an. Ich bin irritiert, überlege und achja, Ja ich gehe zum Virginia Jetzt! Konzert. Ich frage zurück, wie man denn aussehen müsste, um da hin zu gehen. Ich nehme sie mit und erinnere mich an 2001, als ich auf dem nicht einfachen Weg ins Centrum ein paar Leute ansprach, die so aussahen, als wollten sie zu den Sportfreunden. Im Club angekommen weiß ich plötzlich, was sie meinten. Die Mädchen, die schon in den ersten Reihen stehen, sehen irgendwie gleich aus. Cord- oder Jeanshose, Chucks und ein Oberteil aus der aktuellen Kollektion eines beliebten Indieausstatters. Die Jüngeren haben Virginia Jetzt!-Bandshirts an, dabei sollte man doch spätestens seit Benjamin von Stuckrad-Barre wissen, dass man nie das Shirt der Band anzieht, zu der man geht. Wahrscheinlich sind diese Mädchen zu Jung um den Popliteraten überhaupt zu kennen.

Als Justin Balk kurz nach 21 Uhr den Abend eröffnet, kommen die Besucher von den Seiten, den Sofas und der Theke zur Bühne. Der ehemalige Sänger der Cucumber Men spielt ohne seine Solo-Band, nur er und seine Gitarre. Die Lieder passen perfekt in das Vorprogramm von Virginia Jetzt! und nach Aufforderungen wie „Ich spiel das jetzt noch mal und dann seid ihr zum Schluss richtig laut“ kommt das Publikum auch aus dem Knick. Zum Ende spielt er eine deutsche Version von Tom Petty’s „Into the great wide open“, bei der er von Virginia Jetzt! an den Instrumenten unterstützt wird, die dadurch erst den richtigen Wumms bekommt. Ihm schien es gefallen zu haben, dem Publikum ebenfalls.

Zu „Eleanor Rigby“ von den Beatles und großem Applaus betreten die vier Jungs von Virginia Jetzt! die Bühne. Los gehts mit „Singen und Singen“, das Publikum ist von Anfang an dabei. Textsicher und von einem Bein aufs andere geht es durch den Abend. Nino erzählt, dass sie lange nicht mehr in Erfurt waren, nachdem die Zuhörerschaft beim letzten Konzert nicht sehr euphorisch war. An diesem Abend ist das anders. Zu den Mädchen in den ersten Reihen gesellen sich dahinter Jungs, die lautstark mitsingen. Die Setlist ist bunt gemischt aus Liedern der drei Alben, wobei die Songs von „Anfänger“ live viel stärker rüber kommen als auf Platte. Besonders freue ich mich über „Fast wie Giganten“ und später noch „Mein sein“, die ich schon ewig nicht mehr gehört hatte. Ich erinnere mich an mein erstes Live-Erlebnis mit Virginia Jetzt! im März 2003, als sie im Vorprogramm der fantastischen Readymade spielten. Seit dem ist viel passiert mit der Band: Der Sound ist den gesamten Abend richtig gut, das Arrangement der Stücke perfekt.

Vor allem Thomas überzeugt an der Gitarre und am Piano und spielt auf Zuruf von Matthias spontan die Melodie von „Das Boot“. Vor der ersten Zugabe sorgt die Kombination aus „Mehr als das“, „Von guten Eltern“ und „Bitte bleib nicht, wenn Du gehst“ im Publikum für wahre Tanzfreude worauf sogar ein Stagediver von der Bühne springt. Nino traut sich wohl nicht ins Publikum zu springen, er läuft zum letzten Song „Weit weg“ durchs Publikum, schüttelt Hände und singt den Song zwischen den Leuten. Damit und auch später am Merchandise Stand beweist die Band, dass sie nicht „viel zu weit weg“ sind, sondern nah an den Fans. Sie nehmen sich für jeden Zeit, schreiben Autogramme, machen Fotos und unterhalten sich mit jedem der es möchte. Ein schönes Konzert mit toller Songauswahl (lediglich „Mein Herz ist keine Wohnung“ fehlte mir) und einer sympathischen Band, die bestimmt nicht wieder so lange braucht, um erneut in Erfurt zu spielen.

Fotos:
Virginia Jetzt! in Erfurt
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