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Vetiver – Tight Knit

vetiver_coverWer sein Album in Amerika auf dem berühmten Sub Pop Label veröffentlicht und sich damit zu den Labelkollegen der Foals, Fleet Foxes und Iron & Wine zählen darf, kann eigentlich von sich behaupten alles richtig gemacht zu haben. Genau das dürfen auch Vetiver aus San Francisco. Die Band um den Singer-Songwriter Andy Cabic veröffentlicht dieser Tage mit „Tight Knit“ ihr viertes Album und machen damit – wer hätte das gedacht – alles richtig.

Mit bereits drei veröffentlichten Alben kann man Vetiver heutzutage schon als alteingesessene Hasen im Musikgeschäft bezeichnen und trotz der nun schon fünfjährigen musikalischen Zusammenarbeit bleiben Vetiver ein Bandgerüst, das um Andy Cabic herumgebaut wurde. Es sind seine Ideen für die Songs, die er beinahe alle selber einspielt und es ist sein Geist, der dem Projekt die nötige Antriebskraft gibt. Einer der wenigen Personen, die ihm dabei in die Karten schauen dürfen, ist sein alter Freund und Musiker Devendra Banhart, der auch ab und an selber bei Vetiver mitmischt. Beide teilen sie dabei eine Leidenschaft für den guten alten Folk und lassen nichts unversucht, um diese etwas verstaubte Musikrichtung aus den Angeln und dabei in neue Sphären zu heben.

Dabei hieß Folk vor einigen Jahrzehnten noch, mit akustischer Gitarre alleine auf der Bühne zu stehen, um ohne jegliche elektronische Verstärkung nur mit den Akkorden und der Stimme bewaffnet das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Doch nach der elektronischen Revolution des Folk durch einen E-Gitarre spielenden Bob Dylan liegt die heutige Definition nicht mehr wirklich nahe an den einstigen Ursprüngen und dennoch umgibt den heutigen Folk immer noch diese gewisse Vertrautheit, die ein Gefühl der Heimat aufkommen lässt und dabei gleichzeitig die Fernsucht in den Gliedern weckt.

Tight Knit“ ist genau dieses Bindeglied zwischen den alten Formen & den modernen Ansichtsweisen des Folk, zwar ohne die politische Kaltschnäuzigkeit eines Woody Guthrie, aber dafür mit einem musikalischen Stimmungsbild, das die ideale Brücke zwischen Tradition und Moderne schlägt. Folk trifft auf Pop trifft auf Elektronik oder als ob Bob Dylan ein Kind mit My Brightest Diamond auf der Tischtennisplatte im Hobbykeller der Fleet Foxes zeugt. Wie auch immer man es nennen will, man kommt nicht mehr um dieses Album herum, sobald man es einige Male genießen durfte. Dann steckt man plötzlich drin in diesem Rhythmus, der „Tight Knit“ die Zugkraft eines Pferdekarren verleiht, der die Siedler von einem leer geschürften Canyon zum nächsten Goldrausch zieht und dabei noch ihre einzelnen melancholischen Lebensgeschichten erzählt. Vielleicht wird Andy Cabic dabei nie als „Judas“ beschimpft werden, aber dennoch verleiht er dem Folk die nötige Frische, um in der heutigen Zeit bestehen zu können. Wem das nicht passt, darf gerne auf die alten Helden zurückgreifen, sollte aber dennoch eine Zeile im Hinterkopf behalten: „For the loser now will be later to win. For the times they are a-changin‚.“


„Tight Knit“ erscheint am 06. März 2009 auf Cooperative Music.

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