Facebook, Twitter, Google+, wer heutzutage keine herkömmlichen Hobbys mehr hat, wird einfach Stalker. Vielleicht ist es das, worauf Elster Club mit dem Titel ihres Debüts „The Grand Stalker“ anspielen wollen, vielleicht erinnern sie damit aber auch nur ihrer Gründung, vielleicht haben sie aber auch nur einen eingängigen Namen für eine eingängige Platte gesucht, ganz einfach weil’s so gut zusammenpasst.
Es soll ja Menschen geben, die mit sozialen Netzwerken noch besseres anzufangen wissen, als im Minutentakt auf die Seitenaktualisierung zu klicken, die sie für sich zu nutzen wissen. Johannes nämlich, der mit der Frage ob der Effektgeräte, an dem Thomas und Christian zu MySpace-Zeiten frickelten ’ne echte 808 wäre, von sich überzeugen konnte.
Inzwischen ist einige Zeit ins Land gegangen, Johannes, Thomas und Christian sind Elster Club, als Leipzig-Berlin-Ingolstadt-Trio ein eingeschworenes Team und nach der EP „Club Your Hands„ – die ihrem Namen alle Ehre machte -, die Glücklichen, die nun ihren ersten großen Schatz in den Plattenladen des Vertrauens stellen: „The Grand Stalker„.
Über sich selbst sagen die Drei, so liest man es immer, dass sie Indiepop mit Gitarre, Bass und Laptop machen würden. Das Gefühl, dass Elster Club aber mehr sind, als nur dass, und nicht zu dem Einheitsbrei gehören, der Ähnliches über sich verlauten lässt, verbreitet sich so schnell, dass man diese profane Selbsteinschätzung schnell über Bord wirft. Obwohl Johannes an höchstmodernstem Gerät hantiert, und Thomas und Christian an herkömmlichen Gitarren, sind Elster Club eine Zeitreise in vergangene, sonnigere, unbeschwertere Tage.
„I Come Along“ könnte als erster Track der Platte nicht besser auserwählt sein, denn er klärt sogleich die Fronten: Es darf getanzt werden! Fast ist es wie zu Mutti’s Zeiten, denn was in „I Come Along“ oder „Say Hello“ rhythmisches Händegeklatsche ist, sind in einem jeden der anderen Tracks Christian’s eingängige Basslinien, Johannes‘ ausgefallene Soundfrickeleien und Thomas ganz eigene Stimme, die sogar auf die Tanzfläche zerren, wer sonst nur mit dem Fuß wippend abseits sitzt und zusieht.
Zugegebenermaßen, beim Ersthören mag einen mal das Gefühl beschleichen, manche Melodie würde sich in den Songs immer mal wiederfinden. Man muss einigen der Tracks Zeit geben, nach und nach noch ihren eigenen Charme zu entwickeln, denn den haben sie alle. Mit Ausnahme eines Songs, der sich sofort im Gehörgang festsetzt. Was auf ihrer EP noch „POP!“ war, hat sich auf ihrer LP zu „Marie Anne“* gemausert. Dieser Song nämlich (Übrigens für Lau zu haben!) ist der Übertrack der Platte, den man erstmal gar nicht oft genug hören kann.
Es gibt Bands, die man einfach lieb haben muss. Man kann ganz einfach nicht anders, ihre Mitglieder sind ursympathisch, das weiß man schon, bevor man sie kennen gelernt hat, ihre Songs jagen unweigerlich ein fröhliches Lächeln über ein jedes Gesicht und ihre Konzerte sind so energiegeladen, dass man noch Tage später davon zehrt. Und dann bringen solche Bands ein erstes Album raus, das einen letztlich ganz genauso überzeugt. Say Hello, my friend, zu Elster Club.
Wer sich davon selbst überzeugen will (und unbedingt soll!), dem sei gesagt, dass Thomas, Johannes und Christian noch in deutschen Landen umherirren:
30.03.2012 Stuttgart – verlegt in „Schacher – Raum für Kunst – Galerienhaus“!
08.04.2012 Berlin – Lovelite (VelocitySounds Labelabend mit I Am In Love)
09.04.2012 Hamburg – Astra Stube (VelocitySounds Labelabend mit I Am In Love)
14.04.2012 Greifswald – Kiste (+ I Am In Love)
18.04.2012 Nürnberg – MUZ
04.05.2012 Düsseldorf – Brause
VÖ: „The Grand Stalker“ erschien am 24. Februar über VelocitySounds Records.