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Denis Jones – Red+Yellow=

Männer mit Frisur im Gesicht fühlen sich unkonventionell und ausgesprochen männlich und drücken mit ihren Drei-Tage-Bärten ihr Lebensgefühl aus. Das sei einfach mal in den Raum gestellt. Was klar auf der Hand liegt ist, dass Denis Jones‚ Bart schon längst keine drei Tage mehr seinem Gesicht inne wohnt, und auch, dass sein Album Red+Yellow= die Ausgeburt der Unkonventionalität ist. Ob das aber an seinem Bart liegt, bleibt noch zu erforschen.

Denis Jones ist ohne Zweifel ein Ausnahmetalent. Einen Freigeist, den die Welt so noch nicht gesehen hat. Das nicht wegen seines Yussuf-Islam-Gedenkbartes, sondern wegen seiner außergewöhnlichen Musik, die da Folktronica heißt.

Ein von ihm autodidaktisch entworfenes Puzzle, aber mit rotem Faden, scheinen seine minimalistisch elektronischen Werke zu sein. Er proportioniert sie wohl, und das mit Beat-Box-Rhythmen, einer akustischen Gitarre, einigen Keyboards, Loop-Geräten, allerlei Mixern und ihren Namen alle Ehre machenden Effektpedalen.

In jedem seiner Songs entwickelt er sich eine eigene Welt, eine Welt, in die der aufmerksame Denis Jones Hörer vollends versinkt und sich der Melodramatik und Epik seiner Stücke hingibt. Sein Gesang ist dabei nicht das Wichtigste, wenn doch er seine hallende Stimme gekonnt dafür einsetzt, seine Songs noch wirkungsvoller zu machen.

Clap Hands, der erste Titel, erinnert an Bodi Bill, offenbahrt er schon in den ersten Tönen seine enorme Bandbreite an wirkungsvollen Effekten, die sich durch die ganze Platte ziehen. Vor allem Sometimes tut es einem an. „It’s always forgotten, but it’s never always forgiven“, singt der geheimnisvolle Mann aus dem englischen Lancaster. Titel wie Rage oder Blengin schließen sich diesem Konzept an, und reißen den Geist in eine andere Sphäre.

Besonders live schafft Denis Jones es, den erst gewonnen Eindruck noch zu toppen und aus seiner Musik Artwork zu machen. Schüchtern, beinahe schon eingeschüchtert, sitzt er hinter seiner imposanten Technik, aufgebahrt auf einem einzigen Tisch, hinter dem er auf einem gepolsterten Sessel inmitten des Kabel-Wirrwarrs sitzt und sich seiner Musik hingibt. Eine manngroße Videoleinwand hinter ihm verfolgt all seine Schritte und zeigt sein Gesicht im Wechsel mit sich der Stimmung des Songs anpassenden Farben und Formen nach Windows Media Player-Manier.

Darüber hinaus erfährt man wenig über Jones, die Akte seines Lebens bleibt xy ungelöst. Einzig, dass er sich das Gitarre spielen selbst beigebracht hat, das er auf die Secret Garden Party, das Glastonbury oder Futuresonic bespielt hat, und etliche Kollaborationen hinter sich hat, ist in den Tiefen des Internets über ihn zu erfahren. Letztlich aber sollte es auch ausreichen zu wissen, dass Bärte wie sie Denis Jones trägt eindeutig darauf zurück zu führen sind, dass seine Träger Ausnahmetalente sind, die eindeutig das richtig Gespür für Musikarrangements sind.

Denis Jones ist der wohl legalste Ersatz einer Sinneserweiterung.


VÖ: „Red+Yellow=“ erschien am 04.10. bei Humble Souls.

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