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Atom™ – Liedgut

Uwe Schmidt ist schon ein Tausendsassa. Selbst mit urdeutschem Namen gestraft, schaffte er es schnell, die Aufmerksamkeit der internationalen elektronischen Szene auf sich zu ziehen. Er veröffentlicht Musik unter zahlreichen Pseudonymen, das bekannteste davon wohl Señor Coconut. Aber auch sein Nischenprojekt Atom™ blickt bereits auf eine ausführliche Diskographie zurück, von der das neue Album „Liedgut“ bestimmt noch nicht die Spitze des Eisbergs ist.

Man hat eher das Gefühl, als ob Mister Schmidt sich gerade mitten in der Tiefe seines Schaffens befindet. So experimentell hat man Atom™ lange nicht erlebt. Das Album ist in verschiedene Thematiken eingeteilt: „Wellen und Felder“, „Interferenz“, „Mittlere Composition“, „Weißes Rauschen“ und „Im Rauschen der Gegenwart“. Schon bereits den Titelgebungen der Tracks kann man entnehmen, dass Uwe Schmidt ein Freund der empirischen Physik ist und an der ein oder anderen Stelle sich auch vom Romantiker Schubert bei seinen elektronischen Spielereien inspirieren lässt. Insgesamt ist die Musik schwer greifbar, da ist schon das Funksignal eines Mobiltelefons, das in einige Stücke eingebaut ist, das regelmäßigste, was man vorfindet. Das einzige, was an „Liedgut“ an konventionelle Songstrukturen erinnert, ist die Tatsache, dass auch Lyrics vorkommen – Vorgedichtet natürlich von kalter Computerstimme, was manchmal schon gruselig anmutet:

„Tief im Innern widerhallt die zukünftige Gestalt.
Form und Inhalt aus mir dringt.
Im Rausch der Resonanz.
Taktfrequenz und Harmonie.
Unbekannte Melodie.“

Jedem, der diese Musik anrührt, sollte aber gewappnet sein für das, was er zu hören bekommt. Das hier ist trotz der Ruhe der Musik sicherlich kein Easy Listening. Wenn man Atom™ nebenbei hört, wird man ihn maximal als langweilig empfinden. Diese Musik ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Hören gemacht, zum Erforschen. Wer die Gabe besitzt, Musik zwangfrei und als ästhetische Kunstform betrachten zu können, der wird eine Menge Freude damit haben können, das „Liedgut“ auseinander zu nehmen.


VÖ: „Liedgut“ erschien am 26.01.2009 auf Raster Noton.

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