Wallis Bird und Get Well Soon an einem Konzertabend. Das war wie Tag und Nacht. Nicht nur, weil Erstere noch bei strahlend blauem Himmel spielte und Zweitere in der nächtlichen Dunkelheit. Auch die Personen Wallis Bird und Konstantin Gropper könnten auf der Bühne kaum unterschiedlicher sein. Die Eine schlägt schnell noch ein Rad vor Freude nach ihrem Auftritt, während Herr Gropper sehr zurückhaltend die Zeiten ohne Musik versucht zu überstehen. Und trotzdem ist da die große Gemeinsamkeit der Beiden, die Musik, die jeweils aus ihrem Inneren gekommen ist.
Wallis Bird ist ein kleiner Wirbelwind auf der Bühne. Und jeder der 1100 Besucher hatte sie nach ihrem Auftritt auf der KulturArena ins Herz geschlossen. Da bin ich mir sicher. Denn die junge Irin war so wunderbar echt und unbeschwert. Sie plapperte munter drauf los, in bestem Deutsch, wenn sie nicht gerade „zu faul“ dazu war. Ihre Songs präsentierte sie, zusammen mit ihrer Band Michael Vinne am Bass und Christian Vinne hinterm Schlagzeug, ohne jeden technischen Schnickschnack. Und auch wenn einiges nicht passte, die Gitarre noch nachgestimmt werden musste und andere Problemchen wurden einfach mit einem Lachen weg gewischt. Und dank der Schlichtheit des musikalischen Gewandes, stand die Stimme der Wallis Bird mehr im Mittelpunkt. Und es ist sehr beeindruckend, wie sie die leisen, zarten Tönen ebenso beherrscht wie die lauten, festen. Und dabei auch innerhalb kürzester Zeiten wechseln kann. Gespielt wurden auch einige Lieder, die nicht auf dem Debütalbum „Spoons“ zu finden sind. Echtes Herzstück des Auftritts war ihr neues Liebeslied an das Leben. Man spürte die Freude am Leben bis in den letzten Winkel des Körpers. Davon lässt man sich gern anstecken.
Für Unterhaltung wurde auch gesorgt. Überhaupt war der gesamte Auftritt eine große Freude. Es wurde geklatscht und mitgesungen. Und viel gelacht, aus tiefstem Herzen. Sogar die La Ola ging durch die KulturArena. Was für ein großartiger Spaß. Oder aber, um es mit Wallis Worten zu sagen: „Leck mich am Arsch, ist das schön.“
In der Umbaupause dann Emily Haines & The Soft Skeleton vom Band und im Hintergrund zog eine Wolkenwand über die Silhouette Jenas. Was für ein Schauspiel. Wer auch immer für diese Musikauswahl verantwortlich war, hiermit sei ihm/ihr mein Dank ausgesprochen.
Als Get Well Soon die Bühne betraten, war es bereits dunkel. Diese Dunkelheit war auch von Vorteil, um sich ungestört der Musik hingeben zu können. Wenn man dies denn konnte. Ansonsten hatte man nicht viel von diesem Auftritt. Denn ein Entertainer ist Konstantin Gropper nicht. Er wirkt eher sehr distanziert und unsicher. Aber er muss auch nicht im Mittelpunkt stehen. Er soll auch nicht im Mittelpunkt stehen. Sondern die Musik.
„Rest now, weary head. You will get well soon.“ Mehr als nur ein Intro. Mehr als nur ein Stück Musik. Sondern Ansage und Programm für den folgenden Auftritt. Es passiert nicht viel auf der Bühne bei Get Well Soon. Es wird nicht viel agiert. Die Musiker machen das, was sie können, sie spielen ihre Musik. Die Energie steckt in der Musik. Und wer sich darauf einlassen kann, darf Großes erleben. Leider konnten sich an diesem Abend nicht alle im Publikum der Musik öffnen. Wem dies gelang, der durfte mit auf die Reise durch weite Landschaften, die in der Komplexität der Gropperschen Musik stecken. Die aber, man muss es leider so sagen, live nicht großartig anders klingt als auf dem Album. Natürlich immer noch sehr gut, aber für Livemusik ein wenig zu statisch. Im Gegensatz dazu das „born slippy“-Cover, wo es an jeder Stelle blubberte und brodelte und die Band wirklich zusammen spielt. Überhaupt eine der besten Neuinterpretationen eines Liedes, meiner Meinung nach. Zum Abschluss gab es einen neuen Song. Leider war dieser mit seiner Einfachheit (noch) weit entfernt von den Songs des aktuellen Albums und wirkte sehr blass. Aber man sollte einen Menschen, der ein Album wie „Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon“ erschaffen hat, weder über-, noch unterschätzen.
Fotoquelle: kulturarena.de
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