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Editors – An End Has A Start

editors coverVor etwa zwei Jahren tauchte relativ plötzlich eine Band auf, die von der kritischen Indiemasse erst einmal skeptisch betrachtet wurde: die Editors. Zu schnell kam die Assoziation mit Interpol, zu geplant klang das alles. Sagte man. Es dauerte eine kleine Weile, bis es ihnen letztlich gelang, ihre Eigenständigkeit als Band zu beweisen und sich die verdiente Anerkennung zu holen. Nun, zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Debüts, erscheint mit An End Has A Start das Zweitwerk der Briten und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Doch blicken wir erst noch einmal zurück: Am Anfang waren es Zweifel. Nur vereinzelt wurde diese neue Band unabhängig von anderen umliegenden Genres betrachtet. Doch das sollte sich ändern. Spätestens mit den wirklich atemberaubenden Liveauftritten bewiesen die vier Herren aus dem Zentrum Englands, dass sie keineswegs vorhatten, lediglich etwas bereits Vorhandenes neu aufzumachen. Der ständig nervende Interpol-Vergleich verblasste also mehr und mehr und selbst die Letzten schienen zu verstehen, dass es sich bei den Editors um eine Band handelt, die eigentlich gar nicht zwischen anderen einzuordnen ist.

Ziemlich genau zwei Jahre, nachdem The Back Room das Licht der Welt erblickte, ist nun endlich der Nachfolger draußen. Mit dem Titel hat man es sich noch etwas leichter gemacht und sich mit An End Has A Start für den eines auf dem Langspieler vorhandenen Songs entschieden. Jenes Stück ist das zweite der Scheibe aber gewissermaßen das erste wirkliche Highlight. Während der Opener bzw. die erste Single Smokers Outside The Hospital Doors zumindest musikalisch den Eindruck macht, als wolle man nicht zu früh zeigen, was man alles kann, gibt sich An End Has A Start als erster Song repräsentativ für das Gesamtwerk: Pompös klingen die Gitarrenparts, die Chris Urbanowicz dem Lied aufdrückt und ganz typisch für diese Band klingt die markante, unverwechselbare Stimme des Tom Smith’, der es sich wieder einmal nicht nehmen lässt, sich textlich qualitativ hochwertig zu verausgaben. Metaphorisch geht es da zu. Und dass die Editors nicht plötzlich begonnen haben, Düsterkeit gegen 100% Hoffnungsklänge einzutauschen, sondern dass es stets eine gutes Verhältnis beider Bestandteile bleibt, sollte klar sein. So sind es Zeilen wie die folgenden, die sich schnell im Kopf des geneigten Hörers einnisten:

You lose everything
By the end
Still my broken limbs
You find time to mend

Auf The Back Room waren es Stücke wie Munich oder Blood, die es auf sehr beindruckende Art und Weise schafften, einerseits durch intensive, teilweise Herz zerreißende Texte zu überzeugen und dennoch so viel Energie intus zu haben, dass sie problemlos auf den Playlists eines jeden Indieclubs wiedergefunden werden konnten. Auf dem Zweitwerk sind es Stücke wie Bones oder The Racing Rats, die dem nachkommen und sich dabei zwischen die verhältnismäßig vielen ruhigen Stücke des Albums mischen. Wieder ist es diese einmalige Kombination aus Bassline, imposantem Gitarrenriff, schnellem Schlagzeug und natürlich dieser Stimme, die das Potential besitzt, einem noch während des Tanzens Tränen in die Augen schießen zu lassen.

Bones, starved of flesh
Surround your aching heart
Full of love

Doch, wie bereits gesagt, finden sich auf An End Has A Start verstärkt auch tendenziell ruhige Stücke, die auf dem Vorgänger eher rar waren. Eines jener Lieder ist das Gänsehaut erzeugende Push Your Head Towards The Air, das gewissermaßen als Hoffnungsträger (ganz wörtlich gemeint!) des Albums gesehen werden kann. Ich bin für dich da. Egal, was ist. Egal, wie weit weg das Licht am Ende des Tunnels zu sein scheint. So wirken Tom Smith’ Worte, die sich an passend simple Pianoakkorde schmiegen und gemeinsam den Weg in Richtung Songklimax wandern, der hier absolut nicht übertrieben wirkt.

Now don’t drown in your tears babe
Push your head towards the air
Now don’t drown in your tears babe
I will always be there

An End Has A Start kann also ohne Zweifel überzeugen. Klar, es gibt Dinge, die nicht jedem gefallen werden. Dem einen wird es zu groß angelegt sein, zu pompös, zu stadionlike. Doch wem das nicht zu sehr missfällt, wird zehn Lieder genießen können, die im Gesamten ein Album bilden, das einerseits zeitlos gut ist und andererseits ein guter Begleiter für nahe jede Lebenssituation, sofern sie nicht zu euphorisch ist, darstellen kann.

VÖ: 22.06.2007 auf PIAS

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