Die Release seiner EP „Atomic Chaos“ liegt bereits einige Zeit zurück, doch sollte die Musik des Berliner Multiinstrumentalisten FEYR nicht untergehen. Kann sie eigentlich auch nicht, denn die vier Tracks der EP sind berauschend-schöne Stücke, die einen auf den ersten Akkord in Beschlag nehmen.FEYR weiß, wie man mit Spannung spielt. Denn viel mehr als das ein 29-jähriger Berliner Singer-Songwriter und Komponist hinter dem mytsischen Künstlernahmen und dem in athmosphärisches Schwarz-Weiß gehülltem Instagram-Profil steckt, lässt sich nicht in Erfahrung bringen. Noch dazu veröffentlichte FEYR die vier Tracks seiner ersten eigentlichen Veröffentlichung – „Atomic Chaos“ (VÖ: 15. Mai 2020 via The 5150/RAGEQUIT)- nur peau à peau.

Den Anfang machte „Atomic Chaos“, der Titeltrack der EP, am 3. April 2020. Während die Identität von FEYR Rätsel aufgeben mag, bahnt sich dieser erste Track durch die Unwissenheit – und balanciert dabei auf genau dieser Grenze zwischen Verschwommenheit und Klarheit. Wie eine Welle wirken die sanften Gesänge und akustischen Akkorde von „Atomic Chaos“ fast beruhigend, sind aber auch unberechenbar, denn für den Refrain wird der Wellengang stärker. Im letzten Drittel des Tracks drischt der Song wie Gischt ans Land. It flows, it’s lost and it can’t be retreat/It’s bigger than us.

In der Literaturwissenschaft spricht man von einem stream of consciousness – einer Erzähltechnik, bei der Gedanken bewusst in einer ungeregelten Folge wiedergegeben werden. Auch bei FEYR geht es um das Ineinandergreifen von Traum und Wirklichkeit, Zweifel und Hoffnung, Ordnung und Chaos. So unterstreichen es auch „Omens“ und „Dream State“. Mit der Veröffentlichung der EP am 15. Mai 2020 (via The 5150/RAGEQUIT) schließt sich der Kreis mit „Wildfire“, den FEYR zusammen mit dem kanadischen Singer-Songwriter Laurent Bourque schrieb. Tracks, die nach dem gleichen Prinzip funktionieren, und in dieser seltsamen Ausnahmesituation der Corona-Krise fast unwirklich eine Stimmung festhalten.

Es ist genau klare Unklarheit, wenn es so etwas gibt, in der die Faszination von „Atomic Chaos“ und den Kompositionen des Multinstrumentalisten FEYR liegt, der seine Stücke selbst schreibt, komponiert und produziert. Es ist sehr untertrieben, wenn man sagt, man wäre gespannt auf die erste LP.

VÖ: Atomic Chaos erschien am 15. Mai 2020 via The 5150/RAGEQUIT. Mehr Informationen auf der offziellen Website von FEYR.