Startseite » Fotos | 21.09.2010 | Objekt 5, Halle

Fotos | 21.09.2010 | Objekt 5, Halle

Die Band Fotos veröffentlichte Anfang September ihr neues Album Porzellan. Dass die Hamburger Jung‘ nicht aus Porzellan sind, und es mit ihren gewitzten, nachdenklichen Texten schaffen, sogar das beengte Ambiente des Hallenser Objekt 5 zu erweitern – um ein weiteres mitreißendes Konzert einer Band, die man einfach mögen muss.

Nach und nach füllt sich das gemütliche, einem Kellergewölbe gleichendem Objekt 5, der Wintergarten ist eindrucksvoll beleuchtet, die Kronleuchter erstrahlen in ihrem Glanze, und mit einem Bier bewaffnet, erwarten die Gäste hungrig die Band, die noch vor Beginn des Konzerts hektisch durch die Meute wuselt. Mit dem akademischen Viertel treten die vier Jungs der Hamburger Band Fotos – Tom, Deniz, Beppo und Frieder – auf die Bühne, umwabert von den sphärischen Gesängen des Sängers Tom.

Stimmgewaltig und imposant rockig beginnen sie ihr Set, sogleich mit einem Song des neuen Albums, auch auf diesem der erste, um peinlich genau zu sein. So wie auch der Titel heißt, Schreit Alles, womit gleich klar wird: Für den Auftakt ihrer Record Release-Tour hätten sich Fotos kein besseres Publikum als das Halles aussuchen können. Wohl die gleiche Erkenntnisse hatte Sänger Tom getroffen, der nämlich begrüßte freudestrahlend das ihm schon bekannte Publikum, das er noch im April zusammen mit seinem Gitarre spielenden Pendant akustisch bespaßte.

Nun, endlich wieder zu viert, legen sie sogleich nach unter der Aufforderung die „wieder vereinte, etwas eingerostete Truppe“ zu unterstützen. Nach Angst, einem weiteren neuem Track, der wie auch seine Nachfolger nachhaltig beweisen wird, dass die neue Platte der Fotos weniger liebliche Töne säuselt, stattdessen bedeutungsschwangere, teilweise düster vertonte Gedichte vertont, spielen sie, zur Freude aller Anwesenden Es reißt uns auseinander. Spätestens jetzt aber ist der gegenteilige Effekt eingetreten: die Masse drängt sich immer weiter nach vorn an den Bühnenrand, jubelt, applaudiert und klatscht im Rhythmus der Fotos‘ Klänge, verlangt nach mehr und schweißt eher zusammen, als dass es sie auseinander reißt.

Es folgen Porzellan, Nacht und Mauer, alles samt Stücke, in denen Fotos, mit trommelnder und Special Effects einfügender Hilfe, Gitarren schmettern, Schlagzeuge gewaltig donnern und sowohl Toms als auch Deniz‘ Stimme an den Rand der Ekstase treiben lassen. Ähnlich wie die Nerven des Publikums, dass sich den neuen Songs hingibt, und live sogar Gefallen an Titeln gewinnen lässt, die zunächst nicht den Eindruck danach erweckten. Besonders Mauer hat es den in-der-erste-Reihe-stehenden angetan, sieht man doch einige zu den eingängigen Klängen mitsingen.

Die Mauer, die Sänger Tom besingt, reißt er spätestens dann ein, als er und seine Kollegen danach und bis zum „kurzen Verschnaufungspausenende“ mit alten Stücken nachlegen. Nicht fehlen durften Goldrausch, Viele, Ich bin für dich da, Wiederhole deinen Rhythmus, Komm zurück oder Explodieren und woran es auch nicht fehlte war der mit frenetischem Applaus dafür gebührende Dank.

Zwei Minuten gab sich das Quartett bis es nur noch als Duo auf der Bühne erschien. Für Ritt nämlich brauchte es nur das eingespielte Akustik-Duo aus Tom und Deniz, das in der heimelich beleuchteten, stimmungsvollen Athmosphäre des Objekt 5 leisere, nahezu romantisch anmutende Töne anspielt.

Überwältig von dem Anklang, den das noch jungfräuliche Album findet, entscheiden sich Fotos kurzer Hand auch noch Raben zu spielen, ehe sie mit Wellen und auch nicht ohne Giganten gespielt zu haben, den Abend beenden und sich in die weite Welt hinaus verabschieden. Von einer deutschlandweiten Tour kann bei den Fotos nämlich nicht mehr die Rede sein, zieht es sie im kommenden Jahr auch nach Lybien, Pakistan oder Ägypten.

Kein Zweifel jedenfalls besteht darin, dass sie nicht auch fern ihres Heimatlandes die Herzen ihrer Zuhörer im Sturm erobern können. Das sowohl mit Titeln der alten Alben, allemal aber auch mit denen der neuen Platte Porzellan. Man muss sie einfach lieben, komme was wolle. Drum heißt es Tasche geschnappt und eines ihrer Konzerte mitgenommen, wo Fotos noch gastieren, sieh einfach nach und zwar hier.

Wir freuen uns über deinen Kommentar: