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Beat!Beat!Beat! – Lightmares

Wer Beat!Beat!Beat! noch nicht kennt, der, das kann ich getrost sagen, hat etwas verpasst. Was ich genauso getrost zu sagen versuche, und das ohne große Umschweife, ist, dass es etwas Besseres als Lightmares in diesem Jahr nicht gab – und es auch nicht mehr geben wird.

Schubladengeschiebe war es, was die Reviews der ersten EP Stars ausmachte. Vom Land waren sie, klar. Ihren großen Vorbildern eiferten sie nach, natürlich. Eine Indie- und Math-Rock-Mischung aus Foals und Whitest Boy Alive sollten sie sein, sicher. Viel mehr als das gab es über die vier Jungs selten zu lesen, und zu sehen gab es wohl auch nicht mehr als dass sie mit ihren schlacksigen Körpern, zerschlissenen Jeans und in Kraut und Rüben liegenden Haaren nichts anderes wären als neue Hampelmänner, verloren in der weiten Welt des Indies.

Mit der LP Lightmares kämmen sie nun gegen diesen Strich, wahrscheinlich mit den Worten der Kritiker im Hinterstübchen, entfliehen ihrer Schublade und wo sie einmal dabei sind sogleich auch ihren Kinderschuhen, in denen, so wie es ihnen auch immer nachgesagt, mit Anfang 20 Jahren nur stecken könnten.

Lightmares ist ein Album voller Tiefe und Raum, dessen melodieverliebte Songs fließend ineinander übergehen, und dafür sorgen, dass man sich in Gedanken der Vorstellung hingibt, in den letzten Sonnenstrahlen des Sommers bar- und leichtfüßig über eine Wiese zu wandeln. Alle Sorgen und Schwierigkeiten des Lebens vergessend, verstummt man über der Andächtigkeit ihrer Songs, die verträumt, melancholisch und reif daher kommen. Keine Spur mehr ist von den hallenden, schrammeligen Versionen ihrer Titel, die sich vor einigen Monaten noch bei YouTube oder Last.fm tummelten.

Lightmares sind sie allesamt, die Lieder von Beat!Beat!Beat!. Ins Delirium versetzende, Licht durch Körper strömen lassende Tracks, mit intelligent eingebauter Elektronik, tiefen Bässen, gezielt gedämpften Soundlinien und selbst improvisierten Percussions. Obendrein aber hängen sich die Viersener nicht an jugendlich-pubertären Kleinigkeiten auf, sondern besingen das echte Leben. Eine vor jugendlichem Eifer strotzende Weisheit jagt die nächste. So ist dass Leben zu kurz zum nur Abwarten (Too Short To Bide), Verliebt ist man in die Liebe, das Leben und das Gefühl Siebenmeilenstiefel zu tragen (Graveyard), letztlich entflieht man dem Alltag und reist in die tiefen Weiten des Weltalls (We Are Waves).

Alles in Allem ein Gefühl der Hochstimmung, in dem man sich vom ersten Klang an bishin zum letzten Ton verlieret.

Fireworks, Stars und You’re Designer sind alte Hasen, doch vor allem Bravery, Lightheavy Rapture und See It Glisten scheuen nicht im Geringsten davor, ihnen den Rang abzutreten. Kaum drei Minuten lang sind die meisten der Tracks, die in die Beine gehen und sich im Gehöhrgang häuslich einrichten. Kein Wunder, dass sich Dennis Scheider, Frontmann der kürzlich von uns geschiedenen Muff Potter, ihnen bemächtigte und sie unter seinen Label Richard Mohlmann Records signte. Der Beweis dafür, in der unendlichen Sphäre zwischen Raum und Zeit der Tag der Geburt keine Rolle spielt, und auch junge Hüpfer wie Joshua, Moritz, Marius und Tim es trotz allem sind, Musik machen, die auch altes Eisen bewegt.

Doch viel zu schnell sind die Beat’schen Glücksmomente verflogen, die eben noch wie im Lauffeuer alles ansteckten, was sich nicht rechtzeitig retten konnte. Ein Glück, dass Beat!Beat!Beat! noch bis Ende Oktober und noch im Dezember auf Tour sind. Drum sei’s schleunigst hier in Lightmares reingehört, auf den ersten Ton verliebt, das Album bestellt, das erste und erstklassige Video zu We Are Waves angesehen, Tour-Daten ausgepolt, Ticket gekauft, Konzert besucht und sich zu den Klängen der neuen Lieblingsband fallen gelassen! Aber das muss man euch nicht sagen, man hört es ja.


VÖ:Lightmares erscheint am 22.10. bei Richard Mohlmann.

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