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Former Ghosts – New Love

Als saisonale Unstimmigkeit ließe sich die Winterdepression betiteln, die dieser Tage über uns hereinbricht. New Love betitelten Former Ghosts den passenden Soundtrack dazu. Das Synth-Goth-Projekt Freddy Rupperts und Kollegen von Xiu Xiu und Zola Jesus wagt den zweiten Versuch, der – man mag es kaum glauben – noch düsterer, hallender und melancholischer ist, als alles andere jemals zuvor.

Former Ghosts sind ein Projekt unter der Schirmherrschaft Freddy Rupperts – der mit seinem Namen nicht nur für auffällige Konsonantenverdoppelungen steht, sondern als Elektronic Komponist und Produzent einmalige Dinge zu verschaffen mag. Nachdem er seiner Frickelei bei This Song Is A Mess But So Am I ein Ende setzte, tat er sich mit Jamie Stewart von Xiu Xiu, Nika Roza von Zola Jesus, und neuerdings Yasmine Kittles von Tearist zusammen, etwas Monumentales zu schaffen.

Mit Fleurs gab es den ersten Streich auf die Ohren. Kurzum synethischer 80er-Pop, der den Joy Division-Vergleichen nicht entkommen konnte. Kurzum, schnell als synthethischer Joy Division-Abklatsch gehandelt wurde. Der zweite Streich heißt New Love und braucht keine Vergleiche mehr, das experimentelle Trio dürfte sich mit diesem Album ihren eigenen Namen machen. In einem Wort lässt sich sagen, was man beim ersten Hören empfindet: Verstörung. New Love ist in seinen 13 Akten düster, mystisch, finster, melancholisch und todtraurig. Doch einige Songs schaffen es, den menschlichen Geist derart zu umwabern, dass man sich für seine einigen Minuten in einer anderen Welt glaubt.

The Days Will Get Along offenbahrt schon zu Beginn die Devise des Goth-Wave-Gespanns, der es nur viererlei Dinge bedarf: hallende Stimmen, klare, rar gehaltenen Drums, quäkende Sythesizer und todtraurige, den Seelenpein besingende Texte. So tanzt Chin Up etwas aus der Reihe, ist vorantreibender und melodischer, was eindeutig der Stimme Nika Rozas zu verdanken ist. Genauso And When You Kiss Me mit Tempo und eingehendem, wiederkehrendem Beat.

Alle Songs scheinen im Liebes- sogar Lebenswahn geschrieben worden zu sein, mit dem Hang zur nicht mehr nur melancholischen, verzweifelten, sondern fast morbiden Selbstbeweinerlichung. Taurean Nature, Until You Are Alone Again oder Only In Time spielen dabei ganz vorn mit, sind schlichter und besinnlicher gehalten. Nur gut aber, dass die Platte auch diese langsameren Stücke hat, andernfalls würde die dreiviertelstündige Platte seinen Hörer auf Nimmerwiedersehen in andere Sphären reißen.

Für all diejenigen, denen der Sinn nach Bewusstseinserweiterung steht und die sich in Gedanken an vergangene, verlorene Lieben verlieren wollen, ist die neue Platte der Hit. Noch nie dagewesener Synthpop der Extraklasse!


VÖ: New Love erschien am 09.November auf upset! the rhythm.

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