Du, ich, wir beide zu den Fliegenden Bauten. Das ist nicht nur der Titel des kürzlich erschienenen Live-Albums, sondern vor allem die Erinnerung an den letzten Auftritt von Clickclickdecker in Hamburg. Das war 2009, danach folgte nur noch ein Konzert als Support von Muff Potter und dann stand Bratze im Fokus. So lange her! Kein Wunder also, dass die Vorfreude auf diesen Abend im Knust bereits im Vorfeld groß war.
Schon beim Betreten der Location wurde klar, dass das hier etwas anders als sonst ablaufen würde. Sowohl der Konzertsaal als auch die Logen ein Stockwerk weiter oben waren mit Bänken bestückt. Die ursprüngliche Clickclickdecker Live-Band wurde immer im Stehen bewundert, doch wie sich im Verlauf des Abend herausstellen sollte, passte das entspannte Sitzen tatsächlich am besten zu diesem Anlass.
Als Support stand Petula auf dem Programm. Wer fleißig bei uns mitliest, ist schon öfters über den Namen gestolpert, nicht zuletzt konnten wir auch von seinem Release „Elephant Dresses“ nur schwärmen. Und jetzt also mal wieder live, sehr gerne! Gegen 20.30 Uhr war es, als Sebastian Cleemann aka Petula die Bühne des Knust betrat. Der Saal war gut gefüllt, Sitzplätze gab es bereits keine mehr. Der Auftritt war sympathisch wie eh und je. Er spielte von „Hills & Hill & Hil & Hi & H“ über „In sweden, all mountains are berries“ bis hin zu vollkommen neuen Songs alles, was das Repertoire hergeben konnte.
Die Münder offen stehen ließ aber besonders das überragende „Realgold“. Es ist eine Freude, Petula dabei zuzusehen, wie er die einzelnen Fragmente des Songs live einspielt und zu einem großen Ganzen verknüpft, dass man nur Staunen kann. Die Anekdoten zwischen den Liedern rundeten das Ganze dann noch ab. Wer vor Ort war, weiß nun bescheid darüber, weshalb man über die Ostertage lieber nicht mit strengen Christen telefonieren sollte…
Eine Bierflasche später war es dann auch schon an der Zeit für Clickclickdecker. Während er 2009 noch mit kompletter Band, sprich Schlagzeug, Bass, etc. auf der Bühne stand, ist er auf dieser Tour allein mit Oliver Stangl unterwegs. Und es scheint, als hätte sich hier ein Duo wie aus dem Bilderbuch gefunden. Schon bei dem Konzert in den Fliegenden Bauten war klar, dass das eine Zusammenarbeit ist, die man sicherlich nicht nur einmal erleben würde. Besonders schön anzusehen war es, wie die beiden zum Ende des Konzerts gemeinsam an ein einzelnes Mikrofon traten und sich theatralisch beim Singen in die Augen sahen. Dass Kevin dann noch witzelte, das würden sie jeden Abend machen, auch, wenn kein Konzert ansteht, machte den Moment perfekt.
Die beiden harmonierten in höchstem Maße auf der Bühne, was natürlich auf der einen Seite den Songs zu Gute kam, aber andererseits auch den Parts dazwischen. Die Ansagen waren locker, ungeplant und stellten sofort eine Nähe zum Publikum her. Kevin fragte vorbildlich nach, ob das mit dem Sitzen denn so okay sei und ob es noch Songwünsche gäbe. Die Barrieren waren auf jeden Fall schnell eingerissen! Es wurde mitgesungen und sowohl Musiker als auch Publikum fühlten sich sichtlich wohl. Jeder gespielte Song wurde mit reichlich Applaus bedacht und auch die Rufe nach Zugaben waren beachtlich.
Eröffnet wurde das Konzert mit „Wenn Ethna wieder spuckt“ und viele weitere Songs des vorangegangenen Studioalbums sollten folgen. Selbstverständlich wurden auch „Wer hat mir auf die Schuhe gekotzt“ und „Niemand tanzt so kacke wie ich“ vorgetragen. Sogar für selten live gespielte Stücke wie „PT 82 oder das Paarungsverhalten der CT Serie“ oder „Ich beneide dich um deinen Sternenhimmel“ war Platz. Jedes Lied wurde von Kevin und Oliver in ganz eigenen Versionen vorgetragen, von die denen der Studioaufnahmen weit entfernt sind. Selbst für diejenigen, die das Live-Album kennen, gab es noch neue Facetten herauszuhören. Die Ideen scheinen Kevin und Oliver nicht auszugehen! Besonders unterhaltsam wurde es bei „Zurecht ungerecht“, wo mit unzähligen Instrumenten und live eingesungenen Samples hantiert wurde, dass die beiden Protagonisten selbst schon aus dem Lachen nicht mehr herauskamen.
Um kurz nach 23 Uhr musste dann allerdings schon Feierabend sein, da anschließend eine Party im Knust stattfand. Schade, dass man so auf einige Zugaben und ein angemessenes Ausklingen des Abend verzichten musste. Trotzdem war es wirklich schön. Kevin ließ während des Auftritts mehr als nur einmal durchklingen, wie toll es doch sei, nach so einer Tour wieder in Hamburg zu spielen. Und auch Hamburg freute sich offensichtlich, dass Clickclickdecker wieder da ist! Du, ich, wir beide zum Knust. Mit diesem Einverständnis und um einige schöne Momente reicher wurde das Publikum dann wieder in die Stadt entlassen – Ein rundum gelungener Abend!