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Fukkk Offf im Interview

Es ist gar nicht lang her, dass das Debütalbum „Love Me Hate Me Kiss Me Kill Me“ von Fukkk Offf in die Läden kam und großen Anklang in der Electro-Szene weltweit fand. Nun steht auch noch eine ausgedehnte Tour zum Album an und daher dachten wir uns, dass es passend wäre, da nochmal genauer nachzuhaken. Wir trafen uns diese Woche mit Bastian Heerhorst, dem Kopf hinter dem Projekt, zu Bier und Bionade am Haus 73 auf der Hamburger Schanze.

Du wohnst ja in Hamburg, bestimmt nicht ohne Grund. Denkst du, dass Hamburg eine gute Stadt für elektronische Musik ist?

Bastian: Auf jeden Fall ist Hamburg eine gute Stadt für elektronische Musik. Ich denke es ist sogar die beste Stadt dafür. Ich hab vor drei Monaten echt mit dem Gedanken gespielt, nach Berlin zu ziehen, aber hab mich dann doch dazu entschlossen, meiner Stadt treu zu bleiben. Es gibt hier viele gute Musiker. Viele meiner Freunde, mit denen ich auch gerne musikalisch was gemacht hab, sind leider schon weggezogen, aber trotzdem bietet Hamburg noch extrem gute Möglichkeiten, elektronische Musik unterzubringen. Ich bin auch schon in Hamburg geboren, daher ist das hier einfach meine Stadt.

In vielen Rezensionen zu deinem neuen Album wurde geschrieben, dass deine Musik sehr international, also nicht typisch deutsch, klingt. Denkst du auch, dass das so ist?

Bastian: Nicht unbedingt. Also klar, ein typischer Hamburger Sound ist das jetzt sicherlich nicht, aber gerade Techno-Musik klingt ja immer leicht international. Vielleicht hängt das auch ein bisschen mit meinem Label zusammen, das aus New York kommt. Wenn die Leute das sehen, denken die automatisch, dass ich irgendwie auch aus den USA oder vielleicht aus Paris kommen muss. Ich hab schon irgendwie diesen Franzosen-Sound, das geb ich zu. Aber wenn man genau hinhört, dann stolpert man auch über die Hamburg-Einflüsse.

Wenn man ein bisschen über dich und deine Musik recherchiert, dann findet man auch noch andere Projekte von dir. Eines zum Beispiel unter deinem bürgerlichen Namen.

Bastian: Ja, das sind die alten Sachen, die ich just for fun angefangen hatte. Und mit denen ich, um ehrlich zu sein, auch am meisten Spaß hatte, nur leider keinen Erfolg. Aber ich hab auch vor, da bald mal wieder was in Angriff zu nehmen von den älteren Geschichten, zusammen mit einem Kumpel. Das wird dann eher minimal, aber schon auf die Fresse. Längst kein New Rave, aber doch so Sachen, die man normalen Technoclubs laufen lassen kann. Das hab ich mir fest vorgenommen, dass ich mich mit meinem Kumpel wieder zusammensetze und das wiederbelebe, sobald die Geschichte mit dem Fukkk Offf-Album durch ist.

Also sind die Sachen keinesfalls auf Eis gelegt wegen Fukkk Offff?

Bastian: Nee, auf keinen Fall. Aber derzeit fehlt eben leider ein bisschen die Zeit dafür.

Um nochmal zum Album zu kommen: Ein Großteil der Gesangparts kommt vom Computer. Aber wo stammen die realen Vocals her?

Bastian: Die Raps hat mir Sean, das ist der Labelchef von Cocomachete, rübergeschickt. Der kennt viele Leute aus der Musikszene und da hat er ein paar Leute angehauen, da was für mich aufzunehmen. Leider hab ich bisher nur ein paar von denen kennenlernen können.

Dein Song „Rave is king“ ging ja ziemlich ab und war innerhalb kürzester Zeit ein Riesenhit in der Szene. Wie war das für dich?

Bastian: Das war so, dass gerade „Rave is king“ eine Art Zufallstrack war. Sean hat gebeten, dass ich da noch ein, zwei Stücke bastel, dass wir eben B-Seiten haben für eine Single. Und dann hab ich „Rave is king“ in fünf Stunden mal eben schnell produziert. Und dass das dann so ein derber Hit wird, hätte ich ja auch nie gedacht. Das Problem an der Sache ist, dass viele mich leider schon auf diesen einen Hit reduzieren. Ich mein, das ist auch okay, ich steh auf jeden Fall zu dem Lied. Aber was mich im Nachhinein eben ein bisschen ärgert, ist die Tatsache, dass ich nicht wirklich drüber nachgedacht hab, was ich da anrichte, wenn ich einen Song mit den Worten „Alcohol, drugs, overdrive, noise“ raushaue. Jetzt ist der so groß geworden und ich muss die ganzen Kids ansehen, die vollkommen zugedröhnt diesen „Drogensong“ abfeiern, mitsingen und sich dabei Pillen einschmeißen. Ich selbst nehm gar keine Drogen. Und da hab ich aber wohl unterschätzt, dass man als Musiker eben auch ein bisschen Verantwortung trägt. Aber von mir ist das auf jeden Fall als Ironie gemeint und wer das nicht checkt, hat sowieso irgendwas nicht verstanden.

Ich hab bei dir auf der Myspace-Page gesehen, dass du einen Remix zu „Oh Jonny“ gemacht hast. Hat Jan Delay bei dir dafür angefragt?

Bastian: Ja, Jan hat bei mir danach gefragt und das hat mich derbe gefreut, dass er das getan hat. Wir kommen ja beide aus Hamburg. Der Remix wird dann auch auf der Single zu „Oh Jonny“ mit drauf sein. Das war echt super, dass das noch geklappt hat. Das war nämlich ziemlich spontan und ich war zu der Zeit im Umzugsstress und war schon kurz davor, das Angebot kicken zu müssen. Aber dann hab ich noch die Chance gekriegt, mir fünf Stunden Zeit genommen und das fertig gemacht.

Gibt es denn irgendwelche DJs, mit denen du gerne mal zusammenarbeiten würdest?

Bastian: Da gibt es einige, auf jeden Fall. Mein absoluter Lieblingsproduzent zur Zeit ist Siriusmo. Seinen Kram find ich richtig geil, der kriegt das gut hin mit seinem Funksound. dem würde ich gerne mal über die Schulter gucken und sehen, wie er das macht. Ansonsten find ich auch SebastiAn aus Paris an aktuellen DJs noch genial.

Denkst du, dass das realistisch wäre, dass ihr mal zusammenkommt?

Bastian: Nee, ich denke nicht. Jeder kocht seinen eigenen Brei. Und ich bin auch gar nicht der Typ dafür, der mit anderen Leuten am Schreibtisch sitzt und was produziert. Ich hock lieber allein in meinem stillen Kämmerlein.

Gibt es irgendeinen Remix, der von einem deiner Songs gemacht wurde, den du besonders gelungen findest?

Bastian: Was der Oberhit ist, ist der Zodiac Cartel Remix von „Rave is king“. Das ist sogar der eigentliche Hit, den die wirklich guten DJs alle auflegen. Das muss ich auch ehrlich zugeben, der ist bestimmt nochmal doppelt so gut wie mein Original. Da hab ich jetzt grad ein Video bei Youtube entdeckt, wo Moby das Ding sogar spielt. Da dacht ich dann auch: ‚Wow! Schade, dass er nicht mein Lied spielt.‘ – Super ist es natürlich trotzdem.

Kommen wir zu deinem Namen: Fukkk Offf. Und dazu der provokative Mittelfinger auf dem Cover deiner Platte. Darf man das auch ironisch verstehen, oder ist das schon härter gemeint?

Bastian: Es ist eine Aggro-Haltung. Wenn du das mal vergleichst, meine alten Sachen, die du ja auch gehört hast, die waren ja noch um einiges lieblicher. Und irgendwann hatte ich halt mal Lust, mit meiner Musik auch richtig auf die Fresse zu geben. Und als ich diese ganze Ideen hatte, war ich sowieso nicht so gut drauf und dann dachte ich mir: Fukkk Offf, das ist es, das passt gut zu dem Sound.

Denkst du es ist marketingtechnisch klug gewesen, den Weg zu gehen?

Bastian: Auf jeden Fall. Viele Leute stolpern darüber und denken sich vielleicht: ‚Was für ein bescheuerter Name‘, aber werden genau deswegen auf die Musik aufmerksam. So schlecht ist der Name also im Nachhinein nicht, selbst wenn es im ersten Moment vielleicht ein bisschen komisch ankommt.

Aber für die Media Markt Regale ist dein Album wohl nicht geeignet.

Bastian: Ich hab sogar gelesen, dass es schon bei Saturn stehen soll, aber hab mich da noch nicht hingetraut. Für Amerika ist das natürlich noch ein bisschen komplizierter. Mein Chef hat ganz besorgt wegen des Mittelfingers angerufen, aber ich wollte das halt unbedingt. Das Cover hat halt auch ein Kumpel von mir gemacht, Typeholics, der auch schon für Peter Fox, Fettes Brot und International Pony designt hat. Und ich hab ihn halt aus eigener Tasche für das Design bezahlt, weil es mir so viel wert, dass er das macht. Ich liebe dieses Cover und den Mittelfinger als Symbol. Selbst wenn es primitiv scheinen mag – Aber letztendlich ist die Musik ja auch nicht so intellektuell, da passt das schon gut.

Am Freitag geht ja deine richtig große Tour los. Die beginnt hier in Hamburg und führt dich quer durch aller Herren Länder. Was denkst du, wie das wird?

Bastian: Das wird bestimmt eine Menge Spaß, ich muss nur aufpassen, dass ich mich mit dem Alkohol ein bisschen zurückhalte. es ist halt auch Arbeit, da kann ich nicht jeden Abend richtig feiern. Ich bewunder die Leute, die es schaffen, wirklich jeden tag woanders zu sein, das könnte ich nicht. Aber so wie das jetzt geplant ist, werd ich das schon irgendwie hinkriegen und ich freu mich riesig darauf. In Hamburg wird das am Freitag jetzt bereits das dritte Konzert diesen Monat, ich denke das reicht dann auch erstmal. In dieser Stadt kann man sich wirklich totspielen. Bald hab ich jeden Club gespielt, da hat dann auch keiner mehr Bock drauf. Aber dieses eine Mal wird es sicher noch geil und dann ist Samstag Berlin dran. Aber worauf ich so richtig gespannt bin, ist Reykjavik. Da hab ich dann auch fünf Tage Zeit und das werd ich nutzen, um einen kleinen Sightseeing-Trip da zu machen.

Wie kam das eigentlich zustande, dass du auf der Tour sogar so weit weg reisen kannst?

Bastian: Es kamen tatsächlich so viele Anfragen. Letztendlich hab ich das alles Myspace zu verdanken. Das ganze Projekt Fukkk Offf ist quasi durch Myspace entstanden. Ich hab da einen Song hochgeladen und schon ging das los mit Anfragen von Labels und mit ersten Konzertterminen. Das Internet ist schon sehr wichtig für Musik.

Das denken wir auch. Vielen Dank für das Interview.

Bastian: Alles klar, danke!

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