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Fehlfarben – Hier & Jetzt

Es ist zwei Jahre her, dass ich die Jubiläumscompilation „26 1/2“ von Fehlfarben in die Hände bekam. Schon damals war ich begeistert, dass diese Band alles etwas anders anzugehen scheint: Anstatt eines üblichen Best-Ofs wurde dort nämlich eine handvoll deutscher Künstler gebeten, eigene Interpretationen bekannter Fehlfarben-Songs darzubieten. Und nun, ein Studioalbum später, kommt auch eine Live-Platte: „Hier & Jetzt“.

Und zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung – das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – bestehen die Fehlfarben bereits seit nunmehr 30 Jahren. Davon sieht die Band bei dieser Platte aber komplett ab und verzichtet dahingehend auch auf Aufnahmen der kommerziellsten Erfolge „Ein Jahr (Es geht voran)“ oder „Club der schönen Mutter“. Das hier ist schließlich eine CD für Fans, die Fehlfarben mit Herz hören, die von Anfang an dabei waren oder sich ärgern, damals noch nicht dabei gewesen zu sein. Natürlich wird der geneigte Hörer die Träne darüber, dass Thomas Schwebel, der die größte Zeit der Fehlfarben-Geschichte Sänger war, auf diesem Dokument endgültig nicht mehr präsent ist, nicht verdrücken können, aber aktueller Fehlfarben-Sänger Peter Hein hat in den Achtzigern die Band mitgegründet und steht seit 2002 hinter dem Mikrofon, als ob er sein Leben lang nichts anderes getan hätte.

Wovon die Musik lebt und worauf auch bei diesen Liveaufnahmen der Fokus gelegt wird, ist der Gesang und natürlich die Texte, die die Musik so besonders machen. Kämen die Fehlfarben aus Hamburg anstatt aus Düsseldorf, wäre ja klar, von welcher „Schule“ man bei solchen Texten sprechen würde:

„Tausende von Augen sehen es mir an,
ich tue so, doch ich glaube nicht daran.
Ich mache alles fast genau wie ihr,
doch innen drin, da bleibt es leer.“

Zusätzlich zu den Klassikern wie „Paul ist tot“ oder „Die Internationale“ gibt es auch einen neuen Song zu hören, denen die Fehlfarben bisher nur live spielten: „www“. Auch dieser Song geht mächtig nach vorne und macht klar, dass mit dem Alter nicht nur die fortgeschrittene Weisheit kommt, sondern dass es vor allem noch immer eine Menge gibt, über die es zu schimpfen gilt und dass die Band dem Punk noch längst nicht den Rücken gekehrt hat.

Natürlich hängt auch dieser Live-CD das Bittere an, was jedem Kaliber diesen Typs anhängt: Die Frage, ob das wirklich sein muss und ob es nicht um einiges gehaltvoller ist, die Konzerte selbst zu besuchen, anstatt das heimische Wohnzimmer zum Club verwandeln zu wollen. Wer die Antwort dazu finden will, hat Ende April die Chance, die Fehlfarben im wirklichen „Hier & Jetzt“ auf Tour zu erleben.


VÖ: „Hier & Jetzt“ erscheint am 27.03.2009 auf Ata Tak.

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