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Voltaire – Das Letzte Bisschen Etikette

Voltaire sind wieder da. Bereits drei Jahre sind seit „Heute Ist Jeder Tag“ vergangen und es nicht gelogen, zu sagen, dass der Nachfolger mit Spannung erwartet wurde – Das Debüt stieß nämlich in der Kritik auf überraschend positive Ergebnisse für ein Erstlingswerk. Und nun drängt sich die Frage unweigerlich auf: Kann „Das Letzte Bisschen Etikette“ das Niveau beibehalten, das das erste Album versprach?

Die Umstände waren auf jeden Fall schon weitaus komplexer als noch vor einigen Jahren. Die Band stand kurz vor der Trennung, Sänger Roland Meyer de Voltaire hatte einen Umzug hinter sich und die gemeinsame Musik stand auf der Kippe. Nach zwei Umbesetzungen innerhalb des Bandgefüges ging aber wieder alles glatt und die Arbeit am zweiten Album konnten beginnen.

Und das Ergebnis ist krachiger geworden. Da sind noch immer die sanftmütigen Balladen mit nahezu kitschigen Texten, aber mit „Zu Was“ oder „Die Gute Art“ haben eben auch einige standfeste Rocksongs haben ihren Weg auf die Platte gefunden. Da kotzt man sich dann gerne auch mal in den Lyrics auch aus und wird direkter und konkreter, bedient sich nicht mehr endlos verschachtelter Metaphern. Musikalisch kann man ohne mit der Wimper zu zucken Vergleiche zu Muse oder anderen britischen Künstlern ziehen. Dieser neue Aspekt steht Voltaire sehr gut zu Gesicht, leider wird er auf dem Album noch nicht weit genug ausgekostet. Sehr schön sind aber nach wie vor auch die Pianopassagen und die Momente, in denen sich eine dunkle und mysteriöse Stimmung in die Musik schleicht, ähnlich dem Debüt von Lichter. Genau so wird das Album z.B. auch eingeleitet, mit „Ganz Normal“. Am Ende des Songs wird aber bereits mit einem exrem brechenden Outro der neue Stil angedeutet.

Die Texte werden wie üblich mit der einzigartigen Stimme von Roland vorgetragen. Der Gesang ist kraftvoll, aber nicht kantig – Es passt zur Musik. Die Texte dazu handeln von Zwischenmenschlichkeiten, der Gesellschaft und dem Kampf mit sich selbst und dem Alltag, in dem man sich bewegt.

„Hast du dich oft gefragt, warum die Welt ist, wie sie ist?
Warum du jemanden vermisst, der dich im selben Moment vergisst?
Wir leben mit dem Tier, das wir ins uns verloren glauben,
dass immer mehr randaliert, je weniger wir ihm erlauben.“

Wenn Voltaire in dem Stil weitermachen, der dieses Album mit Songs wie „Zu Was“ verspricht, dann sollte es nicht mehr lange dauern, bis man sie in einem Atemzug mit den Größen der deutschen Rock/Pop-Szene nennen kann. Auf eine Band, die es schafft, ‚das letzte bisschen Etikette‘ in die größtenteils eingefahrenen Strukturen deutscher Musik zurückzuholen, sollte man schließlich wirklich nicht verzichten.


VÖ: „Das Letzte Bisschen Etikette“ erscheint am 20.03.2009 auf Smarten-Up!

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