Endlich wieder ein farbiges Album von Weezer, mag so mancher denken. Denn bislang stellten das blaue (1994) und das grüne Album (2001) die Farbtupfer in der Diskografie Weezers dar, neben denen besonders die letzten Alben eher grau wirkten. Auch die erste Single „Pork And Beans“ klang sehr vielversprechend und nach guten alten Zeiten. Wird aber das rote Album an die farblichen Vorgänger anknüpfen können?
Eine ebenso wichtige Frage ist aber, wollen Weezer überhaupt irgendwo anknüpfen? Darauf scheint es nach Hören des roten Albums eine eindeutige Antwort zu geben: Nein. Nun ist es selbstverständlich begrüßenswert, wenn eine Band ausgetrampelte Pfade verlässt und sich an neuem probiert. Zumal die Vergangenheit ja nicht gänzlich vernichtet wurde, denn das schon angesprochene „Pork And Beans“ und auch „Dreamin'“ klingen zumindest teilweise nach den ersten beiden Alben. Aber es wurden auch so komplett andere Dinge ausprobiert, wie ein Ritt durch alle möglichen Stilarten bei „The Greatest Man That Ever Lived“. Oder „Everybody Gets Dangerous“, was ebenso von den Red Hot Chili Peppers stammen könnte. Neu ist auch, dass die Bandkollegen von Rivers Cuomo texten und singen dürfen. Wobei diese Lieder eindeutig die schlechteren des Albums sind. Was leider auch nicht heißt, dass die restlichen besonders gut wären.
Weezer haben sich nie in eine Schublade quetschen lassen. Sie haben neben eigenen Befindlichkeiten auch immer die Kultur der jeweiligen Zeit zum Thema in ihren Alben gemacht. Bisher aber eher mit feinem Humor statt der Holzhammermethode wie beispielsweise die Bloodhound Gang. Was auch immer sie dazu geritten hat, auf dem roten Album treibt es sie dann doch leider viel zu oft in diese Richtung. Vieles wirkt zu stark überzeichnet, zu konstruiert und einfach zu primitiv lustig, um noch wirklich eine Wirkung abseits des müden Lächelns erzielen zu können.
Insgesamt ist das rote Album ein Werk, dass den Hörer zwiespältig zurück lässt. Besonders die ersten beiden Lieder klingen so, als wollte man mit aller Macht alles neu und anders machen. Was aber eher gezwungen wirkt. Einige Lieder klingen dann wieder ganz nach alten Weezer-Qualitäten, während gegen Ende die Luft raus ist. Als hätte sie der Mut auf halber Strecke verlassen. Und bei den Liedern, die nicht aus Cuomos Feder stammen, wohl auch das Können. Schade, aber vielleicht führen die neue Wege beim nächsten Album ja zu einem besseren, hörenswerteren Ergebnis. Wenn man den Holzhammer hoffentlich wieder eingepackt hat.
VÖ: 06.06.2008