Wenn man dem Instagram-Account von Ed Sheeran folgt, bekommt man das Gefühl, dass er wirklich jeden Abend in einer anderen Stadt, in einer großen, ausverkauften Halle spielt. In den vergangenen zwei Wochen stand endlich Mal wieder Deutschland auf dem Plan des sympathischen jungen Engländers, am Dienstagabend beendete er seine Deutschlandtour in der Frankfurter Festhalle.
Schon früh meldete das Konzert ausverkauft und wurde daraufhin von der Jahrhunderthalle in die Festhalle verlegt, so wie auch in vier weiteren deutschen Städten. Wie groß das Interesse an Ed Sheeran ist, merkt man bereits vor der Halle: Hier stehen junge Mädchen mit Schildern, die eine Karte suchen, aber niemand, der noch dringend eine Karte los werden möchte. Auch die Preise bei den Onlineplattformen für ein Ticket beliefen sich auf mindestens das Doppelte des ursprünglichen Preises.
In den ersten Reihen der Festhalle drängen sich junge Mädchen, um einen guten Platz und eine freie Sicht auf die Bühne und Ed zu haben. Auch viele Engländerinnen sind nach Deutschland gekommen, um ihren Helden live zu sehen. Pünktlich um 21 Uhr betritt Ed Sheeran unter lautem, schrillen Gekreische ganz unspektakulär die Bühne. Ganz alleine steht er in seinem karierten Hemd auf der Bühne und grinst über das ganze Gesicht, bevor er die ersten Töne von „I’m A Mess“ anschlägt, die Mädchen in der ersten Reihe singen dabei jede Zeile lautstark mit. Ein wenig fühlt man sich wie auf einem Boyband-Konzert, dabei ist Ed Sheeran eigentlich der komplette Gegenentwurf zu einem Teeniehelden: Optisch entspricht er wahrscheinlich nicht dem Geschmack der meisten jungen Mädchen und musikalisch bietet er eben auch viel mehr, als der übliche Einheitsbrei. Intelligente, persönliche Texte, die musikalisch genial von ihm ganz alleine interpretiert werden.
Während das Konzert läuft stelle ich mir die Frage, wie viele der Anwesenden eigentlich checken, was Ed Sheeran da gerade auf der Bühne an Musik fabriziert. Mit Hilfe von weniger Technik nimmt er Gitarrenspuren auf, spielt diese wieder ab und spielt eine neue Spur darüber. Mit einem extra Mikrofon nimmt er die zweite Gesangspur auf, die er dann passend im Song wieder abspielt und so das Lied erst richtig zum Leben erweckt. Den absoluten Supergau, bei dem sich Ed Sheeran wirklich selbst übertrifft, schafft er in der Zugabe mit „You need me, I don’t need you„. Sehr viele verschiedene Spuren, die immer wilder werden und sich irgendwann überschlagen, ein Musiker der ekstatisch auf seiner Gitarre rumtrommelt. Passend dazu die schwarz, rot, weiße psychedelische Leinwandshow und das Publikum, das er zum Mitsingen animiert. Schon vorher, bei „Give Me Love„, behandelt er die Stimmen des Publikums wie eine Spur auf seinem Fußpult, er lässt die Besucher singen und dirigiert von der Bühne aus. Vom großen Zauber, den Eh Sheeran auf der Bühne betriebt, bekommen die meisten in der Halle nicht viel mit, da auf den Leinwänden entweder sein Gesicht gezeigt wird oder Ausschnitte aus Videoprojektionen.
Persönlichster Moment des Konzertes ist der Song „Afire Love„, der sonst gar nicht auf der Setlist steht. „Ich freue mich, dass ich in Deutschland auch mal ein anderes Lied spielen kann“, sagte er zuvor. Ganz leise und in sich gekehrt singt er das Lied, in dem es um den Tod seines Großvaters geht. Als ein Mädchen nach dem ersten Refrain in einem ganz ruhigen Moment irgendetwas dazwischen ruft und Ed aus dem Konzept bringt, fängt er den Song noch einmal von vorne an.
Ed Sheeran ist einer der innovativsten jungen Musiker unserer Zeit, der so viele Stile miteinander vermischt und von dem man in den kommenden Jahren noch sehr viel erwarten kann. Ein geniales Konzert der besonderen Art, das man so nicht oft erlebt und das auch viele Publikumszielgruppen vereint.
In unserer Galerie hier gibt es mehr Fotos vom Konzert.