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Eagles Of Death Metal – Heart On

Dem irrwitzigen Cocktail aus Sex, Rock und absoluter Charmeoffensive wird auf Heart On eine Portion Ernsthaftigkeit untergemischt. Es ist eine vielleicht unerwartete, aber willkommende Entwicklung, die Jesse Hughes als ernsten Songwriter entpuppt. Dahinter steckt viel Reflektion über das Leben und die Karriere als Musiker. Vorhang auf für das nicht unbedingt Beste, aber spannendste Eagles of Death Metal Album.

Keine Angst, nur weil Jesse Hughes jetzt auch ernste Töne anschlägt, bedeutet das noch lange nicht,
dass der aberwitzige Klamauk der Eagles of Death Metal ein Ende hat. Kurze Infos wie die, dass Heart On in erster Linie zum Albumtitel auserkoren wurde, weil es gleichzeitig klingt wie „Hard-on“, was wiederum umgangssprachlich nichts anderes als „Ständer“ bedeutet und Songtitel wie I´m your Torpedo dürften genügen um zu zeigen, dass sich die Band um Jesse Hughes und Josh Homme weiterhin in jedem erdenklichen Klischee suhlt. Aber das neue Album ist dennoch anders. Zum Beispiel ist der Einfluss von Josh Homme nun wesentlich stärker herauszuhören. Staubtrockener Rock mit den typischen Queens of the Stones Age Gitarrenklängen und unverwechselbaren Backgroundvocals dominieren in Tracks wie der Single Wannabe in L.A. Jesse Hughes und Homme sind ohnehin die einzigen, die am Prozeß des Songwritings beteiligt sind und gleichzeitig sind sie streng genommen auch die Urväter der Eagles of Death Metal, gegründet während ihrer Schulzeit. Auch einen Plattentitel legte man damals schon fest. Ja richtig: Peace, Love and Death Metal.
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Zunächst aber kam alles ganz anders. Den Werdegang eines Josh Homme ist vermutlich hinlänglich bekannt.
Erst die großartigen Kyuss, dann die Queens of the Stone Age und nicht zu vergessen die Desert Sessions.
Jesse Hughes war dagegen weit entfernt davon das Leben eines Rockstars zu frönen. Er wurde Journalist, heiratete, bekam einen Sohn und ließ sich scheiden. Im Nachhinein stellte für den E.o. D. M. Frontmann diese tiefe Lebenskrise den Knackpunkt in seinem Leben dar. Im Vakuum aus miesen Job und Ziellosigkeit begann er Songs zu schreiben und natürlich war es Josh Homme, der sie als erster zu hören bekam. Nun, er muss begeistert gewesen sein, denn den ersten Hördurchgängen der Demosongs folgte tatsächlich die Umsetzung ihres langjährigen Plans. Peace, Love and Deathmetal wurde vertont und eine ausgiebige Tour folgte auf dem Fuß. Das war 2004 und von sogar von derartigen Erfolg gekrönt, dass 2006 das noch erfolgreichere Death By Sexy in die Plattenläden kam. Aus dem Journalisten Hughes wurde ein charismatischer Rocker, dem nahezu jeder aus der Hand frisst und mittlerweile mit Schnauzbart, zu großer Sonnenbrille und enger Jeans durch Musikvideos auf MTV hüpft.
Und 2009 nun Heart On. Weiterhin Songs aus Hughes Feder plus ein bisschen mehr Homme. Die Songs haben
vielleicht gerade dadurch mehr Tiefgang und neue Facetten bekommen. Die Komponente Homme ist ohnehin
nicht zu unterschätzen. Mit seiner bisherigen Karriere im Rücken ist er ein Musiker der genug Business Erfahrung als auch Musikverständniss mitbringt um zu wissen, dass man mit dem dritten Album entweder einen Schritt vorwärts tun kann oder in Stagnation verharrt. Waren die Eagles of Death Metal bisher eine reine Feel-Good-Music Band, die ihre Alben innerhalb kürzester Zeiträume einspielte, nahm man sich für Heart On über ein Jahr Zeit.
Das Ergebnis besticht durch mehr Versiertheit und durchdachteren Songstrukturen.
Natürlich groovt und pumpt und rockt es immer noch wie Hulle. High Voltage geht durch die Decke und huldigt
AC/DC, bei I am your Torpedo hört man den Homme´schen Einfluss klar heraus und kann so hoher Songschreiberkunst nur den Hut ziehen. Und nicht zu vergessen natürlich die aktuelle Single Wannabe in L.A
Aber auch eine, man möchte fast sagen Ballade, wie Now I Am A Fool ist plötzlich möglich, ebenso wie neue Ansätze in Hughes Texten, wie in How Can Man With So Many Friends Feel So Alone, dass darüber sinniert wie einsam man als absoluter Nobody ist und wie sehr sich die Menschen, „Freunde“, einem aufdrängen, wenn man über einen gewissen Status an Berühmtheit erreicht hat. Beide Songs sind willkommene kleine Überraschungen und kommen auf Album drei gerade recht. Allgemein ist festzuhalten: Es rockt, es ist sexy und es ist spannender als je zuvor die Eagles of Death Metal zu hören.

1 comments

  1. Johannes says:

    Da kann ich nur zustimmen! Super abwechslungsreiche Platte, geht echt locker als halbes QOTSA-Album durch.

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